24. Sep 2025
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Gesundheit
Journalist: Hauke Brost
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Foto: Presse, Youssef Labib/pexels
Schönheitschirurg Dr. Dr. Frank Muggenthaler (64) ist Facharzt für Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie, hat eine Klinik im Breisgau und eine Praxis in Basel.
Dr. Dr. Frank Muggenthaler, Vizepräsident der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland (GÄCD)
Herr Dr. Muggenthaler, warum kommen Patientinnen zu Ihnen? Ich bin auf Eingriffe im Gesichts- und Halsbereich spezialisiert. Meistens geht es um altersbedingte Veränderungen der Haut: Schäden durch Sonneneinstrahlung, Verhornungsstörungen, zu viel oder zu schlaffe Haut. Und in der Augenregion um das Anheben der Augenbrauen oder die Beseitigung von Tränensäcken.
Hat sich das Schönheitsideal verändert? Die meisten möchten einfach nur natürlich aussehen. Der Einfluss von Social Media wird überschätzt. Also die Leute kommen nicht mit einem Foto und sagen, so möchte ich auch aussehen. Sondern die Gesichtspartie soll unauffällig sein. Es geht nur selten darum, das Aussehen zu verändern, also ein anderer Typ zu werden – z. B. durch die sog. „Foxy Eyes“ mit einem leicht asiatischen Touch – sondern darum, dem früheren Zustand wieder nahe zu kommen.
Wie entsteht ein Schönheitsideal? Es geht immer darum, möglichst gesund auszusehen. Gesundes Aussehen signalisiert dem Unterbewusstsein nämlich eine gute Fortpflanzungsfähigkeit. Das gilt für Lippen, Augen, Haare, Zähne und Hals. Um bei den Lippen zu bleiben: Frauen mit ausreichend Östrogen, also vielen weiblichen Hormonen, haben von Natur aus vollere Lippen. Das heute weit verbreitete „Aufspritzen“ der Lippen ist also nichts weiter als ein Signal: Schau her, ich bin gesund und deshalb begehrenswert.
Ist das so einfach? Ja, das ist genauso wie bei Männern, wenn sie in die Mucki-Bude gehen: Auch ein Signal: „Schau her, ich habe Bizeps, ich bin ein ganzer Kerl.“
Es geht immer darum, möglichst gesund auszusehen. Gesundes Aussehen signalisiert dem Unterbewusstsein nämlich eine gute Fortpflanzungsfähigkeit.
Apropos Männer: Kommen die auch zu Ihnen? Auf acht Patientinnen kommen etwa zwei Männer. Es geht ihnen meistens um das Gleiche: Gesundes Aussehen signalisiert Erfolg, auch beruflich. Wenn z. B. der Hals nicht mehr klar definiert ist, sieht man buchstäblich alt aus.
Was kann man denn präventiv tun, um gar nicht erst eine Behandlung zu brauchen? Außer gesund ernähren und viel Sport? Sonneneinstrahlung vermeiden. Tragt Hüte, sage ich immer. Nichts schädigt die Haut so sehr wie die Sonne. Dann eine gute Reinigungscreme, um die schädlichen Umweltgifte auf der Haut loszuwerden, und eine retinolhaltige Nachtcreme. Retinol ist eine Vitamin A-Form und ein sehr guter Anti-Aging- Wirkstoff.
Jetzt reden alle von der sog. „Anti-Fett-Spritze...“ Ja. Sie ist ein absoluter Gamechanger. Sie wird die Medizin revolutionieren, da sie nicht nur hilft, Übergewicht loszuwerden, sondern auch ein wirksames Mittel gegen Demenz und Alzheimer ist. Es wird nicht lange dauern, dann will sie jeder haben.
Was hat sich in den letzten Jahren in Ihrem Beruf verändert? Seit Covid sind wir vorsichtiger, z. B. beim Aufspritzen von Lippen. Covid-Impfungen und -erkrankungen haben das Immunsystem verändert. Im Körper sind seit Covid neue Antikörper, die stärker auf Fremdkörper reagieren. Beim Unterspritzen kommt es deshalb häufiger zu Problemen.
Viele Frauen reisen ins Ausland, um dort plastische Eingriffe vornehmen zu lassen. Davon halten Sie sicher nichts? Es gibt im Ausland auch sehr gute plastische Chirurgen, z. B. in der Türkei. Das Problem ist nur die Nachsorge. Wenn mal was ist, und es kann immer mal was sein: Will man dann wirklich für einen Arztbesuch so weit reisen?
Nichts schädigt die Haut so sehr wie die Sonne.
In Deutschland gibt es ca. 600.000 chirurgische Schönheits-OPs p.a. Damit zählen wir zu den Ländern mit den häufigsten Eingriffen. Auf Platz 1 steht Fettabsaugen (17,8 %), gefolgt von Lidstraffungen.