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31. Aug 2021

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Gesellschaft

Gleiche Chancen für mehr Erfolg

Journalist: Christiane Meyer-Spittler

Das Kompetenzzentrum Technik- Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz) fördert bundesweit die Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie die Vielfalt als Erfolgsprinzip in Wirtschaft, Gesellschaft und technologischer Entwicklung. Ein Interview mit Dr. Ulrike Struwe, Geschäftsführung des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.

Mit welchem Grundgedanken hat sich der Verein vor mehr als 20 Jahren gegründet?

Der Grundgedanke des Kompetenzzentrums war, die Beteiligung und Vernetzung von Frauen in technischen Ausbildungen, Studiengängen und Berufen zu stärken. Seit dieser Zeit werden Projekte und Initiativen wie der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag, der Boys’Day – Jun-gen-Zukunftstag, die Initiative Klischeefrei und die Initiative „Komm, mach MINT“ entwickelt und umgesetzt.  

Sie beschäftigen mittlerweile über 60 fachliche Mitarbeiter:innen und haben deutschlandweit an die 100 Projekte an-geschoben. Was ist das heutige Anliegen?

Bei dem zentralen Ziel die Chancengleichheit von Frauen und Männern und Vielfalt zu fördern, hat die Diversität an Themen zugenommen und bezieht heute Berufs- und Lebensplanung, Demografie, Digitale Teilhabe, Diversity, Familie und Beruf, Frauen und MINT ein.

Warum gibt es immer noch weniger Frau-en als Männer in sogenannten MINT-Berufen?

MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) sind im Hochtechnologieland Deutschland weiter-hin männlich konnotiert. Junge Männer bekommen früh über Väter, die peer group oder die Medien einen Zusammenhang zwischen Technik und Geschlecht vermittelt; sei es über Spielzeug, männliche Rollenvorbilder oder Bilder. Junge Frauen haben diesen niedrigschwelligen Zugang zu Technik nicht. 

Zudem sind MINT-Berufe im Alltag nicht sichtbar. Die Arbeit einer Ingenieurin oder eines Informatikers lernen Jugendliche im Alltag nicht kennen. Anders sieht es mit Berufen wie Lehrer, Ärztin, Kauffrau oder Friseur aus. Somit entstehen keine Vorstellungen von MINT-Berufen: Was beinhalten sie, wie sehen Karrieren in MINT aus? Diese und weitere Faktoren führen dazu, dass Frauen in MINT-Berufen unterrepräsentiert sind.

Welche Hilfestellungen können Sie jungen Frauen geben?

Junge Frauen brauchen Vorbilder, Informationen zu Karrieren in MINT und Praxiswissen. Projekte wie den Girls’Day und „Komm, mach MINT“ ermöglichen zahl-losen Frauen niedrigschwelligen Zugang zur Praxis und den Austausch mit Rollenvorbildern. Zudem informiert kompetenzz über die vielfältigen MINT-Karrierewege. Es zeigt Frauen z. B. über das Niedersachsen-Technikum Möglichkeiten auf, mit denen sie sechs Monate lang in konkreten Projekten den MINT-Alltag, seine Vielfalt und Chancen erleben können.

Wie können Sie Arbeitgeber von dem Potenzial überzeugen, das in der Vielfalt der Berufsbewerber:innen steckt?

Frauen erwerben durchschnittlich die höheren Bildungsabschlüsse und nehmen zu ähnlich hohen Anteilen wie Männer ein Studium auf. Angesichts dieser enorm qualifizierten Gruppe kann es sich Deutschland nicht leisten, auf dieses Potenzial 

zu verzichten. Vielfalt in Wirtschaft und Wissenschaft bedeutet ein besseres Zusammenspiel unterschiedlicher Kenntnisse und Qualifikationen, Erfahrungen und Skill Sets. Es fördert Kreativität und Innovation bei Prozessen und bei Produkten. 

Welche Arbeitsplatz-Modelle können Sie Arbeitgebern aufzeigen, die sich noch scheuen, Frauen und Mütter in Führungspositionen zu sehen?

Um Frauen gleiche Karrierechancen wie Männer zu ermöglichen, muss sich die Arbeitswelt ändern – für Frauen und Männer. Auch junge Väter wollen heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, deshalb ist es für Arbeitgeber wichtig, auf die Bedarfe der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf zu reagieren. Hierzu gehören neue Führungsmodelle, wie z. B. Führen in Teilzeit und Führen im Team. Dies erfordert mehr Abstimmung, bietet den Unternehmen aber die Chance, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Zudem muss Politik Rahmenbedingungen schaffen, die diesen gesellschaftlichen Wandel langfristig ermöglichen. 

Können Sie Ihre Erfolge auch anhand von Zahlen nennen?

Anzahl und Anteil von Frauen in MINT sind seit 2008 teilweise deutlich gestiegen. Begannen 2008 noch 60.000 Frauen ein MINT-Studium, waren es 2019 gut 119.000. In der Informatik lag der Frauenanteil bei den Studienanfängerinnen 2008 bei 18,6 %, 2019 bei  25,1 %. In der Elektrotechnik erhöhte sich der Frauenanteil bei den Studienanfängerinnen im gleichen Zeitraum von 9,7 % auf 17,5 %. Bei den Absolventinnen der Informatik stieg der Frauenanteil zwischen 2008 und 2019 von 15,1 % auf 20,8 % und in der Elektrotechnik von 8,9 % auf 13,4 %. Dies sind sehr positive Entwicklungen, die es fortzusetzen gilt.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.