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23. Mär 2023

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Wirtschaft

Entlastung durch Automatisierung

Journalist: Theo Hoffmann

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Foto: Presse, Petrebels/unsplash

In der Schweiz zählt die Logistik zu einer der systemrelevantesten Branchen. Die Automatisierung sieht man als eine grosse Chance für die Zukunft.

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Dr. Beat Duerler, ASFL-SVBL Präsident und Präsident der Stiftung Logistik Schweiz

Wie entwickelt sich der Fachkräftemangel in der Logistik aktuell auch in Zahlen?
Transport und Lager liegen mit an vorderster Stelle bezüglich des Arbeitskräftemangels. Der Mangel an Fachkräften ist nicht mehr auf einige wenige Branchen zu reduzieren, sondern wurde zu einem globalen volkswirtschaftlichen Problem. Zwischen den Generationen der „Baby Boomer“, die heute in Rente gehen, und der „Generation Z“ besteht eine Lücke von rund 50'000 Arbeitskräften, welche in den nächsten Jahren zusätzlich am Arbeitsmarkt fehlen.

Gerade in der Logistik hat sich so viel durch technologische Verbesserungen getan. Warum hat die Branche in den Augen der Mitarbeiter trotzdem noch ein schlechtes Image?
Die Leistungserbringung muss 24/7 erbracht werden. Die Technologie hat hier diverse Verbesserungen mit sich gebracht: Geisterschichten in grossen Lägern, fahrerloses Transportsystem im 24h Betrieb, Kommissionierroboter und zahlreiche andere Anwendungen unterstützen und bieten Erleichterungen.
In der Logistik besteht eine sehr effiziente Zusammenarbeit zwischen „Mensch und Maschine“. Moderne Arbeitsplätze in der Logistik werden durch die Automatisierung und Technologie nicht bedroht, sondern es kommt zu neuen Modellen der Kooperation – eine Chance für die Zukunft. 

“Logistiker der Zukunft werden vermehrt die integrierten Lösungen der Intralogistik steuern, überwachen und kontrollieren.”

Was trägt eine optimierte Intralogistik zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei?
Die Mitarbeitenden werden durch die zeitgemässen Systeme der Intralogistik unterstützt. Moderne Stapler bieten mehr Sicherheit, mehr Arbeitsqualität und mehr Effizienz. Komplexe Logistiksysteme – etwa ein vollautomatisches Hochregallager – entlasten die Mitarbeitenden von operativen Tätigkeiten und machen die Planung, Koordination und Steuerung der Arbeitsschritte im Logistiksystem viel interessanter.
Repetitive und eher monotone Arbeitsschritte können durch moderne Systeme der Intralogistik übernommen werden und die Mitarbeitenden sind für höherwertige Arbeiten verantwortlich, erfahren weniger körperliche Belastung und werden vermehrt in der Steuerung der Anlagen eingesetzt.
Logistiker der Zukunft werden vermehrt die integrierten Lösungen der Intralogistik steuern, überwachen und kontrollieren.

Welche Hilfen gibt es für Schulungen der Mitarbeiter im Umgang mit der Automatisierung?
Die neuen Technologien sollen den Mitarbeitenden durch Information, Ausbildung, Schulung und Erklärungen nähergebracht werden. Im Projektmanagement ist es eine bekannte Tatsache, dass die frühzeitige Integration aller Beteiligten bis hin zu den Anwendern und Nutzern sehr vorteilhaft ist. Die Firmen sollen über neue Technologien informieren, die Mitarbeitenden ausbilden und neue Anlagen nicht gegen sondern mit den Beteiligten einführen.

Dr. Beat M. Duerler ist Präsident und Vorsitz der Geschäftsleitung der Schweizerischen Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik (ASFL SVBL) sowie Präsident der Stiftung Logistik Schweiz. Zuvor war er jahrelang als Dozent an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen tätig.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

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Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.