Zurück zu Autodesk

Diesen Artikel teilen:

27. Mai 2022

|

Anzeige

Kreativer Motor für die Fertigung

|

Foto: Presse

Generative Designverfahren revolutionieren die Fertigung: Schnell, verlässlich und präzise gelangen Konstrukteure mit ihnen zu beeindruckenden Ergebnissen.

Generatives Design ist eine Methode, mit der anhand von zuvor festgelegten Parametern, beispielsweise Gewicht oder Material, automatisiert unzählige Entwurfsoptionen erzeugt werden können. Der Konstrukteur füttert die Software mit allen relevanten Anforderungen an den Entwurf und der Computer sowie die integrierte Künstliche Intelligenz (KI) erstellen automatisch zahlreiche, produzierbare Konstruktionsvarianten. Die Potenziale durch diese offene Herangehensweise sind groß. Da bereits vorab alle entscheidenden Anforderungen bestimmt wurden, durchlaufen generativ designte und bearbeitete Entwürfe in der Regel weniger Iterationen. In Kombination mit Verfahren der additiven Fertigung verleiht generatives Design der Konstruktion außerdem eine völlig neue Flexibilität, deren Vorteile inzwischen sowohl in der Prototypenherstellung als auch der Serienproduktion genutzt werden. Über die Zukunftsvisionen und Potenziale in der Branche spricht Karl Osti, Senior Industry Manager Manufacturing bei Autodesk.

portrait-karl-osti.jpg

Karl Osti, Senior Industry Manager Manufacturing bei Autodesk; Foto: Presse

Herr Osti, warum steht generatives Design derzeit so im Fokus der Fertigung?

Nach etlichen Jahren der Hochleistungs-industrie haben Unternehmen bereits sämtliche Bereiche der Fertigung optimiert. Da ist es hilfreich, neue Perspektiven einzunehmen und auf kreative Methoden zurückzugreifen. Das ist mit Generativem Design möglich. In hohem Tempo testet der Computer unzählige Entwürfe und erweitert diese auch durch höchst komplexe und nicht offensichtliche Variationen. Für die anspruchsvollen Herausforderungen unserer Zeit ist das ideal.

Wie können Unternehmen von dem Einsatz Generativen Designs profitieren?

Generatives Design ist eine wertvolle Inspirationsquelle für Konstrukteure. Mit teils ungewöhnlichen Entwurfsoptionen bringt die Methode auch ein großes Innovationspotenzial mit sich – Ideen, die auch für andere Fertigungsverfahren genutzt werden können. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und zu steigern. Außerdem kann Generatives Design als gesamtheitlich ressourcenschonend be-trachtet werden. Durch die frühe Anforderungsprüfung und die große Auswahl an Entwürfen wird redundante Arbeit vermieden, Unternehmen sind agiler, Konstrukteure sparen Zeit und Iterationen. Generatives Design ist damit eine kosteneffiziente High-End Technologie für Unternehmen jeglicher Größe.

Und wie ist das in der Praxis?

Wie bei der Einarbeitung in neue Arbeitsweisen, ist auch das generative Design eine Methode, deren Umgang man üben muss. Das kann zunächst ungewohnt sein. Schnell erkennen Konstrukteure aber die Vorteile, denn sobald sie den Computer als Partner begreifen, erhalten sie selbst auch eine neue Rolle. Der Konstrukteur bleibt weiterhin der Start- wie auch Endpunkt im Entwurfsprozess, indem er die Zielvorgaben und Anforderungen definiert und schließlich die Entscheidung für die beste Option trifft. Außerdem erweitert die KI den eigenen Horizont, indem sie völlig unvoreingenommen Entwürfe testet, auf die wir unter Umständen gar nicht, oder aber längst nicht so schnell gekommen wären. Das bedeutet für den Konstrukteur jedoch ein grundlegendes Umdenken. Anstatt wie bisher von einer möglichst genauen Vorstellung der Lösung auszugehen, muss er nun das Problem so präzise wie möglich formulieren. Dies teilt er dem Computer als Anforderungen und Limitierungen, zum Beispiel zu Bauraum, Material, Gewicht, Fertigungsverfahren etc., mit.

Wie kann sich die Industrie optimal auf die zunehmende Kollaboration von Mensch und Technologie vorbereiten?

Generatives Design ist Teil der Industry 4.0 und nimmt damit auch maßgeblich Einfluss auf die Art und Weise, wie Mensch und Maschine miteinander umgehen. Was wir brauchen, ist zunächst eine grundlegende Offenheit für diese neue Form des Arbeitens. Viele Bildungs-einrichtungen haben die Methodik schon in ihr Curriculum aufgenommen und führen die „next generation of engineers“ an Generatives Design und die damit einhergehende Arbeitsweise heran. Für Unternehmen kann außerdem das gezielte Pairing von erfahrenen Kollegen mit jüngeren, weniger geprägten sinnvoll sein. Spezifische Weiterbildungen, durch die Fachkräfte lernen, Generatives Design optimal zu nutzen und sich an die neue Herangehensweise zu gewöhnen, können diese Speerspitzen ergänzen. Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt aber weiterhin der Mensch zentral: Mit der präzisen Problemformulierung und an-deren Aufgaben wie Marktanalysen und Projekt- oder Kundenmanagement über-nimmt er nach wie vor Funktionen, die die Software ihm nicht abnehmen kann.

27. Jun 2025

|

Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Span-nungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Be-schaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulie-ren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Her-steller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Statt-dessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbe-stände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen ge-meinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in en-ger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wie-derum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Aus-wahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lie-ferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lie-ferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, so-zial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne ge-zahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entspre-chend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichte-ten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemein-sam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Part-nerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zu-sammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Info-tainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim au-tonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vor-standsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Management-karriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldti-mer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Aus-flüge mit ihrem Hund in die Natur.