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28. Sep 2023

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Gesellschaft

„Es geht um eine echte Transformation“

Journalist: Martin Peuker

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Foto: Presse

Martin Peuker, Leiter des Geschäftsbereichs IT an der Charité

Digitalisierung und KI werden das Gesundheitswesen stark verändern, sagt Martin Peuker, Leiter des Geschäftsbereichs IT an der Charité, voraus.

Die Digitalisierung ist in aller Munde und es gibt schon eine ganze Reihe von Initiativen, sowohl von Krankenhäusern als auch von Kostenträgern wie den Krankenkassen, die Prozessverbesserungen bringen sollen. Deutschland wird oft dafür gescholten, dass es an dieser Stelle rückständig ist, aber es tut sich doch inzwischen ziemlich viel – sowohl, was die Politik betrifft als auch, was Einzelinitiativen angeht. Klar, es gibt noch viel zu tun, aber man darf das bislang Erreichte auch nicht kleinreden. In einem Punkt ist aber noch sehr viel Nachholbedarf – nämlich was die Finanzierung solcher Initiativen betrifft.

Die Künstliche Intelligenz ist mit der Digitalisierung untrennbar verbunden. Hier sind wir noch lange nicht so weit. Im Bereich der KI gibt es erste Lösungen, die sich im Gesundheitswesen prozessualen Themen widmen. Zum Beispiel gibt es in der Kardiologie eine Software, die auf einer guten Datenbasis Vorhersagen trifft und die Diagnostik bei Krebspatienten enorm verbessert. Aber an dieser Stelle sind wir noch ganz am Anfang.

Daten spielen für die KI eine wesentliche Rolle. Dabei sind große Mengen gar nicht immer so wichtig, aber sie müssen auf einem hohen Qualitätsniveau vorliegen und auf ihrem Fachgebiet eine gewisse Tiefe vorweisen. Ebenso ist ausschlaggebend, dass man ein gemeinsames Verständnis von einheitlichen Datensätzen hat, damit sie interoperabel genutzt werden können.

Bei den Veränderungen, die mit Digitalisierung und KI einhergehen, geht es nicht nur um einen Change, sondern um eine echte Transformation und einen Kulturwandel. Es geht um solche Fragen, wie: Wie werden wir in Zukunft arbeiten und wie werden Patienten viel stärker ambulant versorgt?

Bei den Veränderungen, die mit Digitalisierung und KI einhergehen, geht es nicht nur um einen Change, sondern um eine echte Transformation und einen Kulturwandel. Es geht um solche Fragen, wie: Wie werden wir in Zukunft arbeiten und wie werden Patienten viel stärker ambulant versorgt? Und es wird viel stärker über Prävention gesprochen werden – dafür öffnet uns KI die Tür erst so richtig. Das alles bedeutet aber auch: Kein Job im Gesundheitswesen wird in den kommenden Jahren von Veränderungen durch KI und Digitalisierung verschont bleiben. Darauf müssen wir strategisch reagieren. An der Charité bündeln wir das für alle Bereiche von der Verwaltung über die Klinik bis zur Forschung.

Und die Patientinnen und Patienten? Es gibt das Vorurteil, dass viele Vorbehalte herrschen, was die Einführung von KI und digitalen Tools betrifft. Ich bin fest überzeugt davon, dass das falsch ist. Ein Beispiel: Die Charité hat gemeinsam mit dem Krankenhausbetreiber Vivantes eine Plattform zum interoperablen Austausch von Daten in Berlin geschaffen, peu à peu kommen weitere 16 Kliniken hinzu. Die notwendige Zustimmung der Patientinnen und Patienten für die Datenweitergabe lag bei weit über 95 Prozent.

Eine riesige Herausforderung ist die Anwerbung von IT-Experten in ausreichend hoher Zahl. Selbst ein weltberühmtes Krankenhaus wie die Charité muss sich da sehr strecken. Wir eröffnen im November ein komplettes eigenes Gebäude für Digitalisierung und IT, in das wir viel Geld investiert haben. Doch anders kann man die jüngere Generation gar nicht gewinnen – Stichwort: New Work. Es braucht Orte, an denen man sich interdisziplinär treffen und zusammenarbeiten kann. Mit unserem Projekt stellen wir uns sehr gut und zeitgemäß auf. Anders als mit solchen innovativen Lösungen wird es in Zukunft gar nicht mehr gehen – das wird auch beim Lesen dieser Kampagne eindrucksvoll klar.

Martin Peuker hat seit 2017 die Position des CIO an der Charité inne. In seiner gegenwärtigen Rolle legt er seinen Fokus auf eine kontinuierliche und zugleich qualitätsvolle Weiterentwicklung der IT-Struktur im Gesundheitswesen sowohl an der Charité als auch am BIH (Berlin Institute of Health).

 

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.