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20. Mai 2020

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Gesellschaft

Nachhaltige Geldanlagen boomen

Journalist: Chan Sidki-Lundius

„Die nachhaltige Kapitalanlage steht zu Recht ganz oben auf der Agenda vieler Anleger“, sagt Volker Weber, Vorsitzender des FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen.


Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen, Foto: Presse

Mit 219,1 Milliarden Euro lag ihr Volumen Ende 2018 um mehr als 48 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert. Dies entsprach einem Zuwachs von 28,2 % bei Nachhaltigen Geldanlagen, die unter Berücksichtigung von umweltbezogenen, sozialen und auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung bezogene Kriterien verwaltet werden. Nachhaltige Investmentfonds und Mandate wuchsen 2018 sogar um 45 %. Dies sind die Kernergebnisse des letzten Marktberichts des FNG. Für 2019 erwartet Volker Weber ein Plus in vergleichbarer Höhe. Konkrete Zahlen wird der nächste Marktbericht zeigen, der am 8. Juni erscheint.

Bei den im Rahmen der Nachhaltigen Geldanlage eingesetzten Anlagestrategien werden die derzeit am meisten verbreiteten Ausschlusskriterien gern mit weiteren Anlagestrategien kombiniert. Bei Unternehmen achten Anleger vor allem auf die Einhaltung von Arbeitsrechten, die Bekämpfung von Korruption und Bestechung sowie die Achtung von Menschenrechten. Die Berücksichtigung von Klimaaspekten gewinnt über alle Asset-Klassen hinweg ebenfalls stark an Bedeutung. Ausgeschlossen werden daher zum Beispiel Unternehmen, die fossile Energieträger fördern oder verstromen. Bei Staatsanleihen steht der Ausschluss von Korruption an erster Stelle, auf den Plätzen folgen die Einschränkung der Bürgerrechte in Diktaturen und die Nichtratifizierung von Umweltkonventionen. „Getragen wird das Wachstum am Markt für Nachhaltige Geldanlagen maßgeblich von institutionellen Anlegern. Aber auch private Investoren legen deutlich nach“, weiß Volker Weber. „Viele von ihnen sehen sich in der Verantwortung, zukünftigen Generationen eine lebenswerte und zukunftsfähige Welt hinterlassen zu wollen. Deshalb achten sie bei der Auswahl ihrer Investments immer mehr darauf, wofür ihr Geld eingesetzt wird.“

Volker Weber geht davon aus, dass das 2018 beschlossene Maßnahmenpaket der EU-Kommission im Rahmen der Umsetzung des Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums großen Einfluss auf die weitere Weiterentwicklung des Marktes für Nachhaltige Geldanlagen und verantwortliche Investments haben wird. Zum Beispiel, weil Berater und Vermittler ab 2021 Nachhaltigkeit in das Anlagegespräch integrieren müssen und die Kunden nach ihren nachhaltigen Anlagepräferenzen befragen müssen, was bessere und fundiertere Angebote für Kunden zur Folge haben dürfte. Deutlich sichtbar sind auch erste Ansätze rund um die Wirkungsmessung von Nachhaltigkeit, da sind viele Produktentwickler gerade extrem am Drücker. In puncto Corona-Krise vertritt Weber eine eindeutige Meinung: Da hätten alle Federn lassen müssen, Anleger in nachhaltige Geldanlagen jedoch vergleichsweise weniger. Insofern böte die aktuelle Krise jetzt ideale Bedingungen für einen Neustart. „Anleger sollten sich fragen, in welche Bereiche und Branchen sie investieren, um sich vor einer etwaigen nächsten Krise zu schützen. Dabei gilt es, die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen mit in die Investitionsentscheidung einzubeziehen und diese langfristig zu betrachten.“ Denn Nachhaltigkeit habe immer auch etwas mit Weitblick zu tun. Mittlerweile gibt es rund 500 nachhaltige Fonds in Deutschland. „Rein theoretisch sind in allen Asset-Klassen nachhaltige Geldanlagen möglich“, bilanziert Weber. Wie hoch der Anteil im Portfolio sein solle, müsse letztlich jeder für sich selbst entscheiden.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.