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8. Jul 2019

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Gesundheit

Keine falsche Scham!

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Schmerzen, ein juckender Po, Blut im Stuhl: Jeder Mensch hat Hämorrhoiden, aber nicht jeder hat damit Probleme. Aussitzen sollten Betroffene das Thema allerdings nicht.

Am Ausgang des Enddarms sitzt es, das schwammartige, gut durchblutete Gefäßpolster, das zusammen mit den Schließmuskeln den After abdichtet. Sind die Hämorrhoiden entzündet beziehungsweise vergrößert, können sie extreme Beschwerden verursachen. Betroffene klagen dann unter anderem über Schmerzen, heftigen Juckreiz oder Brennen am After. Die Wahrscheinlichkeit, Hämorrhoiden zu bekommen, steigt mit zunehmendem Alter. Als Risikofaktoren gelten vieles Sitzen, Übergewicht, das häufige Auftreten von Durchfall oder Verstopfungen und der Missbrauch von Abführmitteln.

Behandeln lassen sich Hämorrhoiden mit Wundsalbe, Zinkpaste, pflanzlichen Salben, Zäpfchen und Lokalanästhetika. Darüber hinaus kann der Arzt kortisonhaltige Salben verschreiben. Die darin enthaltenden Wirkstoffe hemmen das Immunsystem, was der Entzündung am After entgegenwirkt. Kortisonhaltige Salben sollten allerdings nur so lange verwendet werden wie vom Arzt empfohlen.

Der Stuhlgang kann bei einem Hämorrhoidenleiden äußerst schmerzhaft sein und Blutungen am After auslösen. Dennoch sollten Abführmittel nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt genommen werden. Achtung! Einige Präparate helfen nur kurzfristig gegen eine Verstopfung. Bei längerem Gebrauch machen sie den Darm träge. Die Folge ist dann eine erneute Verstopfung.

Bei schweren Fällen sind Salben, Cremes und Sitzbäder keine Lösung. Kleinere Hämorrhoiden verödet der Arzt, zumeist mit einer Spritze. Korrekt durchgeführt ist der Eingriff für den Patienten schmerzlos. Sind die lästigen Begleiter größer, werden sie abgebunden. Bei der sogenannten Gummibandligatur schnürt der Arzt die einzelnen Hämorrhoiden mit Gummibändern ab. Durch die unterbrochene Blutzufuhr fallen diese dann nach ein bis zwei Wochen ab. Die letzte Option ist die klassische Hämorrhoiden-Operation, bei der die Quälgeister herausgeschnitten werden. Derzeit wird allerdings auch ein neuer minimalinvasiver Ansatz diskutiert und teilweise schon angewendet. Die Radiofrequenzablation induziert mittels Einstichsonde unter Lokalanästhesie eine Ionenbewegung im Hämorrhoidalgewebe. Dadurch entsteht Reibungswärme, die zur Gewebedestruktion führt. Dadurch schrumpft die Hämorrhoide. 

Hämorrhoiden-Patienten können auch selbst einiges gegen ihr Leiden tun. Dazu gehört beispielsweise, Sitzungen auf dem „Stillen Örtchen“ möglichst kurzhalten und nicht zu lange hinauszuzögern. Sitzbäder mit entzündungshemmenden Gerbstoffen lindern den Juckreiz und die Schmerzen am After. Um den Stuhlgang zu erleichtern, hilft es, Lein- oder Flohsamen zusammen mit reichlich Flüssigkeit einnehmen. Außerdem ist es ratsam, viel Obst, Gemüse, Naturjoghurt und Vollkornprodukte zu sich zu nehmen und viel zu trinken – zwei Liter pro Tag sollten es schon sein! In jedem Fall ist es empfehlenswert, bei Beschwerden das eigene Schamgefühl beiseite zu schieben, unverzüglich den Arzt seines Vertrauens aufzusuchen und so schnell wie möglich mit der Behandlung zu beginnen. Denn Aussitzen bringt rein gar nichts!

 

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.