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23. Okt 2020

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Gesundheit

Ernährung und Lebensstil: Die neue Magen-Darm-Gesundheit

Journalist: Prof. Dr. med. Wolfgang Fischbach

Gesunde Ernährung und Lebensstil haben in den letzten Jahren das Interesse weiter Bevölkerungsschichten gefunden. Dies zurecht, denn sie können vor Erkrankungen des Verdauungstraktes und anderer Organsysteme schützen. Andererseits werden Magen-Darm-Beschwerden schnell auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten zurückgeführt. Einschneidende und im Einzelfall schädliche Diäten können Folge sein.

Prof. Dr. med. Wolfgang Fischbach, GastroLiga e.V., Foto: Presse

Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie gegen Laktose oder Fruktose, sind häufig. Sie müssen von einer (seltenen) Nahrungsmittelallergie abgegrenzt werden, die fast immer auch mit anderen allergischen Symptomen einhergeht. Laktoseintoleranz und Fruktoseunverträglichkeit sind einfach zu diagnostizieren, eine entsprechende Kost ist bei bestehenden Beschwerden anzuraten. Eine Histaminunverträglichkeit ist ein weit verbreitetes Thema in der Bevölkerung, in der Fachwelt indessen durchaus umstritten. Dies gilt in gewisser Weise auch für die Weizenunverträglichkeit. Zwar ist die Gluten sensitive Zöliakie ein eindeutig definiertes Krankheitsbild mit klaren diagnostischen Kriterien und der Notwendigkeit einer konsequenten glutenfreien Ernährung, doch besteht heute nicht selten die Ansicht, dass ganz allgemein eine glutenfreie Diät eine gesunde Kost sei. Dies stimmt allerdings definitiv nicht! 

Gibt es überhaupt eine gesunde Ernährung und was bewirkt sie? Ganz allgemein kann eine fettarme, ballaststoffreiche Kost mit wenig rotem Fleisch und viel Gemüse und Obst als gesund angesehen werden. Eine solche Ernährung senkt bewiesenermaßen das Risiko für Magen-Darmkrebs, aber auch für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Neben der Ernährung sind Sport und Bewegung wichtige Stützen der Primärprävention. Dennoch sollte man sich einer Tatsache bewusst sein: Niemand kann sich so gesund ernähren und verhalten, dass eine Darmkrebsvorsorge entbehrlich wird. Die Vorsorgekoloskopie mit ihrem Potenzial, sowohl die Häufigkeit von Darmkrebs, wie auch die Sterblichkeit zu senken, stellt eine echte krebsvermeidende Chance für jeden dar.

Über den präventiven Aspekt hinaus beeinflusst körperliche Bewegung auch den Krankheitsverlauf günstig. Eindrucksvoll ist dies für Patienten mit Darm- und Brustkrebs gezeigt worden. Eine gesunde Ernährung und körperliche Bewegung sollten bereits im frühen Kindesalter propagiert und initiiert werden, weil sie Übergewicht und Adipositas vorbeugen. Neuere Studien haben gezeigt, dass Kinder, die im Alter von 2 bis 6 Jahren schon übergewichtig sind, ein viel größeres Risiko haben, im Verlauf ihres Lebens an metabolischen Störungen, wie Diabetes mellitus oder Fettlebererkrankung, zu erkranken.

Beschwerden des Verdauungstraktes können auf einer organischen Ursache (z. B. Infektion, Entzündung, Tumor) beruhen, oder funktioneller Natur sein. Zu Letzteren rechnet man den Reizmagen und den Reizdarm, die durchaus einen hohen Leidensdruck nach sich ziehen können. Sie setzen den Ausschluss einer organischen Erkrankung durch eine entsprechende Diagnostik voraus und zeichnen sich dadurch aus, dass für sie eine ursächliche medikamentöse Behandlung nicht zur Verfügung steht. Umso wichtiger wird in diesen Fällen der Versuch durch andere Maßnahmen eine Besserung der Beschwerden zu erreichen. Das Spektrum, das sich dafür anbietet, ist groß und erstreckt sich von Yoga, Entspannungsübungen und psychosomatischer Therapie bis hin zu dem Ansatz die Darmflora durch Spülungen, Probiotika und pflanzliche Präparate zu modifizieren.

Die Publikation „Analyse.“ zum Thema Magen & Darm soll eine Orientierungshilfe zu den skizzierten Themen geben. Auch die GastroLiga e.V. steht gerne für Auskünfte zur Verfügung.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.