18. Dez 2020
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Gesundheit
Journalist: Alicia Steinbrück
3 Experten über die Herausforderungen des digitalen Gesundheitswesens.

Die Pandemie hat die Servicebranche hart getroffen. Im Gegensatz dazu herrscht in der Medizin- und Pflegebranche starke Überlastung. Die Herausforderung bleiben die Zurückhaltung und die Skepsis mancher Entscheidungsträger gegenüber neuen Technologien. Aber die Spitzenunternehmen haben längst erkannt, dass Robotik und Digitalisierung weder Bedrohung für Arbeitsplätze noch Ausgabe für den äußeren Schein sind, sondern eine Investition in die Produktivität und Qualität.
Bis die breite Bevölkerung geimpft ist dauert es noch. Wir müssen mit COVID19 und potenziellen neuen Viren leben lernen. Hotels und Restaurants werden versuchen, diese neue Variable in ihre Geschäftsmodelle einzubeziehen und neue Maßnehmen zu entwickeln, z. B. mit kontaktlosem Service. Krankenhäuser, Arztpraxen, Altenheime, Schulen, Büros, Bahnhöfe, Geschäfte usw. brauchen effektive und kostengünstige Desinfektionsmethoden, beispielsweise mit Robotern. Sobald man die neue Normalität akzeptiert, sucht man proaktiv die Lösungen. Für diejenigen, die schneller reagieren, entstehen Wettbewerbsvorteile gegenüber ihrer Konkurrenz.

Zum Jahreswechsel blicken wir auf einen fundamentalen Wandel in unserem Gesundheitssystem: Weg von Insellösungen für wenige, hin zu funktionierenden, nutzbaren Antworten für viele. Interoperabilität lautet hier das „Zauberwort“, das es uns erlauben wird, in naher Zukunft mit unseren europäischen Nachbarn in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. Den digitalen Wandel, der schon viel zu lange zaghaft vor unserer Tür gewartet hat, lassen wir nun endlich ein und heißen ihn herzlich willkommen. Denn er ist ein echter „Game Changer“: So erwarten wir voller Spannung im kommenden Jahr die Test- und Einführungsphase der elektronischen Patientenakte, die sich Schritt für Schritt etablieren und ein echter Hafen für digitale Anwendungen werden wird. Mit dem Notfalldatensatz, dem E-Medikationsplan und insbesondere dem E-Rezept, welches Mitte 2021 kommt, werden Patienten die Vorteile ganz unmittelbar erleben können. Unsere E-Rezept-App wird ihnen dabei helfen, denn sie unterstützt den Kern dessen, was Digitalisierung im Gesundheitssystem bedeutet und bedeutsam macht: Den Menschen in den Mittelpunkt einer bestmöglichen Versorgung zu rücken – gute Aussichten.

Wegen Corona mussten interne Arbeitsabläufe schnell reorganisiert werden, um sie für „mobiles Arbeiten“ tauglich zu machen. Dabei war Geschwindigkeit wichtiger als „Change Management“, was sonst meist umgekehrt ist, aber auch zeigt, dass der Wille zur Veränderung oft der entscheidende Treiber ist.
Das Krankenhaus-Zukunftsgesetz bringt der Krankenhaus-Digitalisierung einen bisher nie da gewesenen Schub. Es finanziert Projekte, bei denen immer der Patient im Mittelpunkt steht, die Verbesserung der Behandlungsqualität und -sicherheit sowie generell der Schutz seiner Daten.
Die Interoperabilität, d. h. das möglichst einfache Zusammenspiel unter-schiedlicher Systeme, ist im Gesundheitsweisen nach wie vor ein zentrales Hemmnis. Die moderne Medizin generiert große Mengen qualitativ hochwertiger Daten, deren systemübergreifende Auswertung uns in Zukunft enorme Potenziale eröffnen wird.