Diesen Artikel teilen:

20. Sep 2022

|

Gesellschaft

„Grüne Mietverträge werden an Bedeutung zunehmen“

|

Foto: Chuttersnap/unsplash, Presse/ZIA

Green Leases, also grüne Mietverträge, haben für Deutschland an Bedeutung gewonnen. Wie man damit Nachhaltigkeitszielen näherkommt, weiß Stefanie Frensch, Ausschussvorsitzende Corporate Social Responsibility des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA).

stefanie-frensch-online.jpg

Stefanie Frensch, Ausschussvorsitzende Corporate Social Responsibility des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA)

Wie genau sind Green Leases definiert? Was verbirgt sich dahinter?

Green Leases sind individuelle Mietverträge, in denen nachhaltiges Nutzen und Bewirtschaften – meist für gewerbliche Immobilien festgeschrieben sind – ausgerichtet auf Bedürfnisse beider Parteien und Eigenarten des Objekts. So werden etwa Regeln zum Reduzieren von Abfall, Energieverbrauch, zu Emissionen oder ökologisch unbedenklichen Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen aufgestellt.

Wie weit sind nachhaltige Mietverträge in Deutschland verbreitet – und bei welchen Immobilien?

Bis Anfang der 2010er Jahre gab es kaum Green Leases, denn es fehlte ein Referenzrahmen. Deshalb haben die zentralen Marktteilnehmer gemeinsam einheitliche Standards definiert. Sie wurden unter anderem in einer ZIA-Arbeitsgruppe weiterentwickelt und vereinfacht. Bei Gewerbeflächen nehmen große Konzerne zunehmend Einfluss auf Projektentwicklungen mit Blick auf Gebäudezertifizierungen, aber auch Ausstattungsmerkmale. Grundsätzlich besteht noch Potenzial beim Umsetzen von Green Leases im deutschen Markt.

Welche allgemeine Zielsetzung soll mit Green Leases erreicht werden?

Wegen der großen Herausforderung, Emissionen im Gebäudebereich zu reduzieren, wird ressourcenschonende Nutzung für Vermieter und Mieter immer wichtiger. Die Immobilienwirtschaft setzt aus eigenem Antrieb auf diesen Weg, um Ziele ihrer CSR-Strategien (Corporate Social Responsibility) zu erfüllen. Neue, ambitionierte EU-Vorgaben verstärken diesen Trend.

Welche konkreten Vorteile bewirken Green Leases?

Es geht um schonenden Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Energie und damit auch ums Kosteneinsparen. Stärkere Nutzung erneuerbarer Energien und fortschrittlicher oder recycelter Baumaterialien leistet einen Schlüssel-Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Green Leases können als ein Baustein unternehmerische CSR-Ziele pushen, Kosten reduzieren und die Attraktivität der Immobilie erhöhen.

Wie weit ist Deutschland – im Vergleich zu Europa – bei der Umsetzung von grünen Mietverträgen?

Anders als etwa in angelsächsischen Ländern, in Frankreich, den Niederlanden oder Schweden wurden einheitliche Standards bei uns erst sehr spät entwickelt. Die Marktteilnehmer sind hier im ständigen Austausch. Grüne Mietverträge werden an Bedeutung zunehmen.

Der Betrieb von rund 2,7 Millionen gewerblich genutzten Gebäuden in Deutschland verursacht mehr als 15 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Was können Eigentümer und Investoren tun, um Klimaneutral zu werden?

Es gibt vielfältige Hebel: Förderung energetischer Sanierung im Bestand, stärkeres Fokussieren aufs Wiederverwerten von Baustoffen, aber auch Anpassung der Regulatorik weg vom Primärenergiebedarf hin zu den CO2-Emissionen. Schnelle Effekte bringen z.B.: Ausbau grüner Fernwärme, Umstieg auf Wärmepumpen und Photovoltaik. Es gilt, Verbrauchsdaten zu erfassen, um über ein Energiemanagement-System Anlagentechnik intelligent zu steuern.

 

9. Jul 2025

|

Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.