28. Sep 2023
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Wirtschaft
Journalist: Chan Sidki-Lundius
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Foto: Scotty Turner/unsplash
Gesunde Gesellschaft, gesunder Planet: Eine auf Nachhaltigkeit und Ökologie ausgerichtete Landwirtschaft steht im Zentrum des „Green Deals“.
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Hier setzt der Grüne Deal der EU an. Er sieht vor, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Bis 2030 sollen die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Um dies erreichen, ergreift die EU verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, zur Emissionsreduktion und zur Förderung der grünen Wirtschaft. Sie alle sollen dazu beitragen, den Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu schaffen.
Ein nicht unerheblicher Teil der groß angelegten Strategie betrifft die Landwirtschaft. So zielt der Green Deal unter anderem auf die Stärkung der regionalen Produktion, auf die Minderung von Treibhausgasen im Zuge eines verstärkten Ökolandbaus sowie auf die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern ab. So soll der Einsatz chemischer Pestizide in der EU bis 2030 halbiert werden. Ferner sind mehr Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Biodiversität gefordert.
60 bis 70 Prozent der Böden in der EU sind aktuell nicht gesund. Zudem fällt jedes Jahr eine Milliarde Tonnen Boden der Erosion zum Opfer.
In den letzten Monaten ist weitere Bewegung in den Green Deal gekommen. Mit einer Richtlinie zur Bodenüberwachung werden die Weichen gestellt, um die Böden bis 2050 in einen gesunden Zustand zu versetzen. Hintergrund: 60 bis 70 Prozent der Böden in der EU sind aktuell nicht gesund. Zudem fällt jedes Jahr eine Milliarde Tonnen Boden der Erosion zum Opfer. Geplant ist, Daten zur Bodengesundheit zu erheben und diese Landwirten und anderen Bodenbewirtschaftern zur Verfügung zu stellen. Die Daten sollen dabei helfen, die am besten geeigneten Behandlungsmethoden umzusetzen, um die Bodenfruchtbarkeit und Erträge zu verbessern und zugleich den Wasser- und Nährstoffverbrauch zu senken. Zusätzlicher Vorteil: Gesunde Böden und bessere Daten eröffnen Landwirten und Bodenbewirtschaftern zusätzliche Einkommensquellen, etwa Vergütungen für Carbon Farming oder Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen.
Resilientere Lebensmittelsysteme dank neuer genomischer Verfahren
In den Fokus gerückt sind auch neue genomische Verfahren (NGT). Sie ermöglichen die Entwicklung von klima- und schädlingsresistenten sowie besonders ertragreichen Pflanzensorten, die wenig Düngemittel und Pestizide brauchen. Dadurch können der Einsatz und die Risiken von chemischen Pestiziden halbiert und die Abhängigkeit der EU von Agrarimporten verringert werden. Gemäß dem Vorschlag werden zwei Kategorien von mit NGT gewonnenen Pflanzen eingeführt: NGT-Pflanzen, die mit in der Natur vorkommenden oder konventionellen Pflanzen vergleichbar sind, und stärker modifizierte NGT-Pflanzen. Pflanzen der ersten Kategorie müssen vor der Nutzung gemeldet werden, Pflanzen der zweiten Kategorie den umfassenderen Prozess der GVO-Richtlinie durchlaufen. So soll eine konsequente Überwachung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen von NGT-Produkten sichergestellt werden.