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31. Dez 2024

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Gesellschaft

Mehr Nachhaltigkeit beim Bauen führt zu weniger Risiko – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre

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Foto: DGNB

Wie die meisten Branchen ist die Bau- und Immobilienbranche nicht nur von der Klima- und Ressourcenkrise, sondern auch von der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise betroffen. Diese monetären Herausforderungen treffen den Bereich Wohnen aktuell am stärksten.

Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e. V. | Bildquelle: DGNB

Dabei wird insbesondere in den Städten händeringend nach bezahlbarem Wohnraum gesucht. Auf dem Land ist theoretisch noch Platz für das nächste Einfamilienhausgebiet. Es gibt aber zahlreiche Gründe, warum das Bauen auf der grünen Wiese keine Option mehr ist. Hier kommen Ressourcen- und Klimaschutz sowie der Schutz der Biodiversität und als Lösung das nachhaltige Bauen ins Spiel. Nachhaltig zu bauen, bedeutet möglichst wenig CO2-Emissionen in Bau und Betrieb zu verursachen, flächeneffizient zu planen, die Energieproduktion am Gebäude zu ermöglichen und konsequent auf hochwertige, langlebige und schadstofffreie Materialien zu achten. Wege dorthin werden seit vielen Jahren von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen – DGNB e. V. zusammen mit Wegbegleitern entwickelt und deren Umsetzbarkeit am gebauten Beispiel gezeigt. Wir sehen mittlerweile, dass die notwendige Transformation in der Planungs- und Baupraxis auf einem guten Weg ist.

Die größten Hebel liegen hierzulande im Bestand und in der Nachverdichtung. Viele Gebäude, deren Funktionen nicht mehr gebraucht werden, stehen leer. Das fängt bei Büro- und Industriebauten an, geht über Ladenflächen und hört angesichts schrumpfender Mitgliederzahlen bei ungenutzten Kirchengebäuden auf. Diese bereits gebauten Gebäude prägen ihr Umfeld und somit die Identität des jeweiligen Ortes. Hinzu kommt das große Einsparvolumen an Fläche, Ressourcen und CO2 für jeden Quadratmeter, der nicht neu gebaut wird. Es gibt ausreichend Projekte, die zeigen, dass es entgegen der Meinung von Kritikern auch unter Einhaltung geltender Bauvorschriften möglich ist, Bestandsbauten in eine neue Nutzung zu überführen. Für Architekturschaffende liegt der besondere Reiz im Erforschen der Zeitschichten, dem Herausarbeiten vorhandener Qualitäten und dem respektvollen Umgang mit dem Vorhandenen. Zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Nutzenden entstehen daraus dann neue, qualitätvolle Orte mit viel Charme.

Die beiden Ansätze Suffizienz und Low-tech reihen sich hier wunderbar ein. Suffizienz bedeutet so viel wie ausreichend und hinterfragt die Notwendigkeit einzelner Maßnahmen, ohne dabei auf Komfort zu verzichten. Ebenso verhält es sich mit dem Low-tech-Ansatz. Hier gilt es darauf zu vertrauen, dass wir in der Lage sind, Gebäude so zu errichten, dass sie mit einer reduzierten Technik auskommen, ohne die Bedürfnisse der Nutzenden einzuschränken. Ich kann Bauherrinnen und Bauherren nur dazu ermutigen, offen zu sein und darauf zu vertrauen, dass Gebäude vor Beginn des allgemeinen Technikbooms bereits wunderbar und nicht selten sogar besser funktioniert haben. Dabei möchte ich die Vorteile des Fortschritts in keiner Weise kleinreden. Wie bei allem gilt aber auch hier der sinn- und maßvolle Einsatz. Weniger bedeutet am Ende oft mehr: Weniger Technik führt zu robusteren und langlebigeren Gebäuden, weniger Abriss zu mehr Nachhaltigkeit, weniger Konsum zu mehr Zufriedenheit. Dieses verantwortungsvolle Denken und Handeln führt zu einer zukunftssicheren Immobilie, in der sich die Nutzenden wohlfühlen, mit der sie sich identifizieren und für deren Erhalt und Instandhaltung sie gern sorgen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.