30. Dez 2024
|
Gesundheit
DOCTOR MI!-Gründerin Miriam Rehbein verrät, welche Wirkstoffe und Pflegeprodukte eine gesunde Haut im Winter braucht. Plus: der Goldstandard fürs Well-Aging.
Dr. med. Miriam Rehbein, Fachärztin für Dermatologie
Ist eine spezielle mikrobiotische Hautpflege nötig bzw. sinnvoll?
Ich sage mal so, es schadet nicht. Diese Produkte kommen eigentlich aus der Forschung für Neurodermitiker, wo man festgestellt hat, dass Cremes, die ein Hautmikrobiom enthalten, die Funktion der Haut und auch die Hautschutzbarriere stärken. Man unterscheidet pro-, prä- und postbiotische Stoffe. Verbraucher müssen gezielt nachgucken, ob solche Kulturen enthalten sind.
Welche Stoffe gehören noch in eine gute Hautpflege, insbesondere im Winter?
Unsere Haut ist ein lebendes Organ, das allen Umwelteinflüssen und unserem Lifestyle ausgesetzt ist. Alles, was wir ihr dort auftragen, landet im Blutkreislauf. Dementsprechend sollte die Haut mit guten Nährstoffen versorgt werden. Dazu zählen für mich vor allen Dingen pure, wissenschaftlich bewiesene Inhaltsstoffe wie Antioxidantien, also die Vitamine A, E und B, insbesondere Niacinamide sowie Wirkstoffe aus der Neurodermitisforschung, welche die Hautbarriere stärken, Feuchtigkeit zurückgeben beziehungsweise diese in der Haut halten – was im Winter besonders wichtig ist. Das kann man gut mit Wirkstoffen wie Probiotika unterstützen, denn nur mit einer intakten Hautbarriere kann die Feuchtigkeit auch in der Haut gehalten werden. Im Winter haben wir die Möglichkeit, mal wirklich ein bisschen großzügiger und intensiver an der Haut zu arbeiten.
„Die Haut ist ein lebendes Organ, das regelmäßige und fachkundige Zuwendung benötigt.“
Welche Hautpflege ist ein Muss?
Es braucht auf jeden Fall eine gute Reinigung, damit die Haut atmen kann. Und eine Tages- sowie eine Nachtpflege, das sind die drei Basics. Die Tagespflege enthält idealerweise viele Antioxidantien und Sonnenschutz. Ich empfehle auch im Winter immer 50+, weil wir sowieso alle viel zu wenig davon auftragen. Für die Nacht, in der die Hauterneuerung stattfindet, darf man dann mit höheren Wirkstoffkonzentrationen und entsprechenden Zusammenstellungen rangehen. Ob es zusätzlich noch eine extra Augenpflege oder ein spezielles Serum braucht, ist eine Hauttypfrage. Wer seine Pigmentflecken loswerden oder Akne behandeln will, nimmt sicherlich auch mal ein Fruchtsäurepeeling dazu. Wer unter trockener Haut leidet, greift eher zu einer Mikrobiom-Maske.
Welche Well-Aging-Wirkstoffe empfehlen Sie?
Es gibt gar nicht so viel, auf das man sich so hundertprozentig verlassen kann. Der Game Changer ist und bleibt Retinol. Dieser Goldstandard fürs Anti-Aging sorgt dafür, dass der Hautzyklus gesundet, die Kollagenproduktion neu angeregt wird und Talgdrüsen reduziert werden. In der Kombi mit smarten Wirkstoffen wie Probiotika, Niacinamiden, Ceramiden, Hyaluronsäure, Antioxidantien, Selen, Zink, Panthenol oder Allantoin können heutzutage unglaubliche Ergebnisse auf zellulärer Ebene erzielt werden, die vor zehn Jahren aufgrund der Forschungslage noch nicht möglich gewesen wären.
Wie steht es um natürliche, pflanzliche Pflegeprodukte?
Alles, was wir tun, hat seinen Ursprung in der Natur, und auch die Medizin ist eine Naturwissenschaft. Wenn ich beispielsweise meine Wirkstoffe betrachte, finden sich viele natürliche Substanzen wie Aloe Vera, Euphrasia, Avenol, Parakresse oder die Auferstehungspflanze. Allerdings müssen diese mit Bedacht ausgewählt werden. Nur weil etwas aus der Natur stammt, bedeutet das nicht automatisch, dass es besser oder ungefährlicher ist. Die Natur enthält schließlich auch eine Vielzahl von Allergenen. Sie ist ebenso wirksam wie alles andere, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.
Mikrobiom der Haut Das Mikrobiom der Haut besteht aus verschiedensten Bakterien, Viren und Pilzen und hat, ähnlich wie das des Darms, großen Einfluss auf die Gesundheit des Körpers. Diese residente Hautflora ist wichtig, um die Hautschutzbarriere aufrechtzuerhalten und die Hautfunktion zu stabilisieren. Beeinflusst wird das Haut-Mikrobiom sowohl durch die Genetik als auch durch Umweltfaktoren und den persönlichen Lebensstil.