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16. Mär 2020

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Gesundheit

Klein, aber oho!

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Sie ist ein kleines Organ – und doch lebenswichtig: Die Schilddrüse spielt im Stoffwechsel des Körpers eine entscheidende Rolle. Denn sie produziert zahlreiche Hormone. Diese wirken auf Herz und Kreislauf, erweitern die Blutgefäße, beschleunigen den Herzschlag und regeln den Blutdruck. Sie aktivieren aber auch den Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut und die Nieren- und Darmtätigkeit. Außerdem sind die Schilddrüsenhormone für Wachstumsprozesse verantwortlich und sie steigern den Grundumsatz des gesamten Organismus. 

Leider ist die Schilddrüse anfällig. Etwa jeder dritte Deutsche hat eine Schilddrüsenveränderung. Am weitesten verbreitet sind die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und die -überfunktion (Hyperthyreose). Symptome einer Hypothyreose machen sich meistens erst spät bemerkbar. Typisch sind extreme Müdigkeit, schnelle Erschöpfung, depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen und vielfach auch Gewichtszunahme. Zur Behandlung verschreiben die Ärzte oft Schilddrüsenhormone in Tablettenform. Ist Jodmangel die Ursache, sollte jodhaltige Nahrung, insbesondere viel Seefisch, auf dem Speiseplan stehen und jodiertes Speisesalz verwendet werden.

Bei der Hyperthyreose kommt es zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, der Körper hat dann eine hohe Drehzahl. Mögliche Symptome: erhöhter Blutdruck, Nervosität, innere Unruhe, Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Haarausfall und Zyklusstörungen. Patienten mit einer Hyperthyreose sollten die Jodzufuhr drosseln, indem sie jodhaltige Nahrungsmittel meiden. Zur Senkung des Hormonspiegels werden zumeist Medikamente vom Typ Thionamid eingesetzt. Teilweise raten Ärzte auch zu einer Radiojodtherapie oder Operation.

Recht häufig verbreitet, ist auch eine krankhaft vergrößerte Schilddrüse (Struma). Manchmal kommen Knoten oder Wucherungen dazu. Im fortgeschrittenen Stadium können Kloß-, Enge- oder Druckgefühle, manchmal auch ein Räusperzwang oder Schluckstörungen auftreten, im schlimmsten Fall Atembeschwerden oder Luftnot. Die gute Nachricht: Die meisten Schilddrüsenknoten sind harmlos und müssen nicht unbedingt behandelt werden. Zur Verkleinerung der Schilddrüse, einschließlich eventueller Knoten, ist die Einnahme von Schilddrüsenhormon und/oder Jod empfehlenswert.

Studien zeigen, dass Schilddrüsenüber- und unterfunktionen bewirken können, dass das Wunschkind ausbleibt. Laut dem Deutschen Schilddrüsenzentrum sind etwa zehn Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen von einer Schilddrüsenstörung betroffen. Diese kann auch beim ungeborenen Kind zu gesundheitlichen Problemen führen. Zudem ist das Risiko für Fehl-, Früh- und Totgeburten durch eine unbehandelte Erkrankung der Schilddrüse erhöht. Daher gilt: Frühzeitig den Arzt aufsuchen, sofern sich einige der genannten Symptome zeigen.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.