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22. Nov 2019

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Gesellschaft

„Gute Chancen für steigende Kurse“

Journalist: Armin Fuhrer

Ohne Aktien sei in Zeiten von Null- oder Minuszinsen ein Vermögensaufbau für die Altersvorsorge fast unmöglich, sagt Finanzexperte Gottfried Heller.

Wie sehen Sie derzeit grundsätzlich die Aussichten für Anleger in Zeiten von Handelskriegen und Brexit?

Zollstrafen und Handelsstreit bremsen das Wachstum weltweit, denn wegen der hohen Unsicherheit stellen Unternehmen Investitionen zurück und Verbraucher geben weniger aus. Die unabsehbaren Folgen des Brexit verstärken noch die Verunsicherung. Um eine Rezession zu verhindern, werden die Notenbanken weiterhin eine expansive Geldpolitik betreiben und massiv Liquidität in die Wirtschaft pumpen. Die Zeit der Null- und Negativzinsen wird deshalb noch lange anhalten und könnte noch schlimmer werden. Den Anlegern bleibt in dieser Konstellation nichts anderes übrig, als einen größeren Teil ihrer Ersparnisse als bisher in Aktien zu investieren. Aktien profitieren am stärksten von der extrem lockeren Geldpolitik. Und nur mit ihnen haben die Sparer noch eine Chance, Vermögen aufzubauen.  

Worin liegen die Vorteile für Anleger? Und sind die Deutschen zu rückhaltend?

Die Chancen für steigende Kurse haben sich mit den jüngsten Zinssenkungen und den Erwartungen auf eine noch extremere Geldpolitik weiter verbessert. Obwohl das weltweite Wachstumstempo so niedrig ist wie seit zehn Jahren nicht mehr, verdienen die meisten Unternehmen recht ordentlich. Im Durchschnitt zahlen sie eine Dividendenrendite von rund drei Prozent. Im Vergleich zu Minuszinsen für Staatsanleihen ist das außerordentlich attraktiv. Auch die Bewertung spricht klar für Aktien. Die Gewinnrendite, also die gesamten Gewinne der Unternehmen im Vergleich zu ihren Börsenkursen, ist an den wichtigsten Aktienmärkten mit sechs bis neun Prozent meilenweit höher als die Null- und Negativrenditen von Bundesanleihen und Bankeinlagen. Die deutschen Anleger müssen endlich aufwachen und die Vorzüge von Aktien erkennen und nutzen. In kaum einem anderen Industrieland besitzen Privatanleger so wenige Aktien wie in Deutschland.

Sind Aktien auch als Altersvorsorge zu empfehlen?

Aktien sind für die Altersvorsorge unverzichtbar. Ohne sie ist ein Vermögensaufbau fast unmöglich. Das gilt vor allem real, also inflationsbereinigt. Mit Zinsanlagen können Anleger die Inflation schon lange nicht mehr schlagen, ihre Ersparnisse werden schleichend entwertet. Langfristig, das zeigen alle Studien, bringen Aktien deutlich höhere Renditen als Zinsanlagen – im Durchschnitt bewegen sie sich um die neun Prozent. Diesen Renditevorsprung können alle Anleger bequem nutzen, auch mit ganz kleinen Beträgen. Dafür hat die „Erfindung“ von ETFs gesorgt. Diese börsennotierten Indexfonds bilden einen Aktienindex wie den DAX eins zu eins nach. Sie werden wie Einzelaktien an den Börsen gehandelt. Das ist weitaus billiger als ein Depot selbst zu bestücken und auch günstiger als aktiv gemanagte Aktienfonds zu kaufen, von denen nur wenige besser abschneiden als ihr Vergleichsindex. Mit ETFs können Anleger schon mit kleinem Geld ihre Anlagen breit und somit risikoreduziert und kostengünstig streuen – ETFs auf den MSCI-Weltindex, der 1650 Aktien aus 23 Industrienationen enthält, gibt es schon ab 20 Euro. ETFs sind optimal für die Altersvorsorge, mit ihnen haben Kleinanleger die gleichen Vorteile wie Großanleger.

Welche Rolle spielt die Zinspolitik der EZB?

Für die Anleger ist die EZB-Politik ganz entscheidend. Auf der einen Seite machen negative Leitzinsen das Zinssparen inflationsbereinigt zum Verlustgeschäft,  auf der anderen begünstigen sie zusammen mit der maßlosen Liquiditätsausweitung der EZB die Aktien. Von dem vielen Geld fließt, angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, viel weniger als erwartet in Unternehmensinvestitionen, sondern größtenteils in liquide Wertpapiere. Und da nehmen Aktien eine Sonderstellung ein, weil sie attraktive Erträge bringen – im Gegensatz zu Anleihen, von denen weltweit ein Drittel negative Renditen abwerfen und damit das Sparen zur Farce machen. Ich rechne damit, dass die EZB die Zinsen noch lange Zeit absurd tief halten wird. Wer angesichts dieser Aussichten nicht einen Teil seiner Geldanlagen in Aktien umschichtet, muss ohnmächtig zuschauen, wie sein Vermögen real abschmilzt.

Wie das Anlegen in Aktien und ETFs einfach und bequem für jedermann möglich ist, hat Gottfried Heller in seinem neuen Buch „Die Revolution der Geldanlage“ leicht verständlich mit praktischen Beispielen beschrieben. Informationen gibt es auch auf www.gottfried-heller.de

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.