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4. Jun 2024

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Gesellschaft

Eine nachhaltige Entwicklung der Modebranche ist unabdingbar – Ein Beitrag von Scott Lipinski

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Foto: Nela Koenig

„Sustainable Fashion“ ist weit mehr als ein Trend – es ist eine Notwendigkeit. Die Modebranche steht vor enormen Herausforderungen, die nicht nur unsere Gesellschaft, sondern vor allem auch die Umwelt betreffen. Um die gesetzten Klimaziele des europäischen Green Deals zu erreichen und der erste klimaneutrale Kontinent zu werden, bedarf es eines gesellschaftlichen Wandels – die Mode- und Textilbranche spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Die gesamte Industrie und explizit Fast Fashion hat einen immensen Einfluss auf die Umwelt. Sie verursacht jährlich 2,1 Billionen Tonnen CO2-Emission – mehr als alle Flugzeuge und Schiffe zusammen. Durchschnittlich werden 40 Prozent der Kleidungsstücke, die wir im Schrank haben, nicht getragen und landen teilweise sogar ungetragen im Müll. Zudem mangelt es noch an der Qualität und Recyclingfähigkeit der Materialien – 60 Prozent der Textilien auf dem Markt bestehen nach wie vor aus Plastik und können daher nur bedingt in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden.

Der Weg hin zu einer nachhaltigen Modebranche beginnt bei jedem Einzelnen und erfordert ein tiefgreifendes Umdenken und eine Sensibilisierung der Gesellschaft. Dazu gehören Themen wie der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, die schlechten Arbeitsbedingungen und Löhne in den weltweiten Produktionsstätten sowie die ökologischen Auswirkungen der Textilproduktion. Gerade in der heutigen Zeit, in der Fast Fashion vor allem bei der jüngeren Generation zur Normalität geworden ist, müssen wir uns dem schnellen und kurzlebigen Konsum entgegenstellen. Hier gilt es, frühzeitig Wissen zu vermitteln, bessere Alternativen aufzuzeigen und so ein Bewusstsein für die wahren Kosten der Mode zu schaffen.

Dabei stoßen wir jedoch auf ein zentrales Problem: das Wort „Nachhaltigkeit“ selbst. Es fehlt eine klare Definition, was nachhaltig eigentlich bedeutet. Dabei stellt sich die Frage – kann Mode als Konsumgut wirklich vollkommen nachhaltig sein? Durch eine teilweise negative Konnotation und Verallgemeinerung des Wortes hat es in den letzten Jahren an Wert und Aufmerksamkeit in der Gesellschaft verloren.

Betrachtet man jedoch die Auswirkungen von Fast Fashion und die daraus resultierenden Konsequenzen für unsere Umwelt und alle an der Produktion Beteiligten, wird schnell klar, dass eine nachhaltige Entwicklung der Modebranche unabdingbar ist. Ich sehe es daher als unsere Aufgabe an, nachhaltige Marken zu fördern, die Wertschätzung für Qualität und Langlebigkeit wieder in den Vordergrund zu rücken und dem Zeitgeist anzupassen.

EU-Regularien, wie die kürzlich in Kraft getretene Ökodesign-Verordnung, die die Vernichtung unverkaufter oder zurückgegebener Textilien verbietet, oder der geplante digitale Produktpass (DPP) sind notwendig, um die Transparenz und Verantwortung in der Modebranche zu erhöhen und einzufordern. Strengere Auflagen schränken Produzenten maßgeblich ein und animieren so dazu, veraltete Produktionsprozesse zu überholen. Durch diese Maßnahmen werden neue Standards gesetzt und gleichzeitig Anreize und Möglichkeiten für Verbraucher geschaffen, ihr Konsumverhalten nachhaltig zu ändern.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.