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15. Mär 2023

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Gesellschaft

Neues Arbeiten und Leben auf dem Land

Journalist: Julia Butz

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Foto: Helena Lopes/pexels

Kreative Co-Working-, Wohn- und Arbeitsprojekte geben dem ländlichen Raum Chancen für eine positive Strukturentwicklung. 

Deutschlands Co-Working-Landschaft wächst. Auf einst abgelegenen Landgütern, in leerstehenden Industriehallen oder auf der Streuobstwiese entstehen Arbeitsplätze, die nach höchsten technischen Standards ausgestattet sind und als dezentraler Arbeitsort genutzt werden können, ohne täglich ins Ballungszentrum pendeln zu müssen. Die digitale Transformation bringt es mit sich und ermöglicht es, das Beste aus zwei Welten zu vereinen: Natur, Ruhe und Rückzugsorte, die das Landleben bietet, werden mit Kreativität, urbanen Trends und städtischer Kultur vereint. Die von Experten bezeichnete „Remote Work Revolution“ hat durch die Pandemie weitere Schubkraft erhalten und mit ihr die Hoffnung, vom Aussterben bedrohte ländliche Regionen über diese neue Form der Infrastruktur wiederzubeleben und Familien, junge Menschen und neue Arbeitskräfte für den Zuzug zu gewinnen.

War der Aufbau von Co-Working Spaces vor Corona meist eher privatwirtschaftlicher Natur, werden inzwischen variable Pop-Up Containerdörfer von Architektenteams und erfahrenen Baugruppen professionell durchkonzipiert oder als gezielte Initiative einzelner Kommunen von visionären Gemeindevertretern für eine nachhaltige Transformation der Region ins Leben gerufen. Auch die Co-Work-Space-Zielgruppe hat sich weiterentwickelt und findet sich nicht mehr ausschließlich unter den urban lebenden Kreativen, Solo-Selbstständigen oder digitalen Nomaden der IT-Branche. Auch für abhängig Beschäftigte und historische Berufsbilder wie Wissenschaftler, Berater oder Lehrer ist es durchaus interessant, an einem alternativen Arbeitsort mit günstigen Mieten in einer entspannten Umgebung zu arbeiten und ganz nebenbei die persönliche Work-Life-Balance zu verbessern. Fast jeder siebte Angestellte mit einer Bürotätigkeit wünscht sich bereits in einer wohnortnahen Bürogemeinschaft zu arbeiten.*

Und obwohl es vor allem in den Großstädten viele Singlehaushalte gibt und die meisten seiner Bewohner der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit eint, ist da doch die Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Beziehungen und danach, gemeinschaftlich etwas zu erschaffen und im besten Fall Teil einer Bewegung zu werden. Damit neues Arbeiten und Leben auf dem Land gelingen kann und aus abgelegenen Regionen wirklich lebenswerte Quartiere werden, geht es daher nicht nur um den Ausbau ausreichender Breitbandverbindungen, sondern darum, wirklich multifunktionale Orte zu schaffen, an denen unterschiedlichste Menschen Ideen und Wissen teilen und eine kreative und bunte Gemeinschaft entsteht, deren Energie auf die gesamte Region abstrahlt.

Nicht alle Co-Working-Angebote sind dabei auf einen langfristigen Standortwechsel angelegt. Der neue Arbeits- und Lebensplatz kann auch nur zeitweise in die Provinz verlegt werden. Indem für einen Sommer lang an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet wird, wie z. B. die Dorfmitte neu zu gestalten, ein Schloss durch ein neues Nutzungskonzept aus dem Dornröschenschlaf zu wecken oder den Ladenleerstand einer Kleinstadt zu einem Ort der Begegnung umzuwandeln. Immer nach dem Motto: gemeinsam Zukunft gestalten. Damit nicht nur einzelne Gebäude verändert, sondern ganze Orte wiederbelebt werden.
* lt. Studie „Bedeutung von Coworking Spaces als Dritter Arbeitsort“ des Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 4/22

In der Trendstudie „Coworking im ländlichen Raum“ aus 11/20 gibt die Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit CoWorkLandeG und Netzwerk Zukunftsorte Brandenburg e. V. einen Überblick über Nutzungsszenarien, Geschäftsmodelle und Zielgruppen neuer Arbeitsorte im ländlichen Raum.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.