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30. Sep 2021

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Gesellschaft

Energiemix und Strom-Sharing

Journalist: Helmut Peters

Die Zeit großer Kraftwerke zur Nutzung fossiler Energieträger nähert sich ihrem Ende. Die Zukunft sind vernetzte Batteriespeicher erneuerbarer Energien.

Das Ende fossiler Energieträger in naher Zukunft ist besiegelte Sache. Und doch wird es noch Jahre dauern, bis wir aus regenerativen Energiequellen vollständig, unabhängig und sicher versorgt werden können. Vor allem die Politik muss hier handeln, um ihr Ziel zu erreichen, allein in unserem Land die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 % gegenüber 1990 zu senken. Deutschland will bis zur Mitte des Jahrhunderts weitgehend treibhausgasneutral sein. Dazu bedarf es richtiger Rahmenbedingungen, kluger Planung und erst recht kluger Köpfe für die Umsetzung.

Rachel Kyte, Chief Executive Officer of Sustainable Energy of All und Special Representative of the United Nations Secretary-General for Sustainable Energy for All, sagte auch mit Blick auf die weltweite Energieversorgung: „Nachhaltige Energie bedeutet aber auch, dass wir immer mehr erneuerbare Energien im Energiemix vorhalten. Das ist eine globale Herausforderung für alle Länder. Es geht aber auch um die Verbesserung der Energie-Effizienz: Was machen wir mit der produzierten Energie? Das ist eine große Herausforderung für alle energieintensiven Volkswirtschaften, einschließlich derer in Europa.“ Dieser Energie- oder Strommix ist umso wichtiger, als bei den erneuerbaren Energien Kräfte zur Energiegewinnung wirken, die wir nur bedingt steuern können. Auf den Strom aus konventionellen Kraftwerken können wir uns konstant verlassen, das Ökostrom-Angebot ist aber vom Wetter, von der Jahreszeit und der jeweiligen Region abhängig, in der die Energie gewonnen wird. Darum ist es nur sinnvoll, die Energiequellen miteinander zu verkoppeln. Wenn mal zu wenig Windkraft vorhanden sein sollte, weil Windstille zum Beispiel in der Region der Windkraftanlagen in der Ostsee herrscht, kann das Defizit durch andere Energieträger oder durch Windstrom aus entfernteren, windigeren Gegenden ausgeglichen werden. Dafür aber bedarf es genügend Speichermöglichkeiten für Ökostrom, die je nach Bedarf angezapft werden können. Das klingt leichter, als es ist. Voraussetzung für in dieser Weise funktionierende Systeme sind intelligent miteinander vernetzte Stromspeicher, die überschüssige Energie kurzfristig speichern. Sowohl die Speicherung als auch die Anforderung dieser Energiespeicher benötigen allerdings eine digitalisierte Infrastruktur und eine für jede Region auch wirklich verfügbare Speichermöglichkeit.

Zu den erneuerbaren Energieträgern, die diese vernetzten Stromspeicher speisen, zählen Photovoltaik und Solarthermie, besagte Windkraft natürlich, aber auch Geothermie und Biomasse. Allein die Solarthermie, also die Nutzung der Sonnenstrahlen, kann in Kombination mit einem Speicher bis zu 75 % Eigenversorgung durch selbst erzeugten Strom bedeuten. Bei der Energiequelle Wind, die onshore und offshore vor allem für Großabnehmer gedacht ist, gibt es aber auch Anstrengungen, mit Hilfe von Kleinkraftanlagen in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeichern ein Strommix-Angebot für kleine Haushalte bereitzustellen. Die Wärmepumpentechnik der Geothermie sowie die aus der Zersetzung von Pflanzen wie Raps und Mais entstehenden Biomasse-Gase sind weitere Energieträger, die in Batteriespeichern genutzt werden können.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.