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12. Jun 2024

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Gesellschaft

Große Wirkung von kleinstem Gewebe

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Artur Tumasjan/unsplash

Gewebespenden können Leben retten und großes Leid lindern. Als Spender kommen viele Menschen in Frage, sofern sie sich dazu bereit erklären.

Rund 9.000 Menschen jährlich erhalten hierzulande durch eine Augenhornhauttransplantation – eine Gewebetransplantation – ihre Sehkraft zurück. Es könnten noch viel mehr sein, denn die Wartelisten für Hornhautspenden sind lang. Dabei wissen viele Menschen gar nicht, dass Augenhornhäute Körpergewebe sind, die nach dem Tod gespendet werden können. Auch Spenden von Herzklappen oder Blutgefäßen können großes Leid lindern und manchmal sogar Leben retten. Spenderherzklappen kommen häufig in der Therapie kindlicher Herzklappenfehler zum Einsatz. Im Unterschied zu tierischen oder künstlichen Alternativen halten sie wesentlich länger und wachsen sogar mit. Aber auch Haut, Knochen, Knorpel, Sehnen und Bänder können gespendet werden. So helfen beispielsweise Hauttransplantationen sowohl bei schweren Verbrennungen als auch chronischen Wunden. Die Transplantation von Sehnen und Bändern oder Knochenteilen bringt Menschen ihre Bewegungsfähigkeit zurück und lindert Schmerzen.

Das Gros der Gewebespenden findet nach dem Tod statt. Im Unterschied zu Organen können Gewebe nach dem Herz-Kreislauf-Tod entnommen werden – im Falle der Augenhornhaut bis zu drei Tage nach Todeseintritt. Grundsätzlich kommt jeder Mensch für eine Gewebespende in Frage. Es gibt keine generellen Altersgrenzen. Zum Ausschluss führen lediglich bestimmte übertragbare Erkrankungen oder Infektionen. Weitere Voraussetzung für eine Spende ist eine Einwilligung des potenziellen Spenders zu Lebzeiten, zum Beispiel in Form einer Patientenverfügung, eines Spendeausweises oder durch einen Eintrag im Organspende-Register. Ist dies nicht erfolgt, können auch die Angehörigen eine Entscheidung im Sinne des mündlich geäußerten oder mutmaßlichen Willens der Verstorbenen treffen. Das Aufklärungsgespräch ist fester Bestandteil im Spendeprozess. Ein Gespräch zu Lebzeiten und ein schriftlich dokumentierter Wille entlastet die Familie in dieser Situation.

Einige Gewebearten können auch lebend gespendet werden. Gängige Lebendgewebespenden sind Hüftknochen im Rahmen eines künstlichen Gelenkersatzes oder Amnionmembran im Rahmen einer Plazentaspende bei geplanten Kaiserschnittgeburten. Amnionmembran ist die innere Eihaut der Fruchtblase, welche beispielsweise in der Augen- oder Gesichtschirurgie oder bei chronischen Wunden, wie dem Diabetischen Fußsyndrom, eingesetzt werden kann. Aus der Amnionmembran von nur einer Plazenta können über 100 Transplantate hergestellt werden. Auch für eine Lebendgewebespende muss eine Zustimmung des Spenders vorliegen.

Die Möglichkeit für Gewebespenden besteht in jedem Krankenhaus. Darüber hinaus können Gewebespenden auch in Pflege- oder Palliativeinrichtungen, im Bestattungsinstitut oder Hospizen durchgeführt werden. Nach der Entnahme wird das Gewebe in einer Gewebebank gründlich untersucht, für eine spätere Transplantation vorbereitet und eingelagert. Die Gewebespende unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen, insbesondere in dem Transplantations- und Arzneimittelgesetz. So benötigen Gewebeeinrichtungen für die Spende, Entnahme, Aufbereitung, Lagerung und Verteilung entsprechende arzneimittelrechtliche Erlaubnisse. Alle Gewebeeinrichtungen unterliegen einer behördlichen Aufsicht. Für klassische Gewebezubereitungen gilt ein Handelsverbot. Ärzte oder Krankenhäuser können jederzeit bei Gewebeeinrichtungen benötigtes Gewebe anfragen beziehungsweise die Patienten auf Wartelisten setzen lassen.

Organspende-Register

Das Register für Erklärungen zur Organ- und Gewebespende ist ein zentrales elektronisches Verzeichnis, in dem die Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende festgehalten werden kann. Der kostenlose Eintrag kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. https://organspende-register.de/erklaerendenportal

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.