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13. Mär 2020

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Wirtschaft

INTERNORGA 2020

Journalist: Alicia Steinbrück

Die INTERNORGA, eine der führenden internationalen Leitmessen für Hotellerie, Gastronomie, Bäckereien und Konditoreien, findet im 2021 zum 94. Mal statt. Dabei wird es auf dem Hamburger Messegelände fünf Tage lang, vom 12. bis zum 16. März, um aktuelle Trends und Themen gehen.

Veranstaltet wird die INTERNORGA, gemeinsam mit den DEHOGA-Landesverbänden von Bremen, Hamburg, Lippe, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein von der Hamburg Messe und Congress GmbH. Auch in diesem Jahr erwartet die 95.000 Besucher auf einer Fläche von 100.000 m2  ein breites und vielseitiges Ausstellungsangebot. Es werden etwa 1.300 Aussteller aus circa 25 Ländern erwartet – die INTERNORGA ist international relevant für die Branche.

Die Besucher können sich insbesondere zu den Angebotsschwerpunkten „Nahrungsmittel, Getränke und Kaffeemaschinen“, „Einrichtung und Ausstattung“, „Küchentechnik und -ausstattung“, „Kassen und digitale Anwendungen“, „Bäckerei- und Konditoreibedarf“, „Eis und Ladenbau“ informieren und beraten lassen.

Neben der breiten Ausstellervielfalt gibt es weitere interessante Rahmenpunkte, die sich mehr als lohnen und spannende Einblicke in die Branche liefern. So finden, parallel zur Hauptmesse, einige informative Kongresse zu diversen Themenbereichen statt. Dazu gehört beispielsweise das 39. Internationale Foodservice-Forum, welches als Vollversammlung der Branche mit etwa 2.200 Teilnehmern der größte europäische Kongress für professionelle Gastronomie ist.

Auch die Specials der INTERNORGA sind in diesem Jahr wieder besonders vielseitige Publikumsmagnete. Im Bellavita Mediterranean Pavilion findet bereits zum zweiten Mal in Folge die Bellavita Expo, die führende Messe für mediterrane Lebensmittel und Getränke, statt. Zu den Ausstellern zählen sowohl kleine italienische Manufakturen, sowie bereits bekannte Marktführer. Das vielfältige Angebot reicht von außergewöhnlichen Saucen über Wurst- und Käsewaren bis hin zu Pasta und Pizzen. Auch typische Getränke wie Kaffee oder Wein dürfen und sollen entdeckt werden.

In der Back Stage zeigen Nachwuchstalente und Meister aus der Konditoren-Innung Hamburg, wie sie ihr Handwerk kreativ umsetzen. Dabei können sich Besucher live von verschiedenen speziellen Verarbeitungstechniken von Schokolade, Zucker und Marzipan überzeugen lassen. Für den Nachwuchs besteht außerdem die Möglicheit, sich in Wettbewerben zu messen und das Talent unter Beweis zu stellen.

Ein Trend, der es in den letzten Jahren in die Gastronomielandschaft geschafft hat, ist das Craft Beer. In der Craft Beer Arena präsentieren nationale sowie internationale Brauer ihre Bierbraukünste, begeistern mit außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen und zeigen ihre innovativen Spezialitäten.

Auch die vegetarische und vegane Ernährung findet immer mehr Zuspruch – so auch auf der INTERNORGA. Bereits zum dritten Mal bietet das Informations- und Kompetenzzentrum ProVeg Beratung hinsichtlich neuer Trends und Potenziale der pflanzlichen Küche. Dies richtet sich insbesondere an den Außer-Haus-Markt.

Direkt unter dem Hamburger Fernsehturm, auf dem Messevorplatz, können sich die Besucher selbst im Food Truck Village von den vielseitigen Konzepten und Möglichkeiten, die Streetfood bietet, überzeugen. Zusätzlich gibt es im „Truckers Talk“ wertvolle Tipps aus der Praxis.

Die INTERNORGA bietet zusätzlich ein breites Angebot an Wettbewerben rund um Gastronomie, Lebensmittel und Entwicklung. Ein bekanntes Beispiel ist wohl der Deutsche Gastro-Gründerpreis, welcher einzigartige Chancen für Newcomer der Gastronomiebranche bietet. Gemeinsam mit orderbird und dem Leaders Club Deutschland bietet die INTERNORGA den angehenden Gastronomen die Möglichkeit, Preise von über 10.000 Euro zu gewinnen. Die Finalisten-Teams präsentieren ihre Ideen live auf der Messe, der Hauptgewinner wird direkt vor Ort gewählt und erhält eine Startfinanzierung von 10.000 Euro.

Ebenfalls auf der diesjährigen INTERNORGA zugegen: der deutsche Vorentescheid der Pizza-Weltmeisterschaft. Bereits zum dritten Mal konkurrieren die besten Pizzabäcker der Republik um einen Startplatz für das Finale der WM in Italien. Zusätzlich gibt es in der Pizza & Pasta Arena hilfreiche Tipps, Seminare und Workshops von echten Profis – und das auch an allen Messetagen.

Der Next Chef Award by INTERNORGA bietet jungen Köchen die Chance, sich vor einem Live-Fachpublikum zu präsentieren und den Titel als „Next Chef 2021“ zu gewinnen. Dabei stellen 18 junge Talente, die jünger als 26 Jahre sind, in aufregenden Live-Challenges ihr Können vor. Das Ganze geschieht vor einer prominenten Jury, unter anderem dem prominenten Koch und Unternehmer Johann Lafer, direkt auf der Messe.

1. Okt 2025

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Wirtschaft

Die nächsten 24 Monate entscheiden: Deutschland im Transformationsfenster – Ein Beitrag von Prof. Dr. Henning Wilts

An den Begriff „Kreislaufwirtschaft“ haben die meisten Unternehmen lange Zeit einen gedanklichen Haken gemacht: Die eigenen Abfälle werden fachmännisch entsorgt, man hatte seine Hausaufgaben gemacht. Mit der Zeitenwende als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg und seitdem völlig veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen hat sich jedoch auch das Verständnis von Kreislaufwirtschaft fundamental verändert: Von „Nice-to-have“ zur Schlüsselherausforderung eines auch mittel- und langfristig wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandorts, der sich schlagartig bewusst wurde, wie abhängig man doch ist von Rohstoffimporten – und der Bereitschaft vieler Länder, den Zugang zu diesen als strategisches Druckmittel zu nutzen. Dementsprechend gewinnen auch zirkuläre Geschäftsmodelle zunehmend an Bedeutung, die von Anfang an mitdenken, wie die Produkte – und damit auch die darin enthaltenen Rohstoffe – am Ende der Nutzungsphase wieder zurückkommen. Immer mehr Unternehmen experimentieren daher mit Pfandsystemen oder Leasingkonzepten – getrieben von der Idee, damit die Resilienz ihrer Rohstoffversorgung zu verbessern. Ein weiterer wichtiger Treiber sind die gesetzlichen Verpflichtungen der Unternehmen, ihre Prozesse klimaneutral aufzustellen – hier ist der Einsatz recycelter Rohstoffe natürlich nicht zum Nulltarif zu haben; auf lange Sicht sind die dafür notwendigen Technologien aber schon deutlich ausgereifter und die Kosten pro eingesparter Tonne CO2 bei entsprechender Skalierung niedriger. Aber obwohl das Thema Kreislaufwirtschaft damit immer stärker auch in den Strategieabteilungen der Unternehmen ankommt, faktisch fehlt es an einer selbsttragenden Innovationsdynamik. Noch immer beträgt das Verhältnis von recycelten Rohstoffen und Gesamtrohstoffbedarf gerade mal 13 Prozent; rechnerisch sind also 87 Prozent aller Rohstoffe noch immer Primärmaterial. Die dafür von vielen genannten Gründe sind einerseits rational: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten fehlt es an finanziellen Ressourcen, um ausreichend in die Transformation zur zirkulären Wertschöpfung zu investieren. Gleichzeitig ist den meisten sehr bewusst, dass Deutschland damit droht, seine eigentliche hervorragende Ausgangsbedingungen in diesem zentralen Zukunftsmarkt zu verspielen. Die Bundesregierung hat vor diesem Hintergrund im Dezember 2024 ihre „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) verabschiedet. Erklärtes Ziel ist es, die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Dafür benennt die Strategie ambitionierte Ziele, beispielsweise die faktische Halbierung des Bedarfs an primären Rohstoffen; im Kern aber vor allem über 130 konkrete Maßnahmen. Diese gehen weit über Abfallwirtschaft hinaus, sondern betreffen z. B. die fokussierte Digitalisierung im Recyclingsektor, innovative Finanzierungsmechanismen oder auch Mindestrezyklatquoten, um so einen sicheren Absatzmarkt für hochwertige Sekundärrohstoffe zu schaffen. Aber natürlich ist Papier geduldig und die eigentliche Herausforderung liegt in der jetzt anstehenden Umsetzung. Ein zentraler Schlüssel wird dabei sein, Allianzen zu schaffen – zwischen all den Akteuren, die in einer Kreislaufwirtschaft profitieren wollen von den erhofften positiven Effekten für Klimaschutz, einheimische Beschäftigung, Aufträgen für den Maschinenbau usw. Die in der NKWS angekündigte Plattform muss es daher schaffen, genau solche Allianzen zu bilden und sich nicht in endlosen Debatten über die 100 Prozent perfekte Lösung zu verlieren – denn die internationale Konkurrenz schläft nicht und es ist überhaupt nicht gegeben, dass die erhofften Vorteile tatsächlich am Standort Deutschland realisiert werden. Die nächsten 24 Monate werden daher maßgeblich darüber entscheiden, ob Deutschland am Ende zu den Gewinnern oder den Verlierern der zirkulären Transformation gehören wird.