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22. Dez 2020

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Lifestyle

Geheime Tipps aus Studers Studio

Journalist: Helmut Peters

Wer gut essen möchte, sollte auch geniessen können. Davon ist der Andreas C. Studer, der sich auch von der mexikanischen Küche inspirieren lässt, überzeugt.

Zum guten Essen gehört ja nicht nur eine erlesene Kochkunst, sondern auch ein Talent, etwas richtig geniessen zu können. Haben da manche Menschen Nachholbedarf?

Ja, und ob! Es ist eine Zeit des «Herunterwürgens» geworden, leider. Wie oft sieht man Menschen, die schnell etwas verschlingen, möglichst noch im Gehen und auf das Handy starrend. Das hat mit Genuss nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Ich muss mich manchmal auch beeilen beim Essen, aber ich lasse mir immer Zeit dafür.

Was ist an der deutschen Küche im  Vergleich zur Schweiz wirklich fundamental anders?

Kurz gesagt: die deutsche Küche ist fleischlastiger. In der Schweiz mögen wir auch Fleisch, aber Fisch, Käsegerichte und Gemüse spielen eine grössere Rolle. Und die Nähe zu Frankreich ist in der Schweiz auch in der Küche spürbarer. Käsequiche ist bei uns ein allgegenwärtiger Snack. Er hat natürlich einen Schweizer Namen: 

«Chäschüechli». In meiner Ausbildung in Interlaken habe ich nach dem französischen Kochpionier Paul Bocuse gelernt (der «Erfinder» der Novelle Cuisine).

Von welchen internationalen Gerichten haben Sie sich bei ihren vielen Reisen um den Globus, aber auch von Kollegen daheim am meisten inspirieren lassen?

Das war eindeutig in Mexiko. Ich habe dort Mitte der 90er anderthalb Jahre gelebt. Die Chilis, die Limetten, die Avocados, der Koriander – all diese Zutaten finden sich wieder in meinem Kochstil. Es kann also auch mal richtig rassig werden bei Studers! (lacht)

Haben sich die Ansprüche Schweizer Gourmets verändert? Sind sie vielleicht zu Corona-Zeiten noch grösser geworden?

Die haben sich sicherlich verändert! Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Freunde und Bekannte mir während des ersten Lockdowns auf dem iPhone Fotos mit dem Titel «Mein erstes selbstgebackenes Brot» geschickt haben. Man hat Zeit, sich mit dem Essen auseinanderzusetzen. Ein angenehmer Aspekt der Pandemie, wobei es natürlich auch ohne dieselbe schöner wäre, wenn die Leute mehr  backen würden!

Was ist Ihr persönliches Lieblingsgericht?

Ganz klar: Der Hackbraten (mit geraspelten Möhren drin) und Kartoffelpüree von meiner Mama. Sie war selber Köchin und hat mich für das Kochen begeistert. 

Wer an die Schweiz denkt, denkt oft zuerst an Käse. Spielt der in Ihrer Küche eine exponierte Rolle?

Ich finde Käse an sich etwas Wunder- bares, das sich zum Kochen allerdings  nur bedingt eignet, weil es schon ein perfektes Produkt ist! Eine schöne, liebevoll arrangierte Käsevariation mit selbst gemachtem Aprikosensenf schlägt für mich fast jedes Dessert!

In Deutschland stehen Karpfen, Gans und Braten zum Weihnachtsfest hoch im Kurs. Was kochen Sie zu Weihnachten und gibt es ein typisches Schweizer Festgericht?

Da sind die Schweizer für einmal pragmatischer! (lacht) Bei uns ist das «Fondue Chinoise» der Klassiker an Weihnachten. Hauchdünn geschnittenes erstklassiges Fleisch (Rind, Schwein, Pute, Lamm) wird in Brühe gegart und mit verschiedenen Saucen genossen. Gemüse kommt auch vor, spielt aber eine Nebenrolle. Und natürlich gibt es über die Festtage Käsefondue.

Wird Trockenfleisch in der Gourmetküche eigentlich zu wenig oder sogar falsch verwendet?

Ich bin grosser Fan von Bündnerfleisch, luftgetrocknetem Schinken und der in Deutschland fast unbekannten Spezialität mit dem wunderschönen Namen «Mostbröckli». Das ist getrocknetes und geräuchertes Rindfleisch. Ich kenne Köche, die verwenden Trockenfleisch in fast jedem Menü, sei es in einem frischen Salat oder z. B. mit Spätzle leicht ansautiert, was das wunderbare Aroma noch verstärkt! Aber auf einem kalten «Fleischplättli», wie wir in der Schweiz eine Vesper nennen, macht sich Trockenfleisch allemal bestens!

Gehören Sie zu den Schweizer Spitzenköchen, die auch gern mal ganz alte Schweizer Spezialitäten kochen oder Anregungen aus uralten Schweizer Koch- und Kräuterbüchern ziehen, die es gerade in Schweizer Antiquariaten ja noch zu kaufen gibt?

Ich habe einige Rezepte von meiner Mutter. Sie hat in Klosters gearbeitet und ihre «Pizokel», eine Pasta-Variante, ist schlicht wunderbar. Ich verbinde gern exotische Zutaten, die ich auf meinen Reisen kennen und lieben gelernt habe, zu neuen Kreationen. Beispielsweise ein Risotto mit Kaffirlimettenblättern. Fantastische Aromen! Aber ganz ehrlich: Manchmal sind die Klassiker einfach am besten. Und wenn das Rezept von Mama kommt, ganz besonders!

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.