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22. Dez 2021

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Gesellschaft

Investoren und Kunden sind entscheidend

Eine Kreislaufwirtschaft in der Baubranche könnte die globalen CO2-Emissionen stark senken, sagt Olivia Finch von der britischen Ellen-MacArthur-Stiftung.


Olivia Finch, Portfolio Managerin bei der Ellen MacArthur-Foundation und Expertin für Klimaschutz  im Baubereich; Foto: Presse

Welche Bedeutung hat die Kreislaufwirtschaft in der Baubranche?

Baustoffe und der Bausektor sind für mehr als ein Drittel des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Darüber hinaus gehen aktuelle Prognosen davon aus, dass bis 2060 weltweit jede Woche das Äquivalent der Stadt Paris gebaut wird. Bei solchen Trends wird geschätzt, dass die CO2-Emissionen aus dem Bau bis 2050 für fast die Hälfte der gesamten Neubauemissionen verantwortlich sein werden.

Was bedeutet das?

Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass die derzeitige lineare Take-Make-Waste-Wirtschaft nicht funktioniert. Im Gegensatz dazu zielt eine Kreislaufwirtschaft darauf ab, Abfall und Umweltverschmutzung zu beseitigen, Produkte und Materialien in Umlauf zu bringen und die Natur zu regenerieren. Die Anwendung dieser Prinzipien auf die Bauindustrie kann einen Sektor schaffen, der widerstandsfähiger gegenüber volatilen Rohstoffpreisen ist, wesentliche natürliche Ökosystemleistungen erhält und städtische Gebiete schafft, die lebenswerter, produktiver und bequemer sind. Wichtig ist, dass es auch dazu beitragen würde, die CO2-Emissionen, die mit der Gestaltung, dem Bau und der Nutzung von Gebäuden verbunden sind, erheblich zu reduzieren. Ein Bericht der Ellen MacArthur Foundation ergibt, dass ein Kreislaufszenario für die gebaute Umwelt die globalen CO2-Emissionen aus Baumaterialien im Jahr 2050 um 38 % reduzieren könnte, aufgrund einer geringeren Nachfrage nach Stahl, Aluminium, Zement und Kunststoff.

Was gehört zur Kreislaufwirtschaft in der Baubranche?

Unsere Forschung hat zwei Schlüsselansätze zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie identifiziert: Kreislaufdesign und neue Geschäftsmodelle. Das Entwerfen von Gebäuden nach Kreislaufprinzipien ist ein wichtiger Weg zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der gebauten Umwelt. Durch den schichtweisen Bau oder die modulare Bauweise können Elemente mit unterschiedlicher Lebensdauer getrennt und entfernt werden, so dass langlebigere Elemente auch dann im Einsatz bleiben können, wenn solche mit kürzerer Lebensdauer ersetzt werden müssen.

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche erfordert auch neue Geschäftsmodelle, die dazu beitragen können, die aktuelle Wertschöpfungskette neu zu denken und ein kreislauforientiertes Verhalten zu ermöglichen, beispielsweise durch die Erhöhung der Anlagennutzung und die Förderung der stärkeren Nutzung wiederverwendbarer Ressourcen und Komponenten. 

Wer muss handeln, damit sich eine stärkere Kreislaufwirtschaft entwickelt?

Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Immobilieninvestoren und Baukunden von grundlegender Bedeutung sind, um den Übergang zu einer zirkulären gebauten Umgebung voranzutreiben, da sie die größte Fähigkeit haben, die Richtung und Art ihrer Entwicklungs- und Designstrategien, Eigentumsstrukturen und Betriebsmodelle für jedes Projekt im gesamten Projekt festzulegen alle Phasen des Lebenszyklus.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.