Diesen Artikel teilen:

28. Sep 2023

|

Gesellschaft

Kompetenzverbund „4U“

Journalist: Julia Butz

|

Foto: anna shvets/pexels, Presse

Was steckt hinter dem Kompetenzverbund „4U“ der baden-württembergischen Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten?

robert-online.png
Robert Mahnke, Leiter des Zentrums für Information und Kommunikation an der Universitätsklinikum Ulm:

Wir haben 4U 2021 als Verein gegründet, um über eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie in Forschung, Lehre und Krankenversorgung standortübergreifend noch besser zusammenzuarbeiten. Unsere Strategie umfasst u. a. Themen wie Digitalisierung der medizinischen Kernprozesse, PatientInnen Empowerment, Stärkung der IT-Sicherheit und der Aufbau einer sicheren und DSGVO-konformen Gesundheitsdateninfrastruktur. Während der Pandemie wurden die Defizite unserer digitalen Gesundheitsversorgung eindrücklich aufgezeigt. Die daraufhin initiierten Förderprogramme waren ein wichtiger Hebel für uns, um die nötige Finanzierung schnell auf die Beine stellen zu können. Erste Meilensteine sind bereits erreicht, z. B. die KI-basierte schnelle Spracherkennung, die die medizinische Dokumentation effizienter gestaltet, da die umfangreichen Behandlungsdokumente und Arztbriefe nicht mehr geschrieben werden müssen. Oder das UK BW Storage Grid, ein schneller lokaler Speicher für medizinische Daten, der standortübergreifend zur Abbildung neuer Use Cases genutzt werden kann. Von Patienten gut angenommen wird die Videosprechstunde oder der online On-Boardingprozess für ein einfacheres Check-in im Krankenhaus, der z. T. noch im Aufbau ist. Aber nicht jeder Patient und medizinische Mitarbeiter ist ein Digitale Native. Die rasanten Entwicklungen und der kulturelle Wandel in täglichen Routinen müssen gelernt und begleitet werden. Damit nicht nur digitalisiert, sondern auch transformiert wird.

martin-online.png
Prof. Dr. Dr. Martin Holderried, Geschäftsführer und Chief Medical Information Officer (CMIO), Universitätsklinikum Tübingen.

Die vier Unikliniken arbeiten schon lange, kollegial und eng zusammen. Schon vor der formellen Gründung von 4U war uns klar, was dringend notwendig ist: Eine bessere Interaktion und Kommunikation mit PatientInnen und die sektorenübergreifende Verfügbarkeit aller behandlungsrelevanten Informationen. Die Einbindung des Patienten und der digitale Austausch medizinischer Daten sind wesentliche Erfolgsfaktoren für den gesamten Behandlungsprozess. Insbesondere, wenn es sich um lange Krankheitsverläufe und komplexe Themen handelt. Mit Fokus auf die Transplantationsmedizin haben wir z. B. ein telemedizinbasiertes Versorgungsmanagement eingeführt. Dabei werden die Behandlungsprozesse sektorenübergreifend digital koordiniert, vom Online-Terminmanagement, über die Videosprechstunde bis hin zur Digitalen Gesundheitsakte. Außerdem erhalten die PatientInnen kurze Erklärclips in barrierefreier Sprache, einen digitalen Lernpfad und eine aktive Begleitung durch ein professionelles Telecare-Management. Alles, um das PatientInnen-Empowerment zu stärken und die Qualität, Sicherheit und Effizienz der Versorgung zu verbessern.

Digitale Versorgungsprozesse sind völlig neu. Dafür müssen viele gewohnte Verhaltensweisen verändert und die Menschen, die PatientInnen und die Beschäftigten, mitgenommen werden. Die standortübergreifende Zusammenarbeit aller am Behandlungsprozess Beteiligten Hand in Hand und die Nutzung aller relevanten Daten in Form eines ganzheitlichen Gesundheitsinformationssystems sind für eine erfolgreiche Digitalisierung sehr wichtig. Dazu braucht es Mut zur Veränderung und wir dürfen uns von der Skepsis nicht leiten lassen. Bei der Digitalisierung müssen wir chancen- und nutzenorientiert entscheiden, um Lebensqualität und Lebensjahre für unsere PatientInnen zu gewinnen.

9. Jul 2025

|

Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.