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1. Okt 2024

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Gesundheit

In der zweiten Lebenshälfte geht vieles leichter

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Katerina May/unsplash, Presse

Dr. Franziska Rubin rät zu mehr Selbstfürsorge, um seine Lebensfreude zu erhöhen, die bei vielen Frauen in den Belastungen des Alltags unterzugehen droht.

Cover_Rubin_Magic Midlife_online.jpg Dr. Franziska Rubin, Ärztin und Buchautorin

Ab etwa 35 Jahren beginnt die „Rush Hour“ des Lebens mit ununterbrochenen Forderungen von allen Seiten, beruflich wie familiär. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass es einem nicht alleine so geht, sondern beinahe allen anderen auch. „Die Kombination aus Beruf, Karriere- und finanziellem Druck, Haus abzahlen, Kinder hüten, Ehe aufrechterhalten, und dabei auch noch was für sich selbst zu tun, ist einfach ein Spaß-Killer“, sagt Dr. Franziska Rubin, Ärztin und Buchautorin. Der hält viele Jahre lang an. „Ich persönlich dachte mit 35: Jetzt habe ich es beruflich einigermaßen geschafft, wenn ich jetzt noch Kinder bekommen kann, dann bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Als die Zwillinge dann da waren und Flora noch gleich hinterher, war ich zwar manchmal glücklich, aber meistens total erschöpft.“ Das Schlagwort heißt hier Selbstfürsorge. Sich trotz Zeitmangels Zeit nehmen, Highlights setzen, Batterien aufladen – sich selbst genauso wichtig nehmen wie alle anderen.

Sich trotz Zeitmangels Zeit nehmen, Highlights setzen, Batterien aufladen – sich selbst genauso wichtig nehmen wie alle anderen.

„Die Naturheilkunde hat besonders viel zu bieten gegen Stress“, sagt Dr. Rubin. „Dazu zählt Ernährung, die uns kräftigt und nicht krank macht. Bewegung, die elementar ist zum Stressabbau und anhaltend unsere Cortisol- und Adrenalinspiegel sinken lässt. Dann die Mind-Body-Medicine, also Achtsamkeits-Training, die uns immer wieder in den Moment zurückholen und erden. Nicht zu vergessen die ganzen Wasseranwendungen, die unser Nervensystem abhärten, und die Pflanzenheilkunde.“ Es gibt einige Pflanzen wie Rhodiola oder Ashwagandha, die stärkend wirken, oder Baldrian zum Beispiel, weil er nicht nur beruhigt, sondern auch etwas Distanz zu den Problemen ermöglicht.

In vielen Ländern leben die Menschen trotz größerer politischer, gesellschaftlicher und finanzieller Probleme unbeschwerter als hierzulande. „Wir Deutschen sind ein sehr ernstes Volk, und wir halten unsere Pflichten für so bedeutend, dass wir oft unser persönliches Wohl hintenanstellen“, sagt die Ärztin. „In Australien beispielsweise ist eine selbstverwöhnende und egoistischere Haltung eher salonfähig, habe ich bemerkt. Vielleicht könnten wir uns etwas von Ihnen abschauen?“ Uns erlauben, etwas entspannter und weniger perfektionistisch zu sein. Freunde, Hobbys, gutes Essen und die Natur wieder mehr in unser Bewusstsein und in Herz zu lassen, damit es uns besser geht und wir nicht nur funktionieren.

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung liegen noch viele gute Jahre vor einem, die gefüllt werden können, mit Dingen, die man schon lange einmal machen wollte, die das Herz berühren und einen wirklich erfüllen.

„Die zweite Lebenshälfte empfinde nicht nur ich, sondern viele Frauen als weitaus besser als die erste“, sagt Dr. Rubin. Zum einen lässt natürlich der oben beschriebene Stress nach. Die Berufsausbildung ist abgeschlossen, vielleicht hat man bereits Karriere gemacht, schon ein bisschen Geld verdient und die Kinder brauchen einen auch nicht mehr rund um die Uhr. Außerdem kennt man seine Stärken und Schwächen und muss sich nicht mehr beweisen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung liegen noch viele gute Jahre vor einem, die gefüllt werden können, mit Dingen, die man schon lange einmal machen wollte, die das Herz berühren und einen wirklich erfüllen. „Ich glaube, wenn man so ein paar grundsätzliche Dinge, was die Gesundheit anbetrifft, beachtet und sich eine neue Haltung erlaubt, kann man noch mal richtig Wind unter die Flügel bekommen“, ist sich Dr. Rubin sicher.

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.