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21. Nov 2020

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Lifestyle

Kostbare Kakaobohnen

Journalist: Kirsten Schwieger

Damit aus tropischen Pflanzen leckere Schokolade wird, bedarf es vieler Akteure und Prozesse. Nachhaltigkeitsinitiativen setzen sich für Anbauer und Umwelt ein.

Ungefähr zehn Kilo Schokolade vertilgt der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Wie gut, dass Deutschland einer der größten Kakaoverarbeiter Europas ist – und weltweit größter Schokoladenexporteur. Damit profitieren wir ordentlich vom Milliardenmarkt Kakao. 

Die kostbare Kakaobohne wurde schon von den Azteken als Zahlungsmittel genutzt. Und zur Herstellung des heiligen Xocolatl-Trunks der Maya und Azteken. Bereits deren Vorfahren bauten Kakaopflanzen in Mittelamerika, dem Ursprungsland des Kakaos an. Heute gibt es etwa 300 Kakaosorten, die alle von den beiden Hauptsorten Criollo und Forastero abstammen. Die gleichermaßen empfindlichen wie anspruchsvollen Kakaobäume wachsen nur in den Tropen, in einem schmalen Gürtel nördlich und südlich des Äquators. Der weltweit größte Kakaoproduzent ist die Elfenbeinküste, gefolgt von Ghana. Neben weiteren Anbaugebieten in Afrika, Südostasien und der Karibik kommt heute nur noch 15 Prozent der weltweiten Kakaoernte aus den Ursprungsregionen in Mittel- und Südamerika. Rund sechs Millionen Menschen arbeiten weltweit im Kakaoanbau und schaffen damit eine Lebensgrundlage für 40 Millionen Menschen. Auch heute noch wird Kakao in mühsamer Handarbeit angebaut und geerntet, zu 90 Prozent in kleinbäuerlich betriebenen Plantagen von zwei bis fünf Hektar (umgerechnet zwei bis fünf kleine Fußballfelder). Die Jahresernte eines Baumes ergibt ungefähr ein halbes Kilo Kakao. Neben einem warmen, feuchten Klima mit gleichmäßig verteiltem Niederschlag braucht der Kakaobaum ausreichend Schatten. Und künstliche Bestäubung, denn ohne diese würden nur aus fünf Prozent der Kakaoblüten reife Früchte werden. Bis es nach vier bis acht Monaten so weit ist, benötigen die eng gepflanzten Bäume jede Menge Dünger. Nach der Ernte müssen die Früchte noch einige Tage nachreifen. Dann werden sie geöffnet, um das Fruchtfleisch und bis zu 40 Kakaobohnen zu entnehmen. Die Bohnen werden anschließend fermentiert, gewaschen, getrocknet und in Säcke zum Weiterverkauf an Zwischenhändler verpackt. Diese verkaufen die rohen Kakaobohnen an Exporteure, da der Großteil der Bohnen nicht in den Anbauländern verarbeitet wird.

Bis aus den bitteren Kakaobohnen zartschmelzige Schokolade wird, sind viele Verarbeitungsschritte nötig. Zuerst werden die Bohnen von ihren Hüllen befreit und zerstoßen, geröstet und schließlich gemahlen. Aus dem Ergebnis, der Kakaomasse, wird dann Schokolade hergestellt – oder Kakaobutter oder -pulver. Zur Herstellung von Schoko-lade wird die Kakaomasse mit etwas Kakaobutter und Zucker vermischt und gewalzt. Anschließend wird die Masse conchiert, also langsam und stundenlang bei niedrigen Temperaturen gerührt.Zum Schluss wird die veredelte Schokoladenmasse zum Abkühlen in Formen gefüllt. Nach dem Verpacken wird die Schokolade an die Supermärkte geliefert und dort mit ordentlicher Gewinnspanne für Hersteller und Handel verkauft.

Bei den Kleinbauern kommt von den Gewinnen herkömmlicher Schokolade dagegen nur knapp sieben Prozent des Kakaopreises an. So liegen deren Ein-kommen weit unter der Armutsschwelle von zwei US-Dollar am Tag. Insbesondere in Westafrika herrschen schwierige soziale Bedingungen beim Kakaoanbau. In der Erntesaison können sich viele Kakaobauern keine Erntehelfer leisten, so dass ihre Kinder mithelfen müssen. Gedüngt wird oft mit billigen Chemikalien und auch giftige Pestizide sind weit verbreitet. Waldflächen werden zunehmend in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt, zu Lasten der Biodiversität und des Klimas.

Um diese Umstände zu verbessern, wurde hierzulande 2012 die Initiative „Forum Nachhaltiger Kakao“ mit mittlerweile über 70 Mitgliedern gegründet. Neben der Kakaoindustrie und Lebensmittelhändlern sind auch das Bundesentwicklungsministerium, das Bundeslandwirtschaftsministerium sowie diverse Nichtregierungsorganisationen mit von der Partie. Erklärtes Ziel ist, die Lebensbedingungen der Kakaobauern zu verbessern, die natürlichen Ressourcen zu schonen und den Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos auf dem deutschen Markt zu erhöhen. Mit einigem Erfolg. Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie wird mittlerweile mehr als die Hälfte der Schokoladenprodukte auf dem deutschen Markt mit zertifiziertem Kakao hergestellt. 2011 waren es dagegen nur drei Prozent. Die Zertifikate für Schokolade aus fairem Anbau beinhalten in der Regel die Zahlung eines Kakao-Mindestpreises und einer Prämie. Dennoch reicht der faire Preis nicht immer aus, um sämtliche Grundbedürfnisse einer Bauernfamilie zu erfüllen. Kritiker bemängeln den niedrigen, auch von Spekulanten beeinflussten, Weltmarktpreis für Kakao. 

Auf diesen hat der Endverbraucher natürlich keinen Einfluss. Aber auf sein Konsumverhalten. So kann er herkömmliche Schokoladenproduzenten boykottieren und zu Produkten mit fairen Siegeln greifen. Und er kann sich für eine faire Produktion engagieren. Beispielsweise im Freiwilligen-Netzwerk von Fairtrade Deutschland im Rahmen vielfältiger Aktionen und Kampagnen. Dort werden auch Schulungen zum Referenten angeboten, welche in diversen Veranstaltungsformaten über Konzepte für einen fairen Kakaoanbau und -handel informieren. Vielleicht führen Aufklärung und Transparenz ja irgend-wann zu einer Umgestaltung weltweiter Handelsstrukturen.

23. Okt 2025

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Lifestyle

Wie lassen sich Gaming und Streaming und Familie unter einen Hut bringen? – mit Maria Rapp (Rehleiin), Nordmann alias Tom

![Maria Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Maria_Online_f6d06845e6.jpg) ```Maria Rapp (Rehleiin), inspiriert seit 2024 ihre Community auf Twitch und TikTok mit einer einzigartigen Kombination aus entspanntem Durcheinander und trockenem Humor``` Mir ist es wichtig, dass meine Kinder Nähe und Verlässlichkeit spüren. Deshalb kommunizieren wir klar: Die Kinder wissen, wann ich streame, bei Events springt die Familie ein. Da die Kinder 50/50 bei beiden Eltern leben, plane ich in kinderfreien Wochen meine Streams und Social Media-Inhalte. In Kinderwochen hat der Alltag Vorrang, manchmal gehe ich abends spontan live. Meine Energie teile ich bewusst ein, um für die Kinder präsent zu sein. Mein Teilzeitjob ermöglicht mir Nachmittage mit ihnen, in kinderfreien Wochen arbeite ich Vollzeit. Ich lasse Puffer für Spontanes, Content vorproduzieren hilft enorm. Die Anfangszeit war schwierig, ans Aufhören dachte ich aber nie! Hilfe anzunehmen fällt mir noch schwer, aber ich arbeite daran (lacht). Seit Juli entlastet mich ein Management bei vielen Dingen. Und Yoga hilft mir, runterzukommen. Mein Tipp für alle, Familie und Streaming zu verbinden: Setzt klare Prioritäten, plant mit Puffern, damit Stress erst gar nicht entsteht, und kommuniziert offen mit Kindern und Community. Akzeptiert, dass Familienleben Einschränkungen mit sich bringt, das ist keine Schwäche, sondern Realität. Feste Absprachen helfen, und wenn die Kinder mich während eines Streams brauchen, sorgen meine Mods dafür, dass der Stream weiterläuft und können im Notfall sogar auf meine Hardware zugreifen (was glücklicherweise noch nie vorkam). Ein gutes Netzwerk aus Familie, Freunden oder Management, die den Rücken freihalten, ist einfach wichtig. Für mich zählen Konstanz und Ehrlichkeit mehr als Perfektion. ![Tom Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Tom_Online_65e2a5d872.jpg) ```Nordmann alias Tom begeistert als Streamer und Familienvater mit seiner Community-Nähe und kreativen Gaming-Inhalten``` Ich streame meist nachts, wenn zu Hause Ruhe einkehrt – so passt es am besten zum Familienalltag. Veranstaltungen plane ich frühzeitig, und dank der Unterstützung meiner Frau, Familie und Schwiegereltern lässt sich alles gut vereinbaren. Durch mein Homeoffice bin ich flexibel und erreichbar. Mein Management übernimmt Planung, Kommunikation und Verträge, wodurch ich mehr Struktur habe und mich voll auf Community, Streams und Content konzentrieren kann. Freizeit habe ich kaum, doch viele meiner Hobbys wie Boxen, Food-Vlogs oder Familienaktivitäten fließen eh direkt in meine Arbeit ein. Oft dachte ich: „Aufhören wäre jetzt einfacher.“ Eine Pause zeigte mir jedoch, wie sehr mir das Streaming als Ausgleich und durch den Austausch mit der Community fehlt. Der Anfang war tough: über 1.000 Stunden Stream im ersten Jahr bei nur wenigen Zuschauenden. Davon konnte ich meine Familie nicht ernähren. Es ist wie im Fußball: Entweder es kommt, oder nicht. Man muss da reinwachsen. Wichtig ist aber vor allem, dass es Spaß macht, man authentisch bleibt und es den Leuten gefällt. Kommunikation ist einfach das A und O, um Familie und Streaming zu vereinbaren. Pläne offen besprechen, klare Regeln vereinbaren und die gemeinsame Zeit bewusst pflegen. Rücksicht hat oberste Priorität! Die Familie darf nie leiden. Selbstständig zu sein ist generell nie einfach und als Streamer oder Influencer in der heutigen Zeit dauerhaft relevant zu bleiben oder überhaupt eine gewisse Reichweite aufzubauen, ist nochmal eine ganz eigene Herausforderung.