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16. Jun 2023

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Gesellschaft

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Journalist: Christiane Meyer-Spittler

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Foto: unsplash

Edelmetalle haben als Wertanlage eine lange Tradition und stehen für Reichtum, Macht und Ansehen. Als lukrative Anlagemetalle haben sich Gold, Silber und Platin durchgesetzt und sind als Geldanlage derzeit so beliebt wie sicher.

Der Gedanke, mit einer Investition in Edelmetalle in die Zukunft zu investieren und sich gleichzeitig vor Inflation abzusichern, geht durch alle Gesellschaftsschichten. Selbst junge Leute denken bereits früh an ihre Rente, die längst nicht mehr so sicher erscheint wie in der Vergangenheit. Auch das Vertrauen in das ungedeckte Papiergeldsystem lässt nach und ebenso verlieren die klassischen Anlageformen wie Aktien, Fonds oder Staatsanleihen an Attraktivität.

Die Märkte sind zunehmend abhängig von immer größeren frisch gedruckten Papiergeldmengen.

Der große Nachteil des heutigen weltweiten Währungssystems ist, dass es einzig und allein auf das Vertrauen der Menschen in das Papiergeld basiert. Es kann beliebig viel Papiergeld gedruckt und in Umlauf gebracht werden – mit allen Konsequenzen für den Geldwert und die Kaufkraft des Geldes. In den vergangenen Jahren hat die großzügige Politik des Gelddruckens in der EU zwar dazu geführt, dass immer mehr Geld an den Märkten verfügbar war, aber die Kaufkraft des Geldscheins sank kontinuierlich. Die Märkte sind zunehmend abhängig von immer größeren frisch gedruckten Papiergeldmengen. Die Folge ist ein Teufelskreis, der sich im allerschlimmsten Fall zu einer Hyperinflation auswachsen kann, wie sie zuletzt in Deutschland in den 20er- und 30er-Jahren zu Zeiten der Weimarer Republik vorgekommen ist. Das Geld war plötzlich überhaupt nichts mehr wert und viele Menschen standen vor dem Ruin. Wer da rechtzeitig in Gold investiert hatte, besaß eine sichere Anlage, die auch während der Krisenjahre nicht an Wert verlor  und sich zum Tausch gegen Waren hervorragend eignete. Somit kann man Gold als „beständigstes Wertaufbewahrungsmittel der Welt“ bezeichnen.

Platin hingegen fristet als Wertanlage eher ein Nischendasein, obwohl es eigentlich noch wertvoller ist als Gold. Es eignet sich im Barren oder auch als Münze perfekt als sinnvolle Ergänzung eines Edelmetallportfolios. Die hohe wirtschaftliche Nachfrage erhöht zudem die Renditechancen. Hinzu kommt, dass Platin wie Silber von der Industrie verbraucht, und nicht wie Gold einfach nur gelagert werden. Denn Platin ist ein Rohstoff und seine besonderen Eigenschaften machen es tauglich für industrielle Anwendungen, etwa in Stromrichtern oder Fahrzeugkatalysatoren, aber auch in der Medizin, zum Beispiel für Herzschrittmacher. Besonders in grünen Zukunftstechnologien wie dem Wasserstoff-Antrieb spielt Platin eine wichtige Rolle, was das Interesse von Anlegern weckt.

Ebenso in der Schmuckbranche wird Platin immer beliebter. Es besticht mit seinem weißen Schimmer und ist zudem hypoallergen. Platin besitzt eine Reinheit von 95 Prozent. Gold (18 Karat) dagegen hat nur einen Reinheitsgrad von 75 Prozent. Trotzdem ist Platin bedeutend günstiger als Gold, zudem rund 30-mal seltener als Gold.

Dagegen birgt Silber als Invest zusätzliche Chancen, denn es wird in der Industrie stark nachgefragt und ist dadurch höheren Kursschwankungen ausgesetzt als Gold. Hier bevorzugen Anleger lieber Münzen statt Barren. Zu den begehrtesten Silbermünzen gehören der „American Eagle“, der „Wiener Philharmoniker“ und mittlerweile auch der „silberne Krügerrand“.

Silber- und Platinanlagen sind mehrwertsteuerpflichtig, außer bei Silbermünzen und -barren. Es gilt die sogenannte Differenzbesteuerung: Nur der Differenzbetrag zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis ist umsatzsteuerpflichtig. Anlagegold hingegen ist grundsätzlich mehrwertsteuerbefreit. Nur Altgold und historische Münzen unterliegen der Mehrwertsteuerpflicht von 19 Prozent.

Grundsätzlich gilt, bei allen Edelmetallanlagen sind Verkaufsgewinne steuerfrei, wenn sie mindestens ein Jahr gehalten werden. Darunter fällt auch Anlagegold und Altgold. In allen anderen Fällen ist der persönliche Steuersatz maßgebend bei einer steuerlichen Freigrenze von 600 Euro im Jahr.

Ein wesentlicher Nachteil der Direktanlage in Edelmetalle besteht im fehlenden Ertrag, in Form von einer sicheren jährlichen Rendite. Der Anleger kann nur von den Kurssteigerungen bei einem Verkauf profitieren. So kann es Jahre dauern, bis die gewünschte Rendite erzielt wird. In der Zwischenzeit liegt das eingesetzte Kapital brach. Wer also eine bestimmte Rendite mit Edelmetallen erzielen möchte, der muss sich im Vergleich zu anderen Anlagen, die eine jährliche Ausschüttung beinhalten, auf eine deutlich längere Haltedauer einstellen. Die Volatilität – also die Kursschwankung der Edelmetalle – ist aber deutlich geringer als beispielsweise bei Aktien. Dies bedeutet, dass – falls die Anlage veräußert werden muss – der Anleger mit hoher Wahrscheinlichkeit das eingesetzte Kapital wieder erhalten wird.

Die fehlende Volatilität begrenzt jedoch den kurzfristigen finanziellen Erfolg der Anlage. Somit sind Gold oder andere Edelmetalle für kurzfristige Spekulationen unter normalen Marktbedingungen kaum geeignet. Auch als Anlage zur Alters­vorsorge ist Gold nicht zu empfehlen, da viel zu unberechenbar. „Es spricht jedoch nichts dagegen, bei einem größeren Depot bis zu 10 Prozent Gold hereinzunehmen, wenn Anleger einen Sicher­heits­baustein für extreme Situationen haben möchten“, schreibt Stiftung Warentest.

Daraus lässt sich das Fazit ziehen, dass eine Anlage in Edelmetalle zwar das Vermögen in Krisenzeiten schützt und langfristig eine positive Rendite bringen kann, aber unter normalen Marktbedingungen ist sie für Anleger mit kurzfristigem Anlagehorizont weitgehend uninteressant.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.