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22. Dez 2022

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Gesellschaft

„Jede Wärmepumpe macht uns unabhängiger“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Mischa Frank/unsplash, Presse/bne

Die Schlüsselenergie ist kostengünstig und sicher, erklärt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne), im Interview.

Immer mehr Hausbesitzer denken über kostengünstige und zugleich sichere Möglichkeiten für die Wärmeversorgung nach. Was empfehlen Sie?
Wärmepumpen und Wärmenetze sind die Schlüsselenergien der Zukunft. Schon heute sind Wärmepumpen Standard im Neubau und kommen auch immer häufiger bei Sanierungen zum Einsatz.

Welche Rolle spielen sie auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität?
Wärmepumpen sind der Weg zur klimaneutralen Heizung, denn sie laufen mit der Zukunftsenergie erneuerbarer Strom. Jede Wärmepumpe, die eine Gas- oder Ölheizung ersetzt, macht uns unabhängiger von Gas. 

Wo stehen wir in Deutschland bei der Verwendung von Wärmepumpen?
Momentan sind rund 1,4 Millionen Heizungswärmepumpen hierzulande im Einsatz. Bis 2030 müssen mindestens sechs Millionen dazuzukommen, bis 2050 brauchen wir mindestens 16 Millionen Geräte. Ein weiter Weg, aber Energiekrieg und Klimawandel zeigen, er ist richtig. 2020 und 2021 waren Rekordjahre, mit einem Wachstum von 40 bzw. 30 Prozent. Dennoch: Drei von vier Heizungen, die 2021 neu installiert wurden, waren Öl oder Gasheizungen und machen die Käufer auf mindestens 20 Jahren vom energiepolitischen Weltgeschehen abhängig.

Hat die Politik denn jetzt wenigstens Fahrt aufgenommen? Und was sind Ihre Forderungen?
Die Bundesregierung hat eine Wärmepumpen-Offensive angekündigt. Ab 2024 dürfen außerdem neue Heizungen nur noch installiert werden, wenn sie zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien arbeiten. Wichtig ist jetzt, dass Abgaben auf Wärmepumpen-Strom reduziert werden. Der Wegfall der EEG-Umlage war ein erster Schritt. Jetzt müssen weitere Entlastungen folgen, konkret bei der Reduktion der Stromsteuer.

Wie können die Verbraucher dazu gebracht werden, ihre Wärmeerzeuger auszutauschen?
Den Verbrauchern ist vieles längst klar: Die extremen Gaspreise und die Abhängigkeit der fossilen Energieversorgung von Krisengebieten sorgen dafür, dass sich viele Menschen mit einem Wechsel beschäftigen. Bisher war das nur dann der Fall, wenn die Heizung kaputt geht. Der Staat ist in der Pflicht den Menschen zu helfen, die den Austausch nicht selbst finanzieren können.

Kann man sie mit sinkenden Kosten locken?
Ja, und mit Versorgungssicherheit. Selbst bei den gestiegenen Strompreisen ist die Wärmepumpe im Betrieb deutlich günstiger als eine Gasheizung. Fossiles Gas wird auf lange Zeit teuer bleiben und ständig knapper werden, Strom dagegen wird durch den Zubau der Erneuerbaren absehbar billiger. Wer eine eigene Photovoltaikanlage hat, kann sofort die Stromkosten weiter drücken.

Wie sieht es mit staatlicher Förderung aus?
Die Investitionskosten sind bei Wärmepumpen derzeit noch höher als bei fossilen Heizungen. Dafür werden Wärmepumpen vom Staat mit bis zu 40 Prozent gefördert, für Gasheizungen gibt es keine Förderung mehr. Bei der Gebäudesanierung werden die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe grundsätzlich zu einem Viertel gefördert. Wenn man eine alte Gas- oder Ölheizung austauscht, erhält man zusätzlich einen Bonus von zehn Prozentpunkten. Im Neubau ist die Förderung durch die hohe Nachfrage nur noch begrenzt möglich. Informationen dazu erhält man vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).

Was sollte man beim Austausch des bisherigen Wärmeerzeugers gegen eine Wärmepumpe beachten?
Je nach Gebäude kommen weitere Maßnahmen in Frage, um die Wärmepumpe optimal zu nutzen. Das kann eine Wärmedämmung sein oder der Austausch einzelner Heizkörper. Wichtig ist außerdem die Wahl der Wärmequelle. Luft-Wasser-Wärmepumpen sind aktuell am beliebtesten, da sie am günstigsten sind. Die Nutzung von Erdwärme bietet aber viele Vorteile, denn die Geräte können das ganze Jahr über sehr effizient betrieben werden. Im Sommer können Sole-Wasser-Wärmepumpen mit sehr geringem Energieeinsatz auch zur Kühlung von Gebäuden genutzt werden.

Sollten die Wärmepumpe mit einer eigenen Solaranlage auf dem Dach verbunden werden?
Die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik senkt die Stromkosten durch den günstigen selbst erzeugten Strom, ist also die Premium-Lösung. Gerade im Herbst und Frühjahr kann man einen großen Anteil des Stroms, der für die Wärmepumpe gebraucht wird, selbst erzeugen, für eine eventuelle Kühlung im Sommer sowieso.

Lohnt sich eine Speicherbatterie? Und wie weit ist die Technik?
Auf jeden Fall, die Batterie speichert die günstige solare Ernte für jegliche elektrische Anwendung im Haus, nicht nur für die Wärmeerzeugung. Da Heizungen meist Wasser-geführte Systeme sind, bieten sich auch thermische Pufferspeicher an.  Die Batterietechnik macht große Fortschritte und wird ständig günstiger, bei steigenden Kapazitäten Perspektivisch wird auch das Elektroauto zum mobilen Speicher – durch das bidirektionale Laden, also den Energieaustausch in beide Richtungen.

Wie lange muss man für den Austausch planen?
Wegen der hohen Nachfrage muss man mit einer Wartezeit von rund sechs Monaten rechnen.

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Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne)