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29. Sep 2022

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Wirtschaft

Energiekrise als Herausforderung und Chance

Journalist: Theo Hoffmann

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Foto: Marek Piwnicki/unsplash

Wir wollten weg von Kohle, Gas und Atomstrom und werden vom Ukraine-Krieg, der Inflation, aber auch von Fehlentscheidungen der Politik aufgehalten.

Wunschdenken und Realisierung liegen beim Ausbau Erneuerbarer Energien gerade bei uns in Deutschland oft weit auseinander. Vieles wurde angemahnt, beschlossen und durch zahlreiche Faktoren dann wieder behindert. Bei den Windkraftanlagen, die bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen, waren wir ja auf einem guten Weg, Ende 2021 konnten immerhin circa 30.000 Windkraftanlagen bereits ein Viertel des deutschen Stroms liefern. Doch immer wieder kommen Entwicklungen wie diese ins Stocken. Durch Widerstände von Bürgern, in deren Nähe Windkraftanlagen gebaut werden sollen, aber auch durch Behörden, Genehmigungsverfahren und nicht zuletzt durch Fehlentscheidungen der Politik. Wie war das noch mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, dem EEG, das feste Einspeisevergütungen für regenerativ erzeugten Strom garantieren sollte? Oft waren die EEG-Vergütungen bereits ausgelaufen, bevor man überhaupt etwas damit verdienen konnte, Investitionen in die Windenergie-Branche oder die Photovoltaik, ja überhaupt in erneuerbare Energien müssen sich aber nun mal langfristig rechnen und es bedarf einer verlässlichen Unterstützung.

Im Energiesektor sollen die Emissionen bis 2030 auf 175 bis 183 Millionen Tonnen CO2 sinken und erhebliche Einsparungen erbringen. Schrittweise will man aus Kohle, Gas und Atomkraft aussteigen und die Energieeffizienzen steigern. Doch dann kamen die Kriegsmisere in der Ukraine und die Energiekrise mit ungeahnten Folgen für ganz Europa, ja die ganze Welt . Nun stürzt das Kartenhaus aller Pläne in sich zusammen. Es kommt jetzt darauf an, die negativen Folgen für die Wirtschaft, die Gefahr einer Rezession, in die unser Land zu rutschen droht, abzuschwächen und dabei auch zu prüfen, ob die Energiekrise bei allem Schrecken nicht auch eine Chance für den Ausbau der Erneuerbaren Energien darstellen kann. Immerhin zwingen uns die explodierenden Preise für Gas ja förmlich dazu, den Umbau zu beschleunigen.

Die Bundesregierung tut einiges, um das zu befördern. Nur muss sie es konsequent, transparent und langfristig verlässlich tun. Das Gesetz zur Vereinfachung der Planungs- und Genehmigungsverfahren mit neuen Abstandsregeln und Versprechen finanzieller Vorteile für die Kommunen in der Windenergie sind ein Weg. Den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen ohne Deckelung zu fördern ein anderer. Vieles, was die Bundesregierung in ihrer Energieeffizienzstrategie 2050 bereits im Jahr 2019 beschlossen und sich für die Dekade 2021–2030 im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE 2.0) vorgenommen hat, wurde ja auch umgesetzt. Aber es ist zu wenig, und es wird immer weniger durch die gewaltige Krise, die wir gegenwärtig zu bewältigen haben.

Wir brauchen Investitionen in neue Technologien, die eine echte Transformation darstellen. Wir brauchen Unterstützung für die Forschung, die etwa an der Entwicklung der Nutzung Grünen Wasserstoffs arbeitet und vieles mehr. In einer Zeit, in der wegen der Energiekrise und des Krieges die Produktionen großer Industriekonzerne heruntergefahren werden und viele Firmen Insolvenz anmelden und Menschen ihre Arbeit verlieren, ist auch die Energiewende gefährdet. Wir müssen aufpassen, dass Wunschdenken und Realisierung der Energiewende in einer Zeit wie dieser nicht noch weiter auseinanderdriften.

Die Ausbauziele für die erneuerbaren Energien waren schon auf einem guten Weg. Bis 2030 wollte die Bundesregierung einen Anteil am Stromverbrauch von 65 Prozent erreichen. Für Windenergie auf See sollte das Ausbauziel für das Jahr 2030 bei 20 Gigawatt liegen. Doch nun diskutieren wir über Verlängerung von Laufzeiten der Atomkraftwerke.

 

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.