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13. Nov 2020

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Gesellschaft

„Geld ist ein hochemotionales Gut.“

Journalist: Armin Fuhrer

Die Deutschen haben Nachholbedarf beim Anlegen mit Aktien. War-um das so ist und was man dagegen tun kann, erklärt Finanzexperte Christian Röhl. 

Sie selbst sind fasziniert von den Kapitalmärkten. Was finden Sie daran so spannend?

Mein Interesse wurde schon geweckt, als ich Jugendlicher war. Mich haben damals Filme wie „Wallstreet“ und „Der große Bellheim“ fasziniert. Auch mein Großvater, der ein begeisterter und erfolgreicher Investor war, spielte eine wichtige Rolle. Bald kam das Interesse an den mensch-lichen Emotionen, die mit Geldanlagen verbunden sind, dazu. Sie werden an den Kapitalmärkten wie durch ein Brennglas fokussiert. Mit 15 Jahren habe ich meine ersten Aktien gekauft.

Damit waren Sie vermutlich der einzige unter Ihren Mitschülern, oder?

Ja, ich war ein absoluter Exot. Ich bin in den Schulpausen losgelaufen und habe Aktien gekauft. Dann wurde jedes Mal meine Mutter angerufen und gefragt, ob das in Ordnung sei.

Sie bezeichnen sich als Wanderprediger für selbstbestimmte Investoren. Warum? 

Ich bin ja seit dem Verkauf meines Unternehmens Vermögensverwalter in eigener Sache, lebe also vor allem von Kapitalerträgen. Allerdings ist mir das alleine zu langweilig. Ich arbeite gerne mit Medien, mache Veranstaltungen, liebe den direkten Kontakt zu Menschen und teile meine Erfahrungen als professioneller Privatanleger. 

Und was verstehen sie unter einem selbstbestimmten Investor? 

Ein Investor ist immer dann selbstbestimmt, wenn er versteht, was er tut und weiß, warum er es tut. Man muss Chancen und Risiken selbst durchdringen und nicht etwas nur deshalb tun oder lassen, weil andere das sagen – egal, ob Berater, Journalist oder Nachbar. Denn für niemanden ist das eigene Geld so wichtig wie für einen selbst.

Die Deutschen sind ja eher zurückhaltend, was den Kauf von Aktien angeht. Worauf führen Sie das zurück?

Hierzulande gab es nie eine große Aktienkultur-Bewegung. Sediert von der Politik haben sich viele Deutsche lange bequem in unserem Rentensystem eingerichtet und nicht auf die Warnungen gehört, die es ja schon in den 1970er Jahren gegeben hat. Dann kam zur Jahrtausendwende der Absturz des Neuen Marktes und vor allem der zur „Volksaktie“ hochgejazzten Telekom. Dadurch haben wir zwei Generationen für die Börse verloren: Die Eltern, die kräftig Geld verloren haben – und die Kinder, die das mitbekommen und Angst vor der Börse bekommen haben. Sehr erschwerend kam noch hinzu, dass bei der Telekom der Staat ja feder-führend dabei gewesen ist. Das führte zu einem großen Vertrauensverlust und hat uns 15 bis 20 Jahre zurückgeworfen.

Welche Rolle spielt der Wirecard-Skandal?

Das ist aufsichtsrechtlich und medial ein Desaster. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich um einen Einzelfall handelt.

Wie kann man den Deutschen die Angst vor Aktien nehmen?

Ich bin überzeugt: Die Menschen brauchen ein positives Ziel. Dieses seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholte Mantra, Aktien seien wegen der Nullzinspolitik alternativlos, ist zwar wahr, spricht aber nur die Ratio an und hat deshalb auch nicht viel bewegt.

Sie meinen, Geld hat etwas mit Emotionen zu tun?

Natürlich. Geld ist ein hochemotionales Gut. Gebundene Lebensenergie, harte Arbeit, Konsumverzicht oder bei einer Erbschaft auch Erinnerung an einen Verstorbenen. Was immer man damit macht: Man muss sich damit wohlfühlen.

Ist es nicht ein inspirierender Gedanke, dass man als Aktionär Miteigentümer von Unternehmen ist – quasi zusammen mit Genies wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Tesla-Chef Elon Musk investiert? Da geht es dann nicht um das tägliche Auf und Ab der Kurse, sondern um die langfristige Beteiligung am technologischen und technischen Fortschritt!

Ab welcher Summe kann ein Anfänger ins Aktiengeschäft einsteigen?

Bei börsengehandelten Index-Fonds, so genannten ETFs, die hunderte einzelner Aktien bündeln, geht das schon bei 25 Euro im Monat los. Damit wird man natürlich nicht gleich Millionär – aber man legt los mit dem Investieren und darum geht’s. 

Wie sollte man vorgehen, wenn man sich überlegt, Aktien zu kaufen?

Man muss vom Ende her denken. Was möchte ich erreichen mit meiner Investition? Wann benötige ich das Geld wieder? Welche Schwankungen kann ich verkraften? Womit fühle ich mich wohl – und was ist ein No-Go? Erst wenn man sich darüber klar ist, kommt die Frage, welchen ETF oder welche Aktien man kauft. 

Stichwort Risiko – wie sieht es damit aus?

Ich persönlich investiere nie mehr als ein Prozent meines Geldes in ein Unter-nehmen. Eine breite Streuung senkt das Risiko deutlich – deshalb ja auch ETFs als ideales Vehikel für Einsteiger. Aber ohne jedes Risiko geht es nicht – bei der Geldanlage genauso wie im Leben.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.