4. Apr 2024
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Gesellschaft
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Foto: Kelly Sikkema / unsplash, Presse
Im Gespräch mit der Finanzjournalistin und Buchautorin Jessica Schwarzer.
Jessica Schwarzer, Buchautorin und Finanzjournalistin
Sie sagen von sich selbst, dass Sie leidenschaftliche Aktionärin sind. Diese Leidenschaft teilen die wenigsten mit Ihnen. Vor allem Frauen scheuen das Risiko Börse…
Leider investieren nur nur 12,3 Millionen Deutsche, nur 4,7 Millionen davon sind Frauen. Da gibt es definitiv Nachholbedarf, allerdings auch bei den Männern. Deutschland ist leider kein Land von Aktionären. Es gibt viele Vorurteile. Die Börse sei gefährlich, der Verlust mehr oder weniger garantiert. Das ist aber Unsinn. Langfristig bringen Aktien bei breiter Risikostreuung eine Rendite von durchschnittlich sechs bis acht Prozent – allen Turbulenzen und Crashs zum Trotz. Darauf sollten wir bei unserem langfristigen Vermögensaufbau und unser Altersvorsorge nicht verzichten.
Doch genau das tun die meisten Deutschen. Warum?
Wir sind ein Volk von Sparerinnen und Sparern. So werden wir erzogen. Es ist auch ein Thema der finanziellen Bildung. Wir lernen weder in der Schule, noch in der Ausbildung und zum Teil noch nicht einmal im Wirtschaftsstudium, was Aktien oder Anleihen sind, wie Geldanlage und Vermögensaufbau funktionieren. Das müssen wir uns selber aneignen. Zum Glück tun das immer mehr Deutsche und entdecken die Börse für sich.
Stichwort Altersarmut - wie kann ich meine Altersvorsorge denn verbessern?
Bei der Altersvorsorge haben wir die drei Säulen gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. Besonders auf die dritte Säule sollten wir unseren Fokus legen. Ich bin ein großer Fan von Fonds- oder ETF-Sparplänen. Das ist eine super Möglichkeit für Frauen, aber natürlich auch für Männer, sehr flexibel für das Alter vorzusorgen, denn man kann die Raten jederzeit problemlos anpassen, erhöhen, aussetzen oder Anteile verkaufen.
Ist es nicht furchtbar kompliziert, in Aktien zu investieren?
Eine erfolgreiche Börsenstrategie kann ganz einfach sein. Ein einfach strukturiertes Depot kann zum Beispiel zu 50 Prozent aus Aktien und zu 50 Prozent aus Anleihen bestehen. Ich würde solide Unternehmensanleihen mit guter Bonität aus dem Euroraum nehmen, am besten über Anleihe-ETFs, also börsengehandelte Indexfonds. Dazu einen globalen Aktien-ETF, beispielsweise auf den MSCI All Country World. Damit habe ich zwei Papiere, die ich kaufen und besparen kann. In den vergangenen fünf Jahren brachte das eine Rendite von 18 Prozent, nach zehn Jahren 70 Prozent.
Worauf muss ich achten, wenn ich Geld an der Börse anlege?
Grundsätzlich sollten Anlegerinnen das Risiko breit streuen und auf viele verschiedene Aktien setzen – das geht am besten mit Fonds und ETFs. Und sie sollten das Geld immer auf mehrere Anlageklassen verteilen, also nicht nur auf Aktien setzen. Anleihen sind eine gute Idee, Gold als Beimischung willkommen, auch Immobilienfonds können eine Alternative sein. Wichtig dabei: Meine Geldanlage muss zu mir, meiner Risikoneigung, meiner finanziellen Situation und meinen Zielen passen.
Es gibt wieder Zinsen, teilweise sogar recht hohe. Ist das einen Blick wert?
Tagesgeld ist sicher wieder interessanter. Bei den aktuellen Angeboten mit fünf Prozent Zinsen handelt es sich aber meist um zeitlich begrenzte Lockangebote, um neue Kunden zu gewinnen. Bei Angeboten ausländischer Banken sollte man prüfen, ob der deutsche oder europäische Einlagenschutz gilt. Wer steckt dahinter, wie lange gibt es diesen Zinssatz, wie solide ist das Institut? Wenn alles gut aussieht, kann man sein Geld dort anlegen. Bessere Renditen bringen aber auf lange Sicht sicherlich Aktien.