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4. Jun 2024

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Gesellschaft

Kauft keinen Mist, den ihr nicht braucht! – mit Tyler LaMotte

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Foto: Eva Roefs

Patagonia legt höchsten Wert auf hervorragende Qualität und gilt als Pionier für verantwortungsvoll produzierte Bekleidung. Das 1973 in Kalifornien gegründete Unternehmen bewirbt das Nicht-Kaufen, und unterstützt seit Jahrzehnten das Reparieren, Recyceln, Wiederverwenden und die Weitergabe von (getragenen) Kleidungsstücken. Tyler LaMotte, Marketing & Product Director EMEA bei Patagonia, spricht über die Verantwortung von Patagonia.

Mr. LaMotte, Kleidungsstücke brauchen oft nur sehr wenig Platz, und doch ist der Textilsektor die drittgrößte Quelle von Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch der Welt. Patagonia gilt als Pionier von verantwortungsvoller Textilproduktion. Wo beginnt dieser Prozess? Wir haben tatsächlich eine lange Geschichte in der Herstellung von verantwortungsvoll produzierter Kleidung und Produkten, mit denen wir versuchen, der Umwelt so wenig wie möglich zu schaden. Wir haben mit technischer Ausrüstung für den Klettersport angefangen, wo das Leben der Menschen von der Qualität dieser Produkte abhing. Diesen Gedanken haben wir auch auf Alltagskleidung übertragen und weiterentwickelt. Wenn wir uns die heutige gesamte Bekleidungsindustrie und das Konsumverhalten anschauen, dann stellen wir auf erschreckende Weise fest, welche Auswirkungen die Modeindustrie und unser Konsum auf unseren Planeten haben.

Wir achten deshalb von Anfang an auf Qualität, damit das Produkt so lange wie möglich hält, repariert, recycelt und weiterverkauft werden kann. Die Kampagne, die wir jetzt unter dem Titel „Unfashionable“ (deutsch: unmodisch) lancieren, knüpft an unser Produktethos an. Unsere Produkte werden für viele Jahre und nicht für bestimmte Saisons gefertigt, wir laufen nicht dem neuesten Mode-, Farb-oder Stiltrend hinter. Wir konzentrieren uns viel mehr auf Qualität, Leistung, Langlebigkeit, Funktionalität, Multifunktionalität und natürlich auf unsere Lieferkette.

Worauf achten Sie bei der Produktion von Rohstoffen? Wir arbeiten daran, Materialien zu beschaffen und Prozesse zu gestalten, die weniger ressourcenintensiv sind, ohne die Produktqualität zu beeinträchtigen. Was und wie wir etwas herstellen, darf die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Wir investieren in innovative Technologien für unser gesamtes Produktportfolio und führen eine strenge Kontrolle aller unserer Abfälle im Hinblick auf deren Output durch. Bereits 1996 haben wir den Übergang zu Bio-Baumwolle vollzogen. Seitdem verwenden wir Bio-Baumwolle, regenerative, bio-zertifizierte Baumwolle, und recycelte Baumwolle. Unser Programm für die höchsten Biostandards, das mit 150 Farmernbegonnen hat, ist inzwischen auf 2.000 Farmerangewachsen. Wir versuchen, den Kreislauf innerhalb unserer Lieferkette so weit wie möglich zu schließen.

1993 sind wir auf recycelten Polyester umgestiegen und stellen als eine der ersten Marken unser gesamtes Fleece aus recycelten Plastikflaschen her. Innerhalb unserer NetPlus-Lieferkette besteht ein sehr großer Teil unserer Nylonprodukte zu 100 Prozent aus recycelten, ausrangierten Fischernetzen. So werden diese Fischernetze, die die Meere verschmutzen, buchstäblich aus dem Ökosystem genommen und in eine Lieferkette eingebracht. Für unseren Denim verwenden wir ein innovatives Färbeverfahren, das Wasser, Energie und den Einsatz von Chemikalien reduziert. Unsere Neoprenanzüge sind nicht aus dem absolut schädlichen und giftigen Neopren, sondern aus Yulex-Naturkautschuk. Der Rohgummi dazu stammt aus Quellen, die dem Forest Stewardship Council angehören. Im kommenden Jahr werden wir in der gesamten Kollektion zu 99 Prozent PFC-frei sein. Daran arbeiten wir seit 15 Jahren! Ein Meilenstein!

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.