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6. Jul 2022

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Business

„Kein Heilsbringer“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Presse/DFKI, shutterstock

Welche Rolle spielen KI und Digitalisierung bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft? Darüber spricht im Interview Professor Antonio Krüger, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI).

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Professor Antonio Krüger, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI)

Herr Professor Krüger, ist Dekarbonisierung ohne Künstliche Intelligenz möglich?

Meine persönliche Meinung ist, dass wir völlig ohne jeden Verzicht und ohne jede Umstellung unseres Verhaltens die Dekarbonisierung nicht erreichen werden. KI sorgt aber dafür, dass dieser Verzicht sich für die Menschen in einem erträglichen Maß halten wird, denn KI hilft uns, Energie effizienter zu nutzen. Dekarbonisierung ist also ohne KI vielleicht möglich, aber erheblich schwieriger. Da ein übermäßiger Verzicht die Menschen sehr belasten und für große Spannungen sorgen würde, sorgt KI dafür, dass die Gesellschaft nicht auseinanderbricht. Wenn wir uns dann noch bestimmte politische Lenkungen dazu denken, sehe ich gute Chancen, dass wir die notwendige Dekarbonisierung hinbekommen.

Sie überraschen mich. Ich hätte gedacht, als Informatiker betonen Sie den absoluten Wert der KI.

Das liegt vielleicht daran, dass oftmals der Begriff Künstliche Intelligenz sehr weit gefasst wird und auf alles, was mit Digitalisierung zu tun hat, angewandt wird. Ohne den Einsatz digitaler Methoden könnten die Unternehmen tatsächlich niemals erfolgreich den Weg der Dekarbonisierung beschreiten. Das Modellieren, Monitoren und Optimieren von Prozessen funktionieren schlicht nicht ohne Digitalisierung. KI ist aber ja erst die zweite Ebene der Digitalisierung. Also ich bleibe dabei: KI ist nicht der eine Heilsbringer, der jeden Verzicht überflüssig macht.

Wie sehen Sie Deutschland bei der Digitalisierung aufgestellt?

Inzwischen haben wir nach ein paar Anlaufschwierigkeiten den nötigen Schwung gefunden und daher glaube ich, dass wir jetzt ganz gut aufgestellt sind. Unsere Industrie hat verstanden, dass Digitalisierung notwendig ist. Im europäischen Vergleich steht Deutschland bei der Digitalisierung ganz gut da.