Hier sieht man Annemarie Paulsen mit einer Kuh spielen

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28. Mär 2024

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Wirtschaft

Landwirtschaft und ein Gefühl von Freiheit - Interview mit Annemarie Paulsen

Journalist: Theo Hoffmann

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Foto: Presse

Der technologische Wandel in der Landwirtschaft ist eine Erleichterung, fordert von Landwirtinnen und Landwirten aber auch Anpassungs- und Lernbereitschaft.

_T2A0708.jpeg Annemarie Paulsen, Bio-Landwirtin und Agrar-Influencerin

Es gibt unter den Landwirtinnen und Landwirten immer mal wieder Quereinsteiger, die oft aus anderen Berufen kommen. Ist das eher eine Ausnahme? Das kommt absolut vor. Ich tendiere aber auch eher zu sagen, dass es selten ist. Man merkt sich diese Menschen nur besonders, weil die sich ganz bewusst für die Landwirtschaft entschieden haben. Zurzeit haben wir einen jungen Lehrling, einen richtigen „Berliner Jung“. In der Stadt groß geworden und ohne Trecker-Führerschein. Selten habe ich einen so motivierten jungen Menschen gesehen, der so Bock auf Landwirtschaft und Kühe hat.

Was motiviert junge Menschen dazu, diesen herausfordernden Beruf zu ergreifen? Vielleicht gerade die Tatsache, dass es sich um einen herausfordernden Beruf handelt. Es wird viel von einem verlangt. Frühes Aufstehen – 365 Tage im Jahr – späte Erntetage im Sommer wenig Freizeit. Aber die Arbeit ist immer sinnerfüllend. Außerdem hat man in der Landwirtschaft ein großes Gefühl von Freiheit.

Warum ist die weit fortgeschrittene Digitalisierung der Landbautechnik ein so wichtiger Faktor, um viele junge Menschen anzuziehen? Oft wird Landwirtschaft mit harter körperlicher Arbeit verbunden. Das ist auch teilweise so, aber der technische Fortschritt hat unglaublich viele Arbeiten mit der Hand abgenommen. Aufgaben wie Stallmisten, die man früher mit Forke gemacht hat, werden heute mit der Maschine gemacht und machen Spaß. Ebenso ist es faszinierend, was mittlerweile alles auf dem Feld und im Stall möglich ist. Roboter machen deine Arbeit und du bedienst oder stellst die Maschine ein.

Was empfinden Sie an diesen neuen Technologien als besonders spannend? Mit den technischen Möglichkeiten kommen Flexibilität und eine neu entdeckte Freiheit. Tierkontrolle kann man vom Sofa aus machen. Die Daten vom Roboter ermöglichen eine tierindividuelle Betrachtung und Förderung bzw. Behandlung. Es kann gezielter und effizienter gearbeitet werden. Der Hof wird attraktiver für Mitarbeitende, die Arbeit weniger anstrengend. Als Bäuerin ist man immer gefordert „mitzuhalten“, sich einzulesen und neu zu entwickeln. Ich sehe unglaubliches Potenzial auf einem modernen Betrieb, der es mir als Bäuerin und Mutter ermöglicht, meinen Beruf gut auszuführen ohne Kompromisse im Familienleben zu machen.

Was ist aus Ihrer Sicht vielleicht ein Nachteil? Ich kenne nur das Leben auf dem Hof. Ständige Arbeit und Urlaub nur vom Frühstück bis zum Nachmittagskaffee bin ich gewohnt. Nichtsdestotrotz liebt man die Arbeit. Wahrscheinlich ist Arbeit auch das falsche Wort. Lebensweise passt besser. Das können vielleicht manche nicht nachvollziehen.

Was sind bei Ihrer Arbeit gerade in dieser Zeit die größten Herausforderungen? Für mich persönlich ist es mittlerweile das schlechte „social standing“ von Landwirten und Landwirtinnen. „Umweltverschmutzer“, „Tierquäler“ und „Habgierige Subventionsempfänger“ sind nur ein paar Auszüge von dem, was man teilweise so an den Kopf geworfen bekommt. Nervt.

Was waren so die witzigsten Erlebnisse in Ihrem Beruf? Es gibt immer viel zu lachen. Über die Tiere, oder die Maschine, die immer die gleichen Macken hat und sich mit ein, zwei Schlägen wieder reparieren lässt. Der Blickwinkel macht den Witz auch aus.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.