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23. Jul 2019

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Gesellschaft

Nachhaltige Bauentwicklung und Digitalisierung

Journalist: Alicia Steinbrück

Interview mit Prof. Matthias Finkbeiner, Leiter des Instituts für Technischen Umweltschutz an der TU Berlin über Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Bauentwicklung. 

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind zwei aktuelle Begriffe der Bau- und Immobilienwirtschaft – Megatrends oder Modeworte?

Nachhaltigkeit für unsere gebaute Umwelt zu erreichen, ist eine zwingende Notwendigkeit. Die Hintergründe sind vielfältig und heute eigentlich allen klar: Klimaänderung, Energie- und Ressourceninanspruchnahme, oder einfach nur die Verbesserung der funktionalen Qualitäten unter Beachtung von optimierten Lebenszykluskosten. Nachhaltiges, zukunftsfähgies Bauen ist also kein Trend des Zeitgeistes, sondern die richtige und notwendige Evolution des Bauens. Und Digitalisierung ist einfach ein wesentliches Hilfsmittel, das schon heute das Planen und Bauen bestimmt und in den nächsten Jahren nochmals einen höheren Stellenwert einnehmen wird.

Inwiefern unterstützt die Digitalisierung das nachhaltige aber auch Kostenbewusste Bauen?

Wir sprechen in diesem Zusammenhang von BIM, Building Information Modeling. Bereits heute haben wir einen  digital unterstützten Planungsprozess, angefangen bei Entwurf und Konstruktion mit Hilfe von CAD. Dann geht es digital weiter bezüglich der statischen der energetischen, sowie der schall- und brandschutztechnischen Berechnungen. Insbesondere die Interaktion von Gebäude und Anlagentechnik ist ohne eine „digitale Kommunikation“ nicht mehr denkbar. Zukünftig werden diese ganzen Planungsschritte digital und quasi simultan von Architekten und  Experten am Gebäude-Modell durchgeführt werden können. Ein zentrales Element dabei sollte die  ökobilanzielle Beewertung aller Planungsalternativen sein – somit wird die Digitalisierung helfen, den ökologischen Fußabdruck des Bauens zu optimieren.

Ist die ökologische Modellierung von Gebäuden eine Vision, oder eine absehbare Technik und was können wir heute schon?

Nein, es ist keine Vision, sondern eine bereits vorhandene Technik. Natürlich nicht in der breiten Anwendung, aber es gibt bereits Programme mit denen Bauteile oder sogar ganze Gebäude ökobilanziell berechnet werden können. Gerade in Deutschland haben wir Gebäude-Bewertungssysteme, die sehr konkrete, wissenschaftlich robuste Methoden nutzen, um neben den funktionalen und ökonomischen Qualitäten auch die ökologische Bilanzierung zu erfassen. Dafür benötigt man  entsprechende Ausgangsdaten, also die Informationen über die eingesetzten Bauprodukte  – und auch dabei wird uns die Digitalisierung, d.h. der problemlose Zugriff auf einschlägige Datenbanken helfen.

Eine „ökologische Datenbank“? Wann steht so etwas zur Verfügung

Die Industrie hat diese Arbeit schon in Angriff genommen. Es sind gerade die Bauprodukte-Hersteller in Deutschland, die - übrigens weltweit führend-  ein umfassendes System zur ökobilanziellen Bilanzierung ihrer Baustoffe und Bauteile geschaffen haben. Die Industrie ist damit quasi in Vorleistung gegangen und stellt bereits heute einen umfassenden Katalog von sogenannten Umweltproduktdeklarationen, engl. EPD,  für viele Materialien und Bauprodukte zur Verfügung. Natürlich noch nicht für jedes einzelne Produkt aller Firmen. Meist sind es noch generische oder repräsentative Produkte, bzw. Ökobilanzen, die zur Verfügung gestellt werden, wobei einzelne Unternehmen auch Tools für spezifische EPDs aller Produkte haben. Die EPDs des Institut für Bauen und Umwelt, IBU, stellen von unabhängiger Seite verifizierte, und damit glaubwürdige und verlässliche ökobilanzielle Informationen dar.

Und diese Informationen werden digitalisiert und stehen dann den Gebäude-Modellen zur Verfügung?

Diese Informationen werden heute schon über Datenbanken digital zur Verfügung gestellt, aber sie haben Recht: am letzten Bindeglied, sozusagen der Schnittstelle dieser EPDs für die BIM-Welt wird aktuell noch gearbeitet. Sie sehen, Nachhaltigkeit und Digitalisierung passen vorzüglich zusammen und der Bausektorkann hier Vorreiter sein..

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.