15. Mär 2023
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Business
Journalist: Katja Deutsch
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Foto: Yiorgos Ntrahas/unsplash, Presse
Früher mit negativem Image behaftet, heute ein Qualitätsmerkmal: Folker Weise, stellvertretender Vorstandsvorsitzender vom Bundesverband Factoring für den Mittelstand e.V., spricht über die Bedeutung von Factoring.
Folker Weise, stellvertretender Vorstandsvorsitzender vom Bundesverband Factoring für den Mittelstand e.V.
Viele mittelständische Unternehmen spüren den immer größer werdenden Spagat zwischen rasch zu leistenden Zahlungsverpflichtungen gegenüber ihren Lieferanten und teils monatelangen Zahlungszielen ihrer Kunden. Während sich vor einigen Jahren Rechnungsforderung und Rechnungsbegleichung in einem ähnlichen zeitlichen Rahmen bewegten, haben mittlerweile nicht wenige Lieferanten ihre Zahlungsfristen massiv verkürzt und gleichzeitig viele große Abnehmer, vorrangig Lebensmitteleinzelhandel und Industrie, ihre Fälligkeitsfrist auf drei oder gar vier Monate verlängert. Dieser ungleiche Geldfluss kann für mittelständische Betrieben zum Problem werden.
„Aus der betriebswirtschaftlichen Analyse kann man sehen, dass Umsätze und Ertragslagen bei manchen KMU gerade schrumpfen“, sagt Folker Weise, stellvertretender Vorstandsvorsitzender vom Bundesverband Factoring für den Mittelstand e.V. „Doch ich glaube nicht, dass wir deshalb demnächst eine große Insolvenzwelle erleben werden.“ Der Factoring-Experte schätzt zwar den Großteil der KMU nach wie vor als solvent ein, doch gerade bei denjenigen Unternehmen, die sich bereits vor der Pandemie in einer schlechten Lage befunden und somit besonders von den staatlichen Hilfen profitiert hätten, zeichneten sich Schwierigkeiten mit der Rückzahlung der Hilfen ab.
Aktuell sieht Folker Weise eine steigende Nachfrage sowohl nach Leasing als auch nach Factoring. Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen gegen seine Kunden fortlaufend an ein Factoring-Institut – das die Rechnungen unverzüglich mit einem gewissen prozentualen Abschlag begleicht. Auf diese Weise erhält das Unternehmen sofort Liquidität. Der Factor übernimmt zudem im Rahmen im Falle der Zahlungsunfähigkeit das volle Ausfallrisiko.
„Früher hieß es, nur wer scheintot ist, macht Factoring“, sagt Folker Weise. „Doch der Ruf hat sich komplett gewandelt. Es ist mittlerweile als Unternehmen gar nicht mehr so leicht, Factoring zu bekommen, denn jeder Factor siebt heute aus und somit ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Unternehmen eine Factoring-Dienstleistung einkaufen kann.“
Im Jahr 2021 betrug die Factoring-Quote in Deutschland etwa 8,7 Prozent und wies einen Umsatz von knapp 310 Milliarden Euro aus, die Richtung der Nutzerzahlen zeigt kontinuierlich nach oben. Der Markt ist mittlerweile groß geworden, und hat maßgeschneiderte Angebote für die unterschiedlichsten Unternehmensarten, beispielsweise für Selbstständige ab 100.000 Euro Jahresumsatz bis hin zu millionenschweren Dax-Unternehmen. Die Mindestlaufzeit beträgt meistens zwei Jahre, der Trend bewegt sich jedoch zu Verträgen über fünf Jahre oder noch länger. Ist Factoring also für den Mittelstand eine gute Möglichkeit, mehr Liquidität zu generieren? „Es ist das A und O“, ist Folker Weise überzeugt. „Mit Factoring erreichen Sie als Unternehmer tatsächlich eine planbare Liquidität.“
Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen gegen seine Kunden fortlaufend an ein Factoring-Institut – das die Rechnungen unverzüglich mit einem gewissen prozentualen Abschlag begleicht.