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31. Mär 2025

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Gesellschaft

Energiewende und Landwirtschaft verbinden

Journalist: Julia Butz

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Foto: musicFactory lehmannsound/pexels

Zukunftsfähig bleiben und den Balanceakt zwischen Ökonomie und Umweltschutz vollführen: Erneuerbare Energien können dabei ein wichtiges Standbein sein.

Klimawandel, volatile Märkte und strengere Regulierungen sind nur einige der Faktoren, die den Agrarsektor vor tiefgreifende Veränderungen stellen. Landwirte stehen zunehmend unter Druck, ihre Betriebe sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nachhaltig zu führen. Gleichzeitig erfordern Modernisierung und Digitalisierung hohe Investitionen in neue Technologien und Maschinen. In diesem Spannungsfeld bietet die Integration erneuerbarer Energien in landwirtschaftliche Flächen vielversprechende Lösungsansätze: Photovoltaik, Agri-Photovoltaik oder Windkraft ermöglichen es Landwirten nicht nur, einen Teil ihres Strombedarfs selbst zu decken und somit die laufenden Betriebskosten zu senken. Sie bieten auch das Potenzial, stabile Einnahmen zu generieren. Indem sie die überschüssig erzeugte Energie in das öffentliche Stromnetz einspeisen.

Durch die Verpachtung von Flächen an Betreiber von Windkraftanlagen können langfristige und stabile Einnahmen generiert werden, die in der Regel deutlich über den Erträgen aus der traditionellen landwirtschaftlichen Nutzung liegen.

Agri-Photovoltaikanlagen erlauben die doppelte Flächennutzung, für die Energiegewinnung als auch die Nahrungsmittelproduktion. Bei hoch aufgeständerten Systemen werden die Solarmodule in mehreren Metern Höhe installiert, sodass darunter weiterhin die landwirtschaftliche Bewirtschaftung möglich ist, einschließlich der Nutzung von Landmaschinen. Zusätzlich bieten die Module Schutz vor Wetterextremen, was zur Stabilisierung der Ernteerträge beitragen kann. Windkraftanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen bieten eine effiziente Form der Flächennutzung, da sie nur einen geringen Teil des Bodens beanspruchen und die Fläche weiterhin für den Anbau von Nutzpflanzen oder die Tierhaltung genutzt werden kann. Durch die Verpachtung von Flächen an Betreiber von Windkraftanlagen können langfristige und stabile Einnahmen generiert werden, die in der Regel deutlich über den Erträgen aus der traditionellen landwirtschaftlichen Nutzung liegen. Alternativ können Landwirte selbst als Betreiber auftreten oder sich an Projekten beteiligen, um direkt von den Erlösen aus der Stromproduktion zu profitieren.

Transparenz, Mitbestimmung und das Angebot finanzieller Beteiligungsmodelle spielen eine zentrale Rolle, um Vorbehalte abzubauen, Landnutzungskonflikte zu vermeiden und Solar- und Windkraft als gemeinschaftliches Projekt voranzutreiben.

Die Flächenkonkurrenz zwischen Energieerzeugung und landwirtschaftlicher Nutzung bleibt ein sensibles Thema. Zwar beanspruchen Windkraftanlagen nur einen kleinen Teil der Fläche direkt, doch können sie indirekte Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung haben – etwa durch Einschränkungen in der Bauphase und den nötigen Zuwegungen. Damit Bodenfruchtbarkeit, Tier- und Pflanzenwelt so gering wie möglich belastet werden, erfordert die Standort- und Infrastrukturplanung sowie Ausführung Fachexpertise und besondere Sorgfalt. Die sichtbaren Veränderungen in der Landschaft machen die frühzeitige Einbindung aller Beteiligten in der Standortgemeinde notwendig. Transparenz, Mitbestimmung und das Angebot finanzieller Beteiligungsmodelle spielen eine zentrale Rolle, um Vorbehalte abzubauen, Landnutzungskonflikte zu vermeiden und Solar- und Windkraft als gemeinschaftliches Projekt voranzutreiben. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien kann die Landwirtschaft den Schritt vom traditionellen Nahrungsmittelproduzenten hin zum Energiewirt vollziehen, die eigene Zukunftsfähigkeit sichern und gleichzeitig einen maßgeblichen Beitrag zur Transformation eines naturverträglichen Energiesystems leisten.

Factbox 2024 wurden in Deutschland rund 32 Mrd. Euro in Erneuerbare-Energie-Anlagen investiert, 28.766 Onshore-Windenergieanlagen stehend überwiegend in Niedersachsen, Brandenburg, NRW und Schleswig-Holstein. Damit ist Deutschland in Bezug auf die kumulierte installierte Leistung Spitzenreiter.

Quelle: Statista 1/25

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.