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3. Apr 2021

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Gesellschaft

Gute Aussichten in Luxemburg

Journalist: Helmut Peters

Um in Stoßzeiten des Luxemburger Berufsverkehrs genügend Kapazität zu haben, ist eine Seilbahn ein ideales Verkehrsmittel. 

Bezogen auf seine Fläche von 2.586,4 km² und seine rund 630.000 Einwohner ist das Großherzogtum Luxemburg ja ein durchaus „übersichtlicher“ demokratischer Staat mitten in Europa. Mit seiner Verkehrspolitik aber hat es alle seine Nachbarn mehr als einmal in Erstaunen versetzt. Der jüngste Coup gelang den Luxemburgern, als sie Ende Februar 2020 erklärten, den staatlich betriebenen öffentlichen Verkehr zumindest in der 2. Klasse kostenfrei nutzen zu lassen. Bequemer und schneller Transport für jedermann von A nach O haben Priorität und tragen dazu bei, den Autoverkehr umweltfreundlich immer weiter einzuschränken. Es gibt aber noch viel mehr Überraschungen in diesem malerischen Land mit seinen Resten mittelalterlicher Befestigungsanlagen, einem Pracht-Palast und der Promenade Chemin de la Corniche auf den Wallanlagen.

Neben der modernsten Straßenbahn Europas an der Avenue Kennedy gibt es eine neue Standseilbahn, die den Kirchberg mit der Unterstadt Pfaffenthal, einem wahren Transferknotenpunkt, verbindet. Die Fahrt vierzig Meter in die Tiefe ist ein einzigartiges Erlebnis. Danach geht es in einem Panoramaaufzug mit 71 Meter Höhenunterschied nach Pfaffenthal Oberstadt. Die Seilbahnanlage befindet sich neben der Großherzogin-Charlotte-Brücke, die im Volksmund auch „Rote Brücke“ genannt wird, und wurde in wenigen Jahren von Vorprojektstudien 2013 und 2014, ausgehend über umfangreiche Erdarbeiten und die Konstruktion der Strecke, innerhalb von drei Jahren fertiggestellt. Schon Ende 2017 wurde die Seilbahn offiziell in Betrieb genommen.

Zu Luxemburgs individuellen, aber höchst erfolgreichen Mobilitätskonzepten stellte die Standseilbahn sozusagen das Sahnehäubchen dar. Bei dem Auf und Ab der luxemburgischen Topographie ist sie das ideale Glied zwischen Bahn und Bus und verbindet Orte miteinander, die anderweitig nie im Leben in einer so kurzen Zeit erreichbar gewesen wären. Wer den Kirchberg zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit tagtäglich zu Fuß erklimmen und herabsteigen würde, bräuchte viel Zeit und eine gute Kondition und würde selbst bei kühleren Temperaturen garantiert ins Schwitzen geraten.

Die Fahrtzeit mit der Standseilbahn beträgt nur eine gute Minute, zum Ein- und Aussteigen bleiben den Besuchern knapp zwei Minuten, was eine optimale Auslastung zur Folge hat. Die Talstation Pfaffenthal der Standseilbahn und die Haltestation der Eisenbahn befinden sich in ein und demselben Gebäude, allerdings auf zwei verschiedenen Ebenen. Die Bergstation Kirchberg und die Haltestelle der neu errichteten Straßenbahn „Stater Tram“ teilen sich dagegen eine Ebene.

Vier Fahrzeuge für je 170 Personen verkehren für die beiden Standseilbahnen und transportieren bis zu 7.200 Personen pro Stunde. Bei der Kürze der Fahrzeit kommen da aber vor allem zur Rush Hour hohe Passagierzahlen zustande. Der Bedarf wird sich künftig noch verstärken, denn das durch die Standseilbahn so gut erschlossene große Gewerbegebiet am Kirchberg muss bis 2030, so prognostizieren die Verantwortlichen, mit einer Verdopplung der Pendler rechnen. Neben dem Messegelände Luxexpo haben am Kirchberg ja schon das Europaparlament, die Universität und zahlreiche Unternehmen der Finanzbranche ihren Sitz. Weitere werden folgen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.