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25. Mär 2025

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Business

Mobilität und Kommunikation sind in Krisenzeiten unverzichtbar – Im Interview mit Jens Schließmann, Geschäftsführer des Verbands Deutsches Reisemanagement e.V.

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Presse

Es werden wieder öfter die Koffer gepackt, um Geschäftspartner, Kunden und Händler persönlich zu treffen – trotz Unsicherheiten in der Planung, gestiegenen Kosten und Nachhaltigkeitsthemen. Wie die Branche mit diesen Herausforderungen umgeht, erläutert Jens Schließmann, Geschäftsführer des Verbands Deutsches Reisemanagement e.V., im Interview

Herr Schließmann, im Jahr 2023 gab es in Deutschland 116 Millionen Geschäftsreisen. Das sind mehr als doppelt so viele wie 22, aber trotzdem 40 Prozent weniger als vor der Pandemie. Wohin geht der Trend bei beruflichen Reisen?

Während globale Märkte optimistisch prognostizieren, dass die Ausgaben für Geschäftsreisen bald wieder das Niveau von 2019 erreichen, sind Travel Manager in Europa, insbesondere in Deutschland, deutlich zurückhaltender. Zwei zentrale Faktoren prägen die Entwicklung: Technologie und Nachhaltigkeit. Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht es, viele Meetings durch virtuelle Formate zu ersetzen, gleichzeitig gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung – nicht nur in ökologischer Hinsicht, sondern auch wirtschaftlich. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage und begrenzter Budgets wird stärker auf Produktivität geachtet: Geschäftsreisen sind seltener und werden gleichzeitig effizienter gestaltet. Oft werden mehrere Termine vor Ort kombiniert, wodurch sich die Reisedauer verlängert. Zudem gewinnt die soziale Nachhaltigkeit an Bedeutung: Neben Sicherheitsaspekten wird zunehmend Wert auf das Wohlbefinden der Reisenden gelegt. Hierauf kann auch der Trend Blended Travel einzahlen – die Verbindung von Geschäftsreise und Freizeit, indem man seinen beruflichen Aufenthalt privat verlängert. Die Zukunft der Geschäftsreisen wird somit durch einen bewussteren, effizienteren und nachhaltigeren Umgang geprägt sein.

Neben Sicherheitsaspekten wird zunehmend Wert auf das Wohlbefinden der Reisenden gelegt.

Was sind die größten Herausforderungen bei Geschäftsreisen?

Die drei zentralen Herausforderungen lauten Zuverlässigkeit, effiziente Prozesse und wirtschaftliche Unsicherheiten. Eine gut funktionierende Infrastruktur ist für reibungslose Geschäftsreisen entscheidend. Verspätungen, Ausfälle und Staus erschweren die Planbarkeit erheblich. Daher sind Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung von Verkehrs- und Digitalinfrastrukturen essenziell. Gleichzeitig sollten verschiedene Verkehrsmittel besser miteinander vernetzt werden. Unternehmen stehen zudem vor der Herausforderung, ihre Reiseprozesse effizienter zu gestalten – nicht zuletzt aufgrund steigender Anforderungen an Mobilität und Nachhaltigkeit. Digitale und integrierte Lösungen helfen, Abläufe zu optimieren und Ressourcen gezielter einzusetzen. Auch wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Entwicklungen erschweren die Reiseplanung. Dennoch bleibt der persönliche Austausch gerade in herausfordernden Zeiten unverzichtbar, da er Vertrauen stärkt und Stabilität in Geschäftsbeziehungen schafft.

Für viele Unternehmen ist die konjunkturelle Lage schwierig – für Hotels und Fluglinien aber auch. Wie gehen die Beteiligten mit den gestiegenen Kosten um?

Die Luftverkehrsbranche kämpft weiterhin mit hohen Abgaben. Auch Lieferengpässe bei neuen Flugzeugen und hohe Betriebskosten älterer, ineffizienter Modelle sind problematisch. Die Hotellerie spürt die Auswirkungen der gestiegenen Energiekosten und des Fachkräftemangels. Angesichts der steigenden Preise und weiterer wirtschaftlicher Herausforderungen setzen Unternehmen ihre Reisebudgets bewusster ein. Neben der Aushandlung individueller Corporate-Tarife mit Anbietern rückt eine frühere Buchung in den Fokus, um von günstigeren Preisen zu profitieren. Gleichzeitig werden Ein-Tages-Reisen zunehmend vermieden, Termine gebündelt und, wo möglich, Reisen durch virtuelle Meetings ersetzt.

Effiziente und gut durchdachte Geschäftsreiseprozesse sind essenziell, um die gesamte Reisekette – von der Planung bis zur Abrechnung – optimal abzubilden.

Stichwort Nachhaltigkeit und CO2 -Reduktion. Haben sich hier bereits neue Best Practices etabliert oder ist das noch Zukunftsmusik?

Unternehmen setzen zunehmend auf nachhaltiges Handeln – teils aufgrund regulatorischer Vorgaben, teils aus eigener Überzeugung. Während im produzierenden Gewerbe der Reiseanteil an der CO2-Bilanz des Unternehmens vergleichsweise gering ist, machen Geschäftsreisen in der Finanz- und Beratungsbranche einen viel größeren Teil der Emissionen aus. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die Ansätze für klimafreundlichere Geschäftsreisen. Der VDR bietet eine Plattform für den Austausch bewährter Nachhaltigkeitspraktiken. Wir beteiligen uns zudem an Initiativen wie der Climate Mobility Challenge, denn effektiver Klimaschutz gelingt nur gemeinsam.

Was sind aus Ihrer Sicht drei Maßnahmen, die Unternehmen jetzt ergreifen sollten, um ihre Geschäftsreisen strategisch zukunftsfähig zu machen?

Effiziente und gut durchdachte Geschäftsreiseprozesse sind essenziell, um die gesamte Reisekette – von der Planung bis zur Abrechnung – optimal abzubilden. Ebenso wichtig ist die Wahl der passenden Anbieter, denn die Reisebranche ist komplex und die Anforderungen an Unternehmen wachsen stetig. Verlässliche Partnerschaften mit professionellen Dienstleistern sind daher unerlässlich. Und drittens empfehle ich eine Mitgliedschaft im VDR. Über 600 Unternehmen sind bereits Teil unseres Netzwerks und profitieren von wertvollen Ressourcen sowie dem Austausch zu zukunftsfähiger geschäftlicher Mobilität. Stabile Wirtschaftsbeziehungen funktionieren nicht ohne Mobilität und Kommunikation!

Factbox

Auf (Geschäfts-)Reisen bewegt sich Jens Schließmann neben dem Öffentlichen Nahverkehr am liebsten zu Fuß, um möglichst viele Eindrücke von den Städten zu erlangen.

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.