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25. Mär 2025

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Business

MICE im deutschsprachigen Raum

Journalist: Julia Butz

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Foto: Alexander Henker/unsplash

Reich an Kultur, infrastrukturellen Vorteilen und vielen Möglichkeiten beim nächsten Business Meeting einen grünen Fußabdruck zu hinterlassen.

Ob internationale Messen, besucherstarke Kongresse oder kleinere Tagungen und Meetings. Der gesamte deutschsprachige Raum ist ein Event-Land im besten Sinne. Die zentrale Position im Herzen Europas mit exzellenter Verkehrsinfrastruktur ermöglicht die einfache Erreichbarkeit aus allen Wirtschaftszentren. Deutschland ist dabei mit seinen gut 70 Messeplätzen, die überwiegend internationale Ausstellende und Fachbesuchende anziehen*, globaler Messestandort Nummer eins. Vier der weltweit größten Messegelände haben hier ihren Sitz.

Denken unter Denkmalschutz. Hier trifft High Tech auf Historie

Vom Meer bis in die Berge finden sich in der Mitte Europas modernste Denkzentren jeder Größenordnung, lichtdurchflutete Kongresshallen, beeindruckende Festsäle und flexibel gestaltbare Eventflächen aller Art. Hier treffen avantgardistische Bauten aus Glas und Stahl auf die museale Atmosphäre aufwendig sanierter Baudenkmäler; multifunktionale Konzert- und Kongressarenen auf imposante Schlösserarchitektur oder urbane Industriekultur auf ein historisches Landgut inmitten der Natur. Eine naturnahe Eventstätte oder ländliches Refugium bietet noch dazu die perfekte Umgebung, um nach einem erfolgreichen Geschäftstag gut abschalten zu können. Wie wäre es mit einem Spaziergang durch Weinberge oder einem Lunchbreak auf einem Hausboot? Gemeinsame Erlebnisse, die die Verbindung mit der Natur fördern und die Kreativität wecken. Ob City-Trip oder Naturlandschaften; wohin das Event auch führt: Man trifft auf eine schier unerschöpfliche Fülle an Geschichte, Kunst und Kultur. Eines der vielen UNESCO-Welterbestätten liegt dabei bestimmt um die Ecke: Über 50 dürfen allein in Deutschland zum Kulturschatz gezählt werden. Die Vielfalt der Bilderbuchlandschaften zwischen Wattenmeer und Alpen ist riesig. Einzigartige Natur, die geschützt werden will.

Bereits seit einigen Jahren ist Nachhaltigkeit eines der Topthemen der Veranstaltungsbranche. Denn gerade hier spielen CO2-Kompensation, Abfallvermeidung und Ressourcenschonung eine besondere Rolle.

Bereits seit einigen Jahren ist Nachhaltigkeit eines der Topthemen der Veranstaltungsbranche. Denn gerade hier spielen CO2-Kompensation, Abfallvermeidung und Ressourcenschonung eine besondere Rolle. Inzwischen gilt das Thema nicht mehr nur als Trend, sondern als eine Verantwortung, der sich die gesamte Branche stellt. Wo sich früher stapelweise Papier und Kunststoffabfall stapelten, setzen Messeveranstalter, Ausstellende und Hoteliers vermehrt auf Nachhaltigkeit. Dazu werden umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen wie energiesparende Beleuchtungssysteme oder innovative Konzepte zur Abfallvermeidung eingesetzt. Immer mehr Locations setzen für die Erwärmung oder Kühlung ihrer Räumlichkeiten auf 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen. Auch lange Staus vor dem Kongresszentrum sind Schnee von gestern. Durch umweltschonende Mobilitätskonzepte und einem engmaschigen ÖPNV-Netz reisen Teilnehmende und Besuchende bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. KI-gestützte Tools unterstützen Event-Professionals bei der Planung einer nachhaltigen Tagungswirtschaft. Viele Fragen rund um die klimafreundliche Anreise, Energieeffizienz, nachhaltigeres Catering oder das Abfallmanagement können dabei unkompliziert über Online-Checklisten abgefragt werden. Ein CO2-Rechner ermittelt die anfallenden Emissionen je Event bereits im Vorfeld und empfiehlt Maßnahmen zur Reduktion.

Luftschnappen & Energie tanken bitte

Auch das Nachbarland Schweiz bietet die idealen Rahmenbedingungen eines möglichst nachhaltigen Businessevents: zentral im Herzen Europas gelegen und mit dem vielleicht dichtesten Schienennetz der Welt ausgestattet, bringt es Besuchende über emissionsarme Mobilität selbst in entlegenste Orte. Nicht zu vergessen die wunderschöne Natur mit seinen gewaltigen Bergpanoramen, tiefblauen Seen, in denen man bedenkenlos baden kann und der gesundheitsfördernden Höhenluft. Dazu kommt ein großes Angebot zertifizierter Hotels und Unterkünfte sowie eine Vielzahl klimaneutraler Ausflugsangebote vor Ort. Die Schweiz hat es sich zur Aufgabe gemacht, als nachhaltige MICE-Destination in den Fokus zu rücken. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, die Bedürfnisse der Gäste, mit denen der lokalen Bevölkerung und Umwelt in ein harmonisches Verhältnis zu bringen. Beste Voraussetzungen um die Geschäftsreise mit einer privaten Auszeit zu verbinden. Mit einem Mehr an Zeit, um die Natur, Kultur und Kulinarik authentisch vor Ort zu erleben, reist es sich gleich ein Stück nachhaltiger.

Der gesamte deutschsprachige Raum ist ein Event-Land im besten Sinne. Die zentrale Position im Herzen Europas mit exzellenter Verkehrsinfrastruktur ermöglicht die einfache Erreichbarkeit aus allen Wirtschaftszentren.

Digitalisierung und Vernetzung sind weitere Treiber, die Veranstaltung in die Mitte Europas zu legen. Voll-hybride Set-ups erlauben die Interaktion und Beteiligung aus der ganzen Welt, Webkonferenz-Anwendungen ermöglichen es, auf unterschiedliche Weise am Meeting teilzunehmen, remote in Kleingruppen zu interagieren oder den spannenden Praxisvortrag für die spätere Nutzung und mögliche Vermarktung aufzuzeichnen. Aber die Zukunft kann noch mehr: KI, agile Formate und datenbasierte Technologien revolutionieren derzeit die Branche. Mit Chats, die während eines Vortrags in Echtzeit Fragen beantworten oder nach dem Event über interaktive Bewertungsfeatures für eine verbesserte Teilnehmendenerfahrung sorgen. Auch im Vorfeld können Daten bereits wichtige Planungsinformationen liefern: Interaktionsdaten auf der Website zeigen, welche Themen bei den Teilnehmenden besonders gefragt sind, um die Programmgestaltung ggf. noch darauf abzustimmen. Wichtige Informationen, um die Qualität des Zusammentreffens zu verbessern, mehr Verbindungen zwischen Veranstaltern und Teilnehmenden zu schaffen und die nächste Veranstaltung zu optimieren. *auma.de/messedeutschland

Factbox

Die Mehrheit der Events auf dem Veranstaltungsmarkt ist beruflich motiviert. Die häufigsten finden in Tagungshotels statt, rund 90 Prozent mit bis zu 250 Teilnehmenden. Zu den 7.600 Veranstaltungsstätten zählen zum Großteil Hotels, gefolgt von anderen Locations wie Kongresszentren, Hochschulen oder Baudenkmälern. Quelle: Statista-Veröffentlichung 10/24 basierend auf 2023 in Deutschland ermittelten Kennzahlen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.