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24. Sep 2025

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Gesundheit

„Ich möchte nicht einen Tag jünger sein“ – mit Atze Schröder

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Boris Breuer

In seinem neuen Programm „Lovemachine“ geht es um mehr als nur Lacher. Atze Schröder feiert die Rückkehr zum Menschlichen – mit all seinen Ecken, Kanten und grauen Haaren. Im Gespräch spricht er über Selbstoptimierungswahn, Trauerarbeit, Gesundheit – und das Glück, einfach mal alt zu werden.

Herr Schröder, in Ihrem neuen Programm dreht sich alles um echte Nähe. Was vermissen Sie im analogen Miteinander am meisten? Absicht. Dass Menschen sich wirklich mal fragen: Was will ich eigentlich? Was tut mir gut? Heute funktioniert so vieles nach außen – ob bei Instagram, im Job oder in Beziehungen. Immer im besten Licht, aber nie echt. Ich wünsche mir mehr Mut zur Unvollkommenheit, mehr Mut zum Menschsein. Dieses Ganze Sich-selbst-optimieren macht auf Dauer einsam.

Sie werden bald 60. Viele hätten da Angst vor Falten und anderen Unannehmlichkeiten. Sie nicht? Null. Ich genieße das Alter sogar. Ich möchte wirklich nicht einen Tag jünger sein. Letztes Wochenende habe ich vor 3.000 Leuten in Bremen gespielt. Und da habe ich gesagt: Leute, wir kommen eh alle nicht lebend hier raus – dann lasst uns wenigstens das Leben feiern! Eine junge Frau hat mir danach geschrieben, dass ihr Vater Tränen in den Augen hatte. Das zeigt doch: Wir sehnen uns alle nach Tiefe. Nicht nach Sixpacks oder Smoothies.

Wie schafft man echte Nähe in einer Welt, die sich immer schneller dreht? Indem man erstmal bei sich ankommt. Nähe beginnt mit Selbstakzeptanz. Wenn du nicht echt bist, spüren das andere sofort. Ich bin super kontaktfreudig, setze mich draußen einfach zu Leuten an den Tisch. Meine Freundin sagt: Wenn du irgendwann mal mit einem Hund an der Alster spazieren gehen solltest, kommst du mit fünf Telefonnummern zurück. So entsteht Nähe – durch Neugier, durch Offenheit, nicht durch perfekte Profile.

Sie sprechen offen auch über Ihre Therapie. Was hat sie mit Ihnen gemacht? Eine ganze Menge. Als mein Vater plötzlich starb – wir hatten uns gerade noch die Hand gegeben – dachte ich: Alles ist geklärt. War es aber nicht. Die Trauer kam später, heftig und unerwartet. In der Therapie habe ich dann tiefer gegraben. Alte Geschichten, familiäre Muster – das alles hat plötzlich Sinn ergeben. Es hat mir geholfen, nicht nur zu verstehen, sondern zu vergeben. Und das war wirklich heilsam.

Im Podcast „Betreutes Fühlen“ diskutieren Sie mit Leon Windscheid über große Gefühle – was war das Überraschendste, das Sie über sich selbst gelernt haben? Dass ich wirklich trauern muss. Ich, der immer sagt: Tod gehört zum Leben. Aber als es so weit war, hat es mich umgehauen. Ich hatte immer gedacht, ich sei ein nach vorne schauender Typ, den nichts erschüttern kann. Aber echte Trauer will gefühlt werden – nicht weggegrinst. Das hat mir geholfen, menschlicher zu werden. Und genau darum geht es doch bei „Schönheit Mensch“. Trauer ist kein Defekt, sondern ein Zeichen von Tiefe.

Wie sieht bei Ihnen ein schlechter Tag aus – und was hilft dagegen? Schlechter Tag heißt bei mir: keine Energie, keine Lust. Dann helfen Bewegung, Musik, gutes Essen – oder einfach mal nichts tun. Früher hätte ich gesagt: Bier auf, Problem zu. Heute trinke ich kaum noch. Vielleicht einmal im Monat. Der Trick ist: sich selbst was Gutes tun, ohne sich zu betäuben. Und ja, ein gutes Abendessen kann da Wunder wirken – zum Beispiel von meiner Freundin. Die ist nämlich eine verdammt gute Köchin.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich in Sachen Gelassenheit, Glück und Gesundheit gern mit auf den Weg geben? Sei nachsichtiger mit dir. Und trink weniger! Ich hab‘ echt zu viel gesoffen früher – jede Tour, jede Party mitgenommen. Nicht pathologisch, aber eben zu viel. Heute bin ich froh, dass ich das nicht mehr brauche. Ich bin klarer im Kopf, wacher im Herzen. Und ich bin trotzdem noch der gleiche Atze – nur mit weniger Restalkohol. Humor braucht keinen Kater.

Und was bedeutet für Sie ganz persönlich „Schönheit Mensch“? Menschen mit Macken, Menschen mit Geschichte. Die finde ich schön. Nicht dieses Glatte, Sterile. Ich liebe schräge Vögel, auch komplizierte Charaktere. Schönheit hat für mich nichts mit dem Gesicht zu tun, sondern mit dem Blick, mit Haltung und Charakter. Ich will mit 80 aussehen wie ein verwitterter Alm-Öhi. Und Narben? Die trägt man mit Würde.

Live-Programm

Atze Schröder ist zurück mit LOVEMACHINE – einer Liebeserklärung ans Echte: Nähe statt Emojis, Gefühl statt WLAN. Sein neues Live-Programm ist ehrlich, witzig und menschlich. Für alle, die wissen wollen, wie Liebe ohne App geht.

Mehr Infos: www.atze-schroeder.de

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.