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30. Sep 2022

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Business

Forschung für mehr Cybersicherheit

Journalist: Julia Butz

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Foto: Bench Accounting/unsplash

Cyberspezialistin Prof. Dr. Haya Shulman leistet mit ihren Forschungen einen wichtigen Beitrag für mehr Sicherheit im Internet. Ein Porträt.

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Dr. Haya Shulman ist Leiterin der Abteilung Cybersecurity Analytics and Defences (CAD) am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt und Leiterin des Forschungsbereichs Analytics Based Cybersecurity am Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE.; Foto: Harald T. Schreiber

ATHENE begleitet die digitale Transformation aus Sicht der Cybersicherheit und des Privatsphärenschutzes. In einzelnen Forschungsbereichen werden Methoden und Technologien für Datensicherheit und Datenschutz für Organisationen und Verbraucher entwickelt. Dabei wird beispielsweise beobachtet, welche Schwachstellen in IT-Infrastrukturen einzelner Unternehmen, Universitäten, Behörden oder Parteien vorliegen, wie Sicherheitsmechanismen dort eingesetzt werden und für welche Angriffe die jeweiligen IT-Systeme empfänglich wären. Forschungsobjekt kann nicht nur eine bestimmte Organisation sein, sondern auch gesamte Wirtschaftssektoren oder Länder.

In den Forschungen von Dr. Haya Shulman geht es in den Grundsätzen immer darum, das Internet und seine Nutzung sicherer zu machen. Dabei wird auf praktischer Ebene erforscht, wie Angreifer vorgehen – um so zu ermitteln, wie verwundbar das Internet ist und daraus Rückschlüsse für die gezielte Entwicklung von Maßnahmen zur Vermeidung von Cyberangriffen ziehen zu können. Darüber hinaus beschäftigt sich Shulman und ihr Team damit, wie man die richtigen rechtlichen und wirtschaftlichen Anreize setzt, damit neue Sicherheitsverfahren in der Praxis auch eingesetzt werden. Im Rahmen ihrer Arbeit für die Entwicklung der Sicherheitslösung Cache-Test am Forschungszentrum ATHENE wurde Shulman 2021 mit dem Deutschen IT-Sicherheitspreis der Horst-Görtz-Stiftung ausgezeichnet.

In diesem Jahr ist Dr. Haya Shulman dem Ruf auf eine Professur am Institut für Informatik der Goethe-Universität Frankfurt gefolgt und hat dort eine LOEWE-Spitzen-Professur inne. Sie ist außerdem Gastprofessorin an der Hebräischen Universität Jerusalem in Israel sowie Initiatorin und Leiterin des Hessisch-Israelischen Partnership Accelerator Programms in Darmstadt und Jerusalem. Die Fachwelt zeichnete Shulman bereits 2015 mit dem Forschungspreis Applied Networking Research der Internet Research Task Force aus – der international wichtigsten Auszeichnung für herausragende Forschungsleistungen im Bereich der Internet-Technologien.

Haya Shulman ist überzeugt, dass die heute vorwiegend verwendeten Sicherheitsarchitekturen ausgedient haben und mehr für die digitale Sicherheit getan werden muss. Obwohl das Bewusstsein für die Gefahren durch Cyberangriffe in Deutschland hoch sei, blieben viele Organisationen hinter dem Stand der Technik zurück. Es bedürfe auch sehr viel mehr Vorbereitung für den Notfall, indem beispielsweise in moderne Ansätze wie Zero-Trust-Architekturen investiert würde. Zero-Trust gilt als eines der neuen Schlagwörter in der Cybersicherheit: eine Sicherheitsarchitektur, bei der jede Anwendung einzeln verschlüsselt ist und der Benutzer sich je Dienst vollständig authentifizieren und autorisieren muss. Das Prinzip der geringstmöglichen Zugriffsrechte trägt dazu bei, ein Netzwerk als Ganzes zu schützen, indem es Eindringlinge nicht über einen einzigen Zugang auf das gesamte System zugreifen lässt.

Cyberattacken abzuwehren hängt auch davon ab, wie gut ein Unternehmen vorbereitet ist. Wenn z. B. nach einem Ransomware-Angriff Unternehmens- und Infrastrukturdaten verloren sind, wird – sobald man den Angriff bemerkt, die gesamte IT heruntergefahren und auf ein Ersatzsystem neu aufgesetzt. Sind Back-ups vorhanden und wurde das Umschalten gut vorbereitet, können IT und Anwendungen innerhalb nur einiger Stunden oder weniger Tage hochgefahren werden und wieder laufen. Ausschlaggebend dafür ist eine gute Vorbereitung – und Übung. Also eine Art Cyber-„Brandschutz“-Übung, um für den Ernstfall vorzubeugen. Mit der Lernumgebung „Cyberrange“ die die Forschenden in ATHENE aufgebaut haben, können derarte Abläufe unter realitätsnahen Bedingungen geübt werden.

Bei einer aktiven Cyberabwehr werden nicht nur potenzielle Angriffsziele minimiert, sondern angreifende Netze proaktiv blockiert oder auch Abwehrmechanismen eingesetzt, die die Infrastruktur des Angreifers nachhaltig beschädigen. Zu einer effektiven Cyberabwehr-Option gehört auch die Beseitigung von Schwachstellen im Netzwerk eines Unternehmens. Hier gilt es zu bestimmen, über welchen Weg die Angriffssoftware ihren Weg in das eigene Betriebsnetz gefunden hat und die zur Installation genutzte Schwachstelle zu schließen.

Dr. Shulman plädiert dafür, dass sich auch Unternehmen, die eigentlich nicht viel mit IT zu tun haben oder bislang hatten, mit der Thematik auseinandersetzen und aktiv handeln sollten. Denn alles, was vernetzt ist, kann prinzipiell auch angegriffen werden. Cyberkriminalität trifft nicht nur die Wirtschaft und kritische Infrastrukturen: Vereine, Parteien, Forschungseinrichtungen und Privatpersonen – sie alle stehen im Fokus von Cyberangreifern. Ob am Arbeitsplatz, im Smart Home oder am Computer zu Hause: Antivirus-Programme verwenden, Updates zulassen, regelmäßig Back-ups der eigenen Daten vornehmen und keine Dateien von unbekannten Quellen öffnen. Es gilt, die Cybersicherheit an das wachsende Tempo der Digitalisierung anzupassen und Angreifern bestenfalls immer einen Schritt voraus zu sein. Die Forschungsinitiativen für Cybersicherheit helfen dabei.

Laut Bitkom Research 2021 haben über 60 % der Unternehmen ihre Ausgaben für IT-Sicherheit zwar erhöht, gemessen am Gesamtbudget bleiben die Investitionen gering, da diese mit durchschnittlich nur 7 % zubuche schlagen. Aktuell haben 34 % ihre IT-Schutzmaßnahmen kurzfristig hochgefahren (Bitkom-Umfrage 3/22).

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.