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31. Aug 2021

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Gesellschaft

Homeoffice, das Café nebenan – oder gleich Bali?

Journalist: Armin Fuhrer

Future Work wird vielen Menschen viele neue Möglichkeiten bieten und starre Arbeitsstrukturen auf-brechen. Auch die Unternehmen profitieren davon.

Im August packte Isabell Fürst ihre Koffer, setzte sich ins Flugzeug und flog nach Lissabon. Die Berlinerin hatte genug von der großen Stadt und wollte in einem Umfeld leben und arbeiten, das ihr mehr zusagt. Sie entschloss sich, nach Portugal zu ziehen, denn die Sonne und die Nähe zum Strand üben einen großen Reiz auf sie aus, ebenso wie die Menschen im südlichen Europa. Hier lebt die 40-Jährige, die als Coach arbeitet, nun in einer kleinen Stadt und wohnt in einer Wohnungsgemeinschaft Gleichgesinnter. Im Haus gibt es ein Co-working-Space, in dem sich die Bewohner während ihrer Arbeitszeit aufhalten. Isabell ist 40 und als Freiberuflerin unabhängig. Während der Pandemie hat sie ihre Beratungsdienste vollständig ins Internet verlegt. Jetzt coacht sie ihre Kunden online. „Ohne diese technische Möglichkeit könnte ich nicht einfach nach Portugal umziehen“, sagt sie. Denn ihre Kunden rekrutiert sie auch weiterhin in Deutschland. 

Auch Leon Bertran, ebenfalls Freiberufler und aus Berlin, packte Anfang September seine Koffer, ihn zog es nach Südspanien. Von hier aus geht er für zwei Monate seinem Job nach, ehe er wieder in die Heimat zurückkehrt. „Ich gehe schon seit Jahren einmal im Jahr für ein paar Monate in andere Länder und arbeite von dort“, sagt der 58-Jährige. Leon hat einen festen Stamm von Auftraggebern, die er praktisch von jedem Ort der Welt bedienen kann, solange es Internet und Telefon gibt. 

Natürlich kann nicht jeder einfach seine Koffer packen und in das Land seiner Träume umziehen, so wie Isabell Fürst und Leon Bertran das getan haben. Viele haben Familie oder andere Bindungen Zuhause oder arbeiten in Jobs, in denen eine Präsenz unvermeidlich ist. Aber die Pandemie hat gezeigt, dass das Arbeiten der Zukunft in vielen Berufen und Unternehmen weder ein herkömmlicher Ni-ne-to-five-Job noch ein Präsenz-Job sein wird. Auch wenn Prognosen bekanntlich den Nachteil haben, dass sie die Zukunft betreffen, so sind sich die Expert:innen einig: Den Zustand, wie wir ihn vor Corona kannten, wird es so nicht mehr geben. Und die Veränderungen werden noch viel umfassender als heute. Future Work, die Zukunft der Arbeit, wird anders sein. 

Und profitieren werden davon sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Waren viele Chefs und Chefinnen vor der Pandemie sehr skeptisch und zurückhaltend, was das Homeoffice betrifft, so hat sich die Stimmung während des Lockdowns grundlegend geändert. Studien haben ergeben, dass viele Menschen im Homeoffice zufriedener sind. Davon profitieren die Arbeitgeber, denn zufriedene Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter arbeiten erwiesenermaßen effizienter.

Das Homeoffice bietet viele Vorteile, die mit dem Stichwort Flexibilität zusammengefasst werden können. So können beispielsweise Arbeitszeiten individueller gestaltet werden, was mehr Freiheiten mit sich bringt. Aber wie so oft lauern in den Freiheiten auch Gefahren. Vor allem die Trennung von Arbeits- und Frei-zeit droht aufgehoben zu werden. Und wenn Befragungen und Untersuchungen inzwischen ergeben haben, dass viele Angestellte im Homeoffice konzentrierter und effektiver arbeiten als im Büro, so steht auf der andere Seite die Gefahr einer Vereinsamung durch mangelnde Kontakte zu anderen. Hier sind vor allem die Vorgesetzten gefragt – sie müssen sich regelmäßig um ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kümmern und soziale Kompetenz zeigen. 

Remote Work beschränkt sich aber keineswegs auf die eigenen vier Wände. Es gibt viele Jobs, die können im Prinzip von jedem Ort der Welt erledigt werden, vorausgesetzt, es gibt schnelles Internet und Mobilfunk. Ob im Café um die Ecke, im Wochenendhäuschen oder auf Bali – der Vorstellung sind im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen gesetzt.

Ob der Arbeitsplatz für vier Wochen, für vier Monate oder für vier Jahre verlegt wird, wird in Zukunft für viele Berufe kaum noch eine Rolle spielen. Der Zugang zu allen wichtigen Firmendaten findet über die Cloud statt, an regelmäßigen Webmeetings kann man aus dem Chalet in Südfrankreich ebenso teilnehmen wie vom heimischen Küchentisch.

Die technischen Möglichkeiten des Remote Work werden immer ausgefeilter und ein Ende der Entwicklung ist noch gar nicht abzusehen. Wer hätte schließlich vor zwei Jahren gedacht, dass Videomeetings binnen kurzer Zeit für Millionen Menschen zum Alltag gehören würden? Anbieter treiben die Entwicklung immer weiter voran und entwickeln, KI sei Dank, immer neue Zusatzoptionen, die das Arbeiten immer bequemer machen, so dass der Mensch sich auf seine produktiven Kernaufgaben konzentrieren kann – auch das ein Beitrag zur Effizienzsteigerung der Future Work.

Und das herkömmliche Büro? Wird nicht vollständig verschwinden, aber an Bedeutung verlieren und sich grund-legend wandeln. Viele Angestellte werden in Zukunft hybrid arbeiten, also vielleicht zwei Tage pro Woche ins Büro gehen und drei Zuhause arbeiten. Unternehmen testen schon jetzt das neue Büro: Angestellte haben keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern suchen sich einen, der frei ist. Das eingerahmte Foto von der Familie oder dem Hund auf dem Schreibtisch ist passé. Herkömmliche Bürostrukturen werden aufgelöst – das spart auch Kosten.

„Ich schaue mir jetzt an, ob mir dieses Leben und diese Art zu arbeiten gefallen. Wenn nicht, kann ich jeder Zeit zurückkehren nach Berlin“, sagt Isabell Fürst. Und Leon Bertran ist sich sicher, dass er auch im kommenden Jahr ein paar Monate in einem anderen Land leben und arbeiten wird. Nur wo, das ist noch nicht klar. Die beiden Beispiele zeigen vor allem eins: Future Work wird viele Menschen aus starren Strukturen befreien und ihnen neue Möglichkeiten bringen.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.