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30. Sep 2021

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Business

E-Mobilität und Energiewende gehören zusammen

Journalist: Katja Deutsch

Mithilfe der Elektromobilität soll es gelingen, den Verkehrssektor mit seinen unvermindert hohen CO2-Werten zu dekarbonisieren. Der Erfolg für dieses Projekt hängt nicht nur von der Fahrzeugindustrie und dem Verkehrssektor ab, sondern auch von der Energiebranche und ihrer erfolgreichen Produktion von grüner Energie. „Die beiden Dinge Elektromobilität und Erneuerbare Energien ergänzen sich ideal und gehören zusammen“, sagt Markus Emmert, Vorstandsmitglied Bundesverband eMobilität (BEM). „Nichts ist sinnloser, als ein E-Auto, das mit Kohlestrom fährt und ein Energiespeicher, der nur einseitig genutzt wird.“


Markus Emmert, Vorstandsmitglied Bundesverband eMobilität (BEM); Foto: BEM e.V.

Im Bereich Energiewandel gibt es gute Fortschritte. Leider kommen diese nur ungenügend im Verkehrssystem an, denn immer noch fehlen flächendeckende, verlässliche und für jedermann zugängliche Ladepunkte. „Bis zum Jahr 2030, wo wir von zehn Millionen E-Fahrzeugen ausgehen, benötigen wir rund 400.000 Ladepunkte, davon 300.000 normale und 100.000 Schnelladepunkte“, so Markus Emmert. Derzeit haben wir in Deutschland rund 45.000 öffentliche Ladepunkte. Es müssten aber bereits doppelt so viele sein, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Doch dafür sind immer noch zahlreiche Veränderungen notwendig, vor allem im Kopf: So wird die Beladung mit Strom zu 85 Prozent im privaten Bereich und beim Arbeitgeber stattfinden. Strom muss also dort verfügbar sein, wo geparkt wird – und das zu EU-weiten Standards.

Hier ist viel zu tun. Weiterhin muss das Verständnis für grüne Energie gestärkt werden: Regenerative Energie aus Wind und Strom fällt nicht konstant an, sondern differiert nach Tageszeit und Wetterlage. Doch gibt es neben diesen auch grundlastfähige EE-Erzeugungsanlagen, wie Wasserkraft und geothermische Anlagen. Batterien werden helfen, eine konstante Energieversorgung zu sichern, in dem sie als die notwendigen Zwischenspeicher fungieren. Hier werden Millionen an Fahrzeugbatterien einen Beitrag leisten können, Stromreserven zu bilden und das Netz zu sichern. „Diese Technologie, die man Vehicle-to-Grid nennt, braucht eine regulatorische Öffnung“, so Markus Emmert. „Das Endkonsumenten ins Stromnetz einspeisen, hat es bisher nur im Bereich der Solarenergie gegeben.“ In Zukunft können das jedoch auch Fuhrparkmanager tun und damit Geld verdienen. Mit einer eigenen PV-Anlage auf den Dächern der Produktionshallen wird das zu einem profitablen und ökologischen Zusatzprofit. 

Allerspätestens hier wird deutlich, dass Mobilität und Energie in Zukunft zusammenarbeiten müssen. Es wird höchste Zeit, dass Politik und Verwaltung den Zusammenhang verstehen, um die Möglichkeiten dieser neuen Verbindung auch industriell zu fördern und für Konsumenten nutzbar machen. Die Nutzer dürfen sich auf Anwendungen freuen, die technisch höchsten Standards entsprechen und ökologisch im Einklang mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit stehen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Be-schaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.