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7. Apr 2021

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Gesellschaft

Liebe zum Detail und zur Vergangenheit

Journalist: Theo Hoffmann/Sabrina Haindl

Der Charme österreichischer Innenarchitektur ist eng mit der Region und seiner Geschichte verbunden. Dazu gehört auch eine Liebe zur Tradition.

Sabrina Haindl, Präsidentin des Bundes österreichischer Innenarchitektur (BÖIA), Foto: www.konstantinreyer.com

Was verbinden wir mit Österreich, seinen Bergen, den urwüchsigen Alpenhütten und Gasthöfen, aber auch seinen beschaulichen Bauten und Restaurants wohl am meisten? Eine gewisse Gemütlichkeit auf jeden Fall. Und die hat ohne Frage auch etwas mit der Liebe zur Tradition im Alpenland zu tun. In Österreich ist halt alles ein wenig langsamer und man besinnt sich gern auf Liebgewonnenes. Bei den Einrichtungen werden nicht selten Stilbrüche begangen, wenn das Moderne mit dem Alten und einem Schuss Gemütlichkeit kombiniert wird. Zudem ist die Innenarchitektur teilweise vom Bundesland und vom jeweiligen Ort abhängig. In Wien geben noch immer sehr der Jugendstil und alte Meister wie Wagner, Hoffmann und Loos den Ton an. Viele kombinieren den Charme des Jugendstils mit modernen, geraden Linien. Im Westen Österreichs sind demgegenüber warme Farben, sehr viel natürliches Holz, feste Stoffe (wie Loden) und Leder wichtig. Man denke an Kitzbühel. Also kurz: Österreich hat eine große Band-breite von West nach Ost anzubieten. 

Die Liebe zum Detail und zur Vergangenheit sorgt in österreichischen Häusern auf Anhieb für Behaglichkeit. Tatsächlich beherrscht der Jugendstil noch immer das auch international mit Österreich oft assoziierte Wesen regionaler Inneneinrichtungen. Innenarchitekten und Firmen beziehen sich gern auf alte Entwürfe aus dem Jugendstil. Die Klavierfabrik Bösendorfer zum Beispiel hat im Jahr 2020 eine limitierte Serie, angelehnt an die Wiener Secession, präsentiert. Die Firma Wittmann Möbelwerkstätten sind von der Josef Hoffmann Stiftung alleinautorisiert, die Möbel Josef Hoffmanns nach dessen Originalentwürfen zu fertigen. Und die Glas- & Lustermanufaktur Lobmeyr produziert noch heute Luster aus verschiedensten Epochen. Das ist und bleibt beeindruckendes Handwerk!

Aber Österreich ist nun mal auch ein Alpenland mit allem Chic und aller Naturverbundenheit, die die Natur mit sich bringt. Hier spielt einfach das schöne, ursprüngliche, natürliche Gefühl eine große Rolle. 

Österreichische Innenarchitekten lassen sich natürlich auch von internationalen Designideen inspirieren und adaptieren sie in ihren Arbeiten. Dadurch ist manches sicher ein wenig geradliniger geworden, obwohl der österreichische Wegbereiter moderner Architektur, der 1933 gestorbene Adolf Loos, ja schon ein Fan von Geradlinigkeit und „Form folgt Funktion“ war. Große Bedeutung kommt dem Design der Italiener zu, das international sowieso einen großen Einfluss hat. Allein die Salone del Mobile ist wegweisend. Aber auch das „cleane“ und doch so behagliche Design der Skandinavier beeinflusst viele Innenarchitekten bei uns.

Der ehrenamtlich arbeitende Bund österreichischer Innenarchitektur (BÖIA) ist über sechs Jahrzehnte alt und unterstützt all diese Strömungen. Neue Talente werden beim Austrian Interior Design Award gesucht und gefunden und diese gilt es verstärkt „vor den Vorhang“ zu holen. Das ist in Österreich eine komplexe Aufgabe, weil die Grenzen zwischen Architektur, Möbeldesign, Technik und Innenarchitektur sehr leicht verschwimmen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.