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7. Apr 2021

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Gesellschaft

Kreativität und Improvisationsgeist

Journalist: Theo Hoffmann

Im Privatbereich zeigen österreichische DesignerInnen beim Einsatz von subtilen Lichteffekten und hochwertigen Materialien ihren Gestaltungswillen.

Erich Gaffal, Leiter des Möbel- und Holzbau-Clusters Oberösterreich, Foto: Presse

Ein Jahr liegt hinter uns, in dem die Menschen durch das Homeoffice ihr Heim ganz neu entdeckt und vielleicht auch drastisch verändert haben. Gibt es da in Österreich besondere Trends?

 Der Begriff Homeoffice spiegelt im Grunde nicht die reale Arbeitssituation der Menschen wider, denn Homeoffice bezeichnet die Lage und die Funktion eines Ortes und nicht dessen Ausstattung oder ein adäquates Umfeld. Verwenden wir die passendere Bezeichnung Office work at home wird schnell klar, dass die Angelegenheit mit Arbeit zu tun hat. Arbeit, die in vielen Fällen von heute auf morgen an einen Ort verlegt wurde, der in den meisten Fällen für Büroarbeit ungeeignet ist. Soll der Wohntraum nicht zum Albtraum werden, sind dabei neben Kompromissbereitschaft, vor allem Kreativität und Improvisationsgeist gefragt. Der seit vielen Jahren anhaltende Trend zur Verschmelzung der Wohnraumnutzen kommt den derzeitigen Bedürfnissen zwar entgegen, doch aus der großen Wohn-Ess-Küche wird in einer Familie keine Ruhezone und so wird das Schlafzimmer zum beliebten Ausweichquartier für lärmscheue Home-Worker.

Ist die Liebe zu Naturmaterialien wie etwa Holz auch bei Inneneinrichtungen nach wie vor ungebrochen oder treten andere Materialien in den Vordergrund?

Die Affinität zu Holz ist auch im Büromöbelbereich zu erkennen. Zuhause längst Standard, ist die angenehme Wirkung von Holz auch bei den Büromöbelherstellern angekommen und es ist eine Angleichung zu beobachten. Das Büro wird zusehends wohnlicher, die Wohnung um typische Office-Elemente erweitert. Trotz dieses Trends zum Authentischen sind echte Holzoberflächen oder Massivhölzer in Räumen immer weniger zu finden, denn was auf den ersten Blick echtem Holz täuschend ähnlich sieht, entpuppt sich beim Angreifen als Imitat.

Welche pfiffigen Ideen haben Sie bei den Einreichungen für die Austrian Interior Design Awards 2021 besonders überrascht?

Der Austrian Interior Design Award wird 2021 zum dritten Mal vergeben. In der Kategorie Superflex: Multifunktionale Möbelstücke verzeichnen wir den größten Anstieg bei den Einreichungen mit extrem tollen Ideen: Die Klassiker sind dabei der Kinderstuhl oder der Schreibtisch, der mitwächst, extrem flache Anrichten mit ausklappbaren Schreibplatten oder vollwertige Betten, die sich hinter Wandpanelen verstecken. Sehr spannend sind auch die Einreichungen in der Kategorie GreenDesign, Produkte aus Rest- und Wertstoffen: Möbel, die ausschließlich aus dem Papier von Büchern bestehen, auch Sitzmöbel mit einer Bespannung aus gebrauchten KFZ-Sicherheitsgurten.

Badezimmer sind schon lange keine rein funktionalen Räume mehr. Was haben österreichische Designer hier Neues anzubieten?

Der Vorteil, verschiedene Nutzen in einem größeren Raum zu integrieren, liegt auf der Hand und ist in den Bereichen Kochen, Essen und Wohnen durchweg Standard. Sanitärräume, die ihre Tristesse ablegen, um sich zu Wellnessoasen zu mausern, sind nun an der Reihe. Trendsetter für das Zusammenwachsen von Bad, Schrankraum und Schlafzimmer und deren hochwertige Ausstattung ist die gehobene Hotellerie, wo jedoch auch viele heimische DesignerInnen und InnenarchitektInnen die Ideengeber sind. 

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.