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16. Jun 2023

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Gesundheit

Gesund Altern durch mehr Körperwissen

Journalist: Christiane Meyer-Spittler

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Foto: Pexels/Leish, Duffé

Als Hautärztin, Ernährungsmedizinerin und Anti-Aging-Spezialistin erklärt Adler in ihrem Buch detailliert und verständlich die Alterungsprozesse unseres Körpers und wie wir sie positiv beeinflussen können.

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Dr. Yael Adler, Dermatologin, Ernährungsmedizinerin und Autorin

Frau Adler, worin liegt der Schlüssel zum gesunden Altern?
Nach meiner Auffassung liegt der Schlüssel darin, dass wir wissen, was im eigenen Körper von der Zelle bis hin zu den Organen alles passiert. Haben wir so etwas wie Gesundheitswissen oder eine Art Körperkompetenz, können wir eigene Symptome richtig lesen und besser auf uns hören. Altern ist ein multifaktorieller Prozess, und so gibt es viele richtige Wege diesem zu begegnen, bzw. viele Fehler, die wir vermeiden können.

Was sollten wir wissen, um richtig zu handeln?
Eigentlich ist unser Körper schlau und ganz kann ganz viel selber regulieren und reparieren. Doch je älter wir werden, desto schwieriger werden diese Prozesse. Es ist deshalb nötig, ab einer gewissen Lebensphase, Mitte 35 und 45 Jahren, Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Eine erste Maßnahme kann schon sein, gewisse Altersbeschleuniger zu meiden, die da wären: Nikotin, Alkohol, übermäßiges Sonnenlicht oder auch Umweltgifte. Ebenso Bewegungsmangel oder zu viel ungesunde Industriekost lässt uns schneller altern. Je mehr wir über die körpereigenen Abläufe und Zusammenhänge wissen, desto besser können wir entgegen steuern und individuelles Anti-Aging betreiben.

Wie viel  haben wir selbst in der Hand?
10 bis 30 % der Krankheiten oder chronischer Leiden machen die Genetik aus, der ganze Rest, also über 70 % liegt an unserem Lebensstil. Von daher sollten wir Angebote an Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsmaßnahmen annehmen und uns um uns kümmern. Wir können aus zahlreichen Möglichkeiten, die uns jung halten, aussuchen, was uns gut tut; seien das sportliche Aktivitäten, regelmäßige soziale Kontakte oder auch geistige Beschäftigungen.

„Es ist nötig, ab einer gewissen Lebensphase, Mitte 35 und 45 Jahren, Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen."

Welche Alltags-Tipps können Sie uns geben?
Die Ernährung ist ein wesentlicher Beitrag zu unserer Gesunderhaltung, Nicht umsonst heißt es: ‚Du bist, was du isst‘.  Lösliche Ballaststoffe dienen zum Beispiel den gesundheitsfördernden Bakterien im Darm als Düngemittel. Sie sind u. a. in Akazienfasern, Flohsamenschalen, Leinsamen, bitteren Salaten oder Wurzelgemüsen zu finden. Ihre Vermehrung verdrängt die gesundheitsschädlichen Bakterien im Darm und baut so ein starkes Mikrobinom auf. Nur eine gesunde Darmflora kann Vitamine, Abwehrstoffe und Botenstoffe bilden und damit ein intaktes Immunsystem stellen. Überhaupt der Verzehr von sekundären Pflanzenstoffen, wie in Möhrensaft, Tomatenmark, Matcha Pulver Tee oder Rote Beete enthalten, ermöglicht den Aufbau von Collagen. Das macht die Haut robuster und schützt gegen Lichtalterung.
Auch ein gesunder Schlaf ist relevant. Das Dunkelheitshormon Melatonin ist nicht nur zum Einschlafen wichtig, sondern hilft auch bei der Mitochondrien-Reparatur, den Zellkraftwerken. Durch abendliches blaues Licht, also spätes Nutzen von digitalen Medien, wird die Bildung von Melatonin behindert. Man schläft dadurch nicht nur schlecht ein, sondern das Anti-Aging-Programm des Körpers kann nicht starten. Wichtig ist auch Sport unter dem Aspekt von Radikalfängern. Diese werden durch Bewegungsreize ausgebildet und ermöglichen als Ganzkörpertraining, Alltags-Stressoren abzubauen.
Viele nützliche Alltagstipps gebe ich in meinem neuen Buch für jedes einzelne Organ, mit dem man im Laufe des Lebens zwangsläufig einmal konfrontiert sein wird, und die notwendigen Hintergrundinformationen. Denn je mehr ich über meinen Körper und dessen Abläufe weiß, desto leichter fällt es mir, Veränderungen für ein gutes Altern vorzunehmen und umzusetzen.

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Das Buch Genial Vital der Fachärztin und Bestsellerautorin Dr. med. Yael Adler ist ein umfassender Ratgeber über die häufigsten Verschleiß- und Alterserkrankungen mit anschaulichen Tipps zu möglichen Gegenmaßnahmen. Es richtet sich an alle, die ihren Körper besser verstehen und ihre Vitalität erhalten wollen.

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.