4. Mär 2025
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Gesundheit
Journalist: Thomas Soltau
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Foto: Dawit/unsplash
Das Smartphone wird zum persönlichen Gesundheitscoach, der hilft, Rückenschmerzen zu lindern oder Migräneattacken zu reduzieren. Dank digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) ist das keine Zukunftsmusik mehr, sondern längst Realität in Deutschland.
Der Arzt passt mittlerweile in jede Hosentasche: Digitale Gesundheitsanwendungen verändern die Art und Weise, wie Krankheiten behandelt werden. Dabei handelt es sich um zertifizierte Medizinprodukte in App-Form, die Patientinnen und Patienten bei der Erkennung, Überwachung oder Behandlung von Erkrankungen unterstützen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gesundheits-Apps müssen DiGA ihre medizinische Wirksamkeit in Studien nachweisen und strenge Datenschutzkriterien erfüllen. Aktuell sind in Deutschland 57 solcher Anwendungen zugelassen, die ein breites Spektrum abdecken – von Rückenschmerzen über COPD bis hin zu Migräne.
Der Weg zur passenden digitalen Gesundheitsanwendung ist einfach. Ärztinnen und Ärzte oder Psychotherapeutinnen und -therapeuten können diese direkt verschreiben. Die Kosten werden von den Krankenkassen vollständig übernommen. Und das extrabudgetär, was bedeutet, dass die Verordnungen nicht auf das Budget der Ärztinnen und Ärzte angerechnet werden. Viele DiGA bieten zudem mehr als die Standardversorgung, da sie auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind. „DiGA haben das Potenzial zur Verbesserung der medizinischen Versorgung und zur stärkeren Vernetzung der verschiedenen Versorgungsangebote“, erklärt Stefanie Stoff-Ahnis, Vorständin beim GKV-Spitzenverband.
Während zahlreiche Apps oder YouTube-Videos allgemeine Tipps geben, basieren DiGA auf wissenschaftlich nachgewiesener medizinischer Wirksamkeit. Sie sind zertifizierte Medizinprodukte, wurden von Fachkräften entwickelt und gewährleisten höchste Sicherheitsstandards. Manche Anwendungen nutzen Künstliche Intelligenz, um Bewegungen in Echtzeit zu analysieren und zu korrigieren. Ein digitaler Therapeut für unterwegs mit Rund-um-die Uhr-Sprechstunde. Andere unterstützen beim Tracking von Symptomen oder helfen bei psychischen Erkrankungen durch interaktive Therapieelemente.
Während zahlreiche Apps oder YouTube-Videos allgemeine Tipps geben, basieren DiGA auf wissenschaftlich nachgewiesener medizinischer Wirksamkeit.
Die Nachfrage nach digitalen Gesundheitslösungen wächst, weil sie eine flexible und zeitnahe Versorgung ermöglichen. Ihr Vorteil: Mit ihnen lässt sich die eigene Gesundheit managen, unabhängig von langen Wartezeiten oder dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Durch kontinuierliche Begleitung entwickeln Nutzende ein besseres Verständnis für ihren Körper und können informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen. Besonders für Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen bieten DiGA eine wertvolle Ergänzung. Mehr als 75 Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Jahr darunter, und Rückenprobleme gehören zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle. In vielen Städten beträgt die Wartezeit auf eine Physiotherapie mehrere Wochen. Digitale Gesundheitsanwendungen bieten hier eine flexible und effektive Alternative, vor allem für Menschen im ländlichen Raum oder mit engem Zeitbudget.
Auch in der psychischen Gesundheit könnten DiGA eine immer größere Rolle spielen. Angesichts steigender Zahlen an Depressionen und Angststörungen – allein 5,3 Millionen Menschen in Deutschland sind laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe betroffen – könnten digitale Therapien helfen, Wartezeiten auf Psychotherapie zu überbrücken und erste Hilfestellungen zu bieten.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran: DiGA bieten eine niedrigschwellige, evidenzbasierte Versorgung, die jederzeit verfügbar ist und das Gesundheitssystem nachhaltig entlasten kann. Langfristig könnten sie zu einem festen Bestandteil der Regelversorgung werden – und damit eine Chance für das gesamte Gesundheitssystem.