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10. Okt 2023

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Business

Immer mehr Beschäftigte in der IT – und immer mehr unbesetzte Stellen

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Linkedin Sales Solutions/unsplash

Die zunehmende Digitalisierung führt zu immer mehr Beschäftigten mit IT-Hintergrund. Doch selbst die im Vergleich zum Jahr 2009 um 40 Prozent gestiegene Anzahl an IT-Spezialisten reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf von Wirtschaft, Staat, Gesundheitswesen und Lehre zu decken. Laut Digitalverband Bitkom waren im Januar 2021 96.000 Stellen im IT-Bereich vakant, wobei die unbesetzten Stellen branchenübergreifend vermeldet wurden.

Besonders Software-Spezialisten werden händeringend gesucht: Vier von zehn Unternehmen suchen Software-Entwickler und Software-Architekten. Auch Stellen für IT-Projektmanager und IT-Koordinatoren, IT-Administratoren, Big Data Experten und IT-Security Experten bleiben oft monatelang unbesetzt.

 „Der sich verschärfende Mangel an IT-Spezialistinnen und -Spezialisten wächst sich zu einer ganz realen Bedrohung für Deutschlands große Transformationsaufgaben aus. Das Thema digitale Bildung gehört ganz oben auf die Prioritätenliste der neuen Bundesregierung“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Wird eine so relevante offene Stelle nicht besetzt, lähmt das schnell das ganze Unternehmen. Weniger Innovation, weniger Investition und weniger Sicherheit gegen Angriffe von außen sind die Folge. Der einzige Trost hierbei ist die Tatsache, dass es in anderen Ländern nicht besser aussieht, denn IT-Fachkräfte fehlen auf der ganzen Welt.

Ein Grund hierfür liegt auch im demographischen Wandel: Je weniger junge Menschen in einem Land leben, desto weniger absolvieren ein Studium und eine Ausbildung und stehen danach dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Da die Ausbildung bis zum Master mindestens fünf Jahre dauert, sind Arbeitnehmer bis 25 Jahre in der IT-Branche unterrepräsentiert, ebenso wie Angestellte über 55 Jahren. Ein weiterer Grund sind die hohen Spezialisierungsanforderungen der Unternehmen. Im Vergleich zu anderen Branchen sind hoher Wissensstand und Wille zu ständiger Weiterbildung unerlässlich. Nicht selten bleiben Stellen auch so lange unbesetzt, da Gehaltsvorstellungen und Arbeitszeiten von Unternehmen und Bewerbern weit auseinanderliegen. Da in vielen Betrieben ein Gleichstellungsbeauftragter fehlt, sind sowohl Frauen als auch Migranten sichtbar unterrepräsentiert. Die im Jahr 2020 gegründete Initiative "#SheTransformsIT" setzt sich dafür ein, bei Frauen, Unternehmen und auch bereits in der Schule das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Berufe im IT-Bereich auch Frauen Spaß und Erfolg bringen können.

Um auf dem Arbeitsmarkt geeignete Mitarbeiter zu finden, können Unternehmen also ihren Frauen- und Migrantenanteil erhöhen und bereits in den Schulen das Interesse von Mädchen wecken. Sie können Benefits wie eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes, also verstärkt Homeoffice in Erwägung ziehen (was allerdings in vielen Fällen nicht machbar ist). Durch gezieltes Recruiting aus dem Ausland lassen sich ebenfalls vakante Stellen besetzen. Gerade junge Menschen aus baltischen Staaten sind in IT-Themen oft sehr weit vorne. Mit überdurchschnittlicher Bezahlung lockt man auch Bewerber an. Mitarbeiter selbst zu Experten weiterzubilden kann ebenso funktionieren wie der Einsatz von Freelancern bei speziellen Projekten. Viele Unternehmen begeben sich selbst auf die Suche nach neuen Mitarbeitern und durchforsten dazu Profile wie LinkedIn und Xing.