27. Aug 2019
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Gesundheit
Journalist: Thomas Schröder
Neben Hund, Katze und Maus halten die Deutschen zunehmend auch Reptilien, wie Schildkröten oder Kornnattern, in ihren Wohnzimmern. Aber auch exotische Säugetiere, wie Weißbauchigel, Sugar Glider oder Weißbüscheläffchen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Dabei wird leider oft vergessen, dass es sich bei diesen Tieren um exotische Wildtiere – und nicht um Haustiere – handelt. Eine möglichst artgerechte Haltung ist extrem anspruchsvoll und in Privathaushalten in der Regel kaum zu leisten – auch deshalb, weil es oft noch zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse über die tatsächlichen Bedürfnisse der Tiere gibt.
Mit einem kleinen Terrarium oder Gehege ist es in jedem Fall nicht getan: Dem Bewegungsbedürfnis der Tiere muss entsprochen werden, die Unterbringung darf nicht reizarm sein. Auch die Klimagestaltung ist bei vielen Arten schwierig und nur mit hohem technischem und finanziellem Aufwand realisierbar. Die Nahrungsbedürfnisse sind meist komplex und schwer zu befriedigen. Der großen Mehrheit der Halter unterschätzt diese Ansprüche; das notwendige Hintergrundwissen fehlt. In der Folge sterben viele Tiere früh oder leiden unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Fehlbildungen oder Mangelernährung. Bei Reptilien wird oftmals nicht die spätere Größe bedacht: So wird eine junge kleine Wasserschildkröte oft suppentellergroß, ein Grüner Leguan bis zu zwei Meter lang. Nicht bedacht wird auch, dass ein niedliches Äffchen keineswegs handzahm wird oder dass Papageien und Landschildkröten extrem alt werden können. Vielen ist zudem nicht bewusst, dass exotische Wildtiere Überträger von Krankheiten sein können. Exotische Säuger können massive Bissverletzungen verursachen; auch die Geruchsbelästigung in der Wohnung durch territoriales Markierverhalten kann extrem unangenehm werden.
Überforderte Halter setzen ihre Tiere nicht selten aus oder geben sie in den Tierheimen ab. Die Tierheime bringt das an ihre Grenzen, denn auch hier braucht es geeignete Räumlichkeiten, die notwendigen finanziellen Mittel sowie das Fachwissen, um die Tiere angemessen zu versorgen.
Förderlich für den Tierschutz wäre, wenn die private Haltung von Wildtieren bundeseinheitlich geregelt wäre – zum Beispiel durch eine Positivliste – und der Import von Wildfängen gar nicht erst erlaubt wäre. Denn die meisten importierten Tiere – selbst gefährliche Tiere wie Giftschlangen oder Krokodile - landen über das Internet oder Tierbörsen in Privathand, ohne dass die Käufer Sachkunde nachweisen müssen. Sachkunde und eine kompetente Beratung vor dem Kauf sind jedoch essentiell.
Viele Menschen sehen exotische Tiere als Statussymbol oder wollen sich von der Masse abheben und haben meist völlig falsche Erwartungen. Bitte überlegen Sie sich vor einem Kauf daher genau, ob Sie ein Tier wirklich artgerecht versorgen können und kaufen Sie keinesfalls online oder unüberlegt auf Tierbörsen. So oder so: In den Tierheimen warten viele tolle Tiere auf ein neues Zuhause – neben Hunden und Katzen auch immer mehr Exoten, für die eine artgerechte Unterkunft gesucht wird. Der erste Weg sollte daher immer hierhin führen. Und eventuell sind Hund oder Katze im Zweifel dann ja doch die besseren tierischen Weggefährten.