28. Mai 2021
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Gesellschaft
Journalist: Armin Fuhrer
Nachwachsende Baustoffe wie Holz verbessern die CO2-Bilanz von Bauprojekten erheblich. Aber auch beim Klimakiller Beton gibt es Fortschritte.
Die Baubranche zählt weltweit zu den größten Verursachern von CO2-Austoß überhaupt. Kein Wunder, dass sich Experten, Bauherren und andere mit dem Bau von Gebäu-den oder von Infrastruktur Gedanken darüber machen, wie dieses Problem verringert werden kann. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in vielen Ländern, besonders in Asien und Afrika, der Bedarf an Häusern und Infrastruktur in Zukunft noch deutlich steigen wird. Ein wichtiges Stichwort sind nachwachsende Baustoffe aus nachwachsenden beziehungsweise pflanzlichen Rohstoffen. Bei-spiel Holz: Es hat vorteilhafte bauphysikalische Eigenschaften, ist vor allem im Innenbereich lange haltbar, sorgt für ein angenehmes Raumklima und kann vergleichsweise einfach entsorgt werden.
Auch nachwachsende ökologische Dämmstoffe wie Zellulose, Flachs, Hanf, Stroh, Kokos oder Roggenschrotgranulat bieten sich grundsätzlich für eine ökologisch nachhaltige Bauweise an. Und was für Dämmung gilt, gilt auch für den Boden. Natürliche, nachwachsende Bodenbeläge wie Parkett aus Holz bieten unschlagbare Vorteile nicht nur für die Gesundheit, sondern eben auch für die Umwelt und den Klimaschutz. Auch können sie leicht entsorgt werden. Bei allen Holzprodukten ist wichtig, dass das Holz aus der einheimischen Forstwirtschaft stammt. Denn wenn es erst über lange Transportwege herangeschafft werden muss, gehen wichtige ökologische Vorteile wie der geringe CO2-Ausstoß verloren. Übrigens ist auch Linoleum ein nachwachsender Baustoff aus pflanzlichen und mineralischen Stoffen wie Leinöl, Holz- und Korkmehl, die auf ein Jutenetz gewalzt werden. Auch natürlicher Gips gilt als nachhaltiger Baustoff, während der häufiger in Deutschland verwendete REA-Gips ein Abfallprodukt des Kohlestroms ist.
Trotz der Verwendung dieser und anderer nachwachsender oder natürlicher Baustoffe wie Sand und Kies kann jedoch auf einen Baustoff nicht verzichtet werden: Beton. Er ist nach wie vor der wichtigste und am weitesten verbreitete Baustoff. Beton wird hergestellt, indem Zement, Wasser, Sand und Kies gemischt werden. Als Baustoff ist er aufgrund seiner Eigenschaften sehr gut geeignet. Aber er hat eine ziemlich schlechte öko-logische Bilanz.
Weil auf Beton in absehbarer Zeit nicht verzichtet werden kann, haben es sich Experten zum Beispiel in Deutschland, den USA und der Schweiz, zur Aufgabe gemacht, diese Bilanz deutlich zu verbessern. Da Zement bei Temperaturen von 1.450 Grad gebrannt wird, wäre es ein großer Fortschritt, für den Brennvorgang statt fossiler Brennstoffe grünen Wasserstoff einzusetzen. Das Problem: Noch ist die verfügbare Menge an CO2-neutral hergestelltem Wasserstoff bei Weitem nicht ausreichend – und es wird auch noch Jahre dauern, bis ausreichende Mengen zur Verfügung stehen.
Ein wichtiger Zwischenschritt ist die Entwicklung von Zement aus Calciumsulfoaluminat (CSA). Sein Vorteil: Es wird eine um 200 Grad niedrigere Temperatur zum Brennen benötigt, mit der Folge, dass weniger CO2 ausgestoßen wird. In Deutschland wurde im vergangenen Jahr CO2-reduzierter Beton mit ausreichender Druckfestigkeit eingeführt, bei dessen Herstellung der Ausstoß um 30 bis 50 Prozent sinkt.